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Zum fünften Mal fand er statt - der nationale Gedenktag - immer am 19. Januar -  zur Erinnerung an die Opfer von Verschleppung und Vertreibung. In diesem Jahr durfte Ödenburg die Feierlichkeiten ausrichten und wir haben uns sehr gefreut, als wir die offizielle Einladung dazu erhielten.

Ungarn hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten beispielhaft der Aufarbeitung diesem Teil der Geschichte gestellt und mit vielen Gesten einen Aussöhnungsprozess auf den Weg gebracht.

Beginnend bei der Entschuldigung, über die Annullierung der Kollektivschuldgesetze und Einführung von Entschädigungsregelungen bis hin zur Einrichtung einer Landesgedenkstätte, der Durchführung einer Gedenkkonferenz im Ungarischen Parlament und dem einstimmigen Beschluss des Parlaments, einen Gedenktag einzurichten. Die Vertreibung und Verschleppung der Ungarndeutschen, die Demütigungen - sie werden nicht mehr tabuisiert sondern in einem offenen Prozess beim Namen genannt. Immer im Hinblick darauf, dass die nachfolgenden Generationen nicht vergessen und aus dieser nationalen Katastrophe ihre Lehren ziehen.

Wir sind eigens für diesen einen Tag nach Ödenburg gereist und wir waren beeindruckt von der Veranstaltung. Perfekt durchorganisiert vom Symposium am Vormittag bis zum Ausklang im Rejpal-Haus. An dieser Stelle unser Dank an all diejenigen, die mit der Organisation betraut waren und hier hervorragende Arbeit geleistet haben!

Die Tagesordnung für das Symposium war vielversprechend. Alles Vorträge wurden simultan übersetzt so dass die deutschsprachigen Teilnehmer ebenso wie die ungarisch sprechenden Teilnehmer die Möglichkeit hatten, in Echtzeit zu folgen. Herr Emmerich Ritter, als Parlamentssprecher der Ungarndeutschen, führte durch das Programm. Vorweg sprachen drei Jugendliche in Tracht ein Gedicht, das auf den Inhalt der Vorträge eingestimmt hat "was wäre wenn..........ich auf der Liste stünde?......was würde ich mitnehmen von zuhause...." Materielle Dinge zu verlieren, das schmerzt schon sehr - aber die ideellen Dinge, wie Heimat, Freunde - die sind nicht mehr zu ersetzen, die veliert man für immer und schließt sie tief im Herzen ein.

Frau Magdolna Krisch, die Vorsitzende der deutschen Selbstverwaltung sprach ein paar Worte über die Ungarndeutschen, über deren Fleiß und Hingabe an die Heimat und über das jähe Ende, als sie 1946 in einen Zug gesetzt wurden mit einem Ziel das keiner kannte.... "behüt Dich Gott, liebe Heimat"

Hartmut Koschyk, der Beauftrage der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sprach über das Zusammenspiel von Heimat, Idendität und Glaube, darüber dass diese drei Stützen den Menschen Stabilität verleihen.  Das Zitat von Stephan I.  "Ein Land mit nur einer Sprache und einer Sitte ist schwach und gebrechlich"  hat auf die Situation im Jahr 1946 gepasst, lässt sich aber auch auf die momentane Situation weltweit anwenden. Manche Sätze verlieren nie Ihre Gültigkeit.

Herr Gustav Reingrabner, Theologe und ev. Superintendent, sprach über die westungarischen Komitate als Zufluchtsorte.

Zum guten Schluss folgte der einzige Vortrag des Vormittags in ungarischer Sprache von Dr. Andreas Krisch mit dem Titel die "Belohnung" für die Treue. Herr Krisch erläuterte, wie ergeben die deutschen Einwohner der Stadt Ödenburg gedient haben, wie fleißig und rechtschaffen und arbeitsam sie waren, wie wichtig für den Aufbau und die Entwicklung der Stadt. Schon im Jahr 1397 gab es ein deutsches Grundbuch in der Stadt Ödenburg. 1850 war Ödenburg zu 97% Deutsch.....(im Jahr 1949 waren es noch 3,6%). Ödenburg wird bis heute "Die Stadt der Treue" genannt. Letztendlich wurde aber die Treue der deutschen Bevölkerung nicht belohnt - sie mussten das Land, ihre angestammte Heimat, all ihr Hab und Gut, Ihre Freunde und Verwandten zurücklassen und in einem fremden Land neu anfangen......

Die Kranzniederlegung am Nachmittag erfolgte trotz eisiger Kälte sehr würdig mit feierlichen Ansprachen, dem folgte dann ein deutschprachiger Gedenkgottesdienst in der evangelischen Kirche.

Der krönende Abschluß des Tages war dann die Einladung der deutschen Selbstverwaltung von Ödenburg in das Rejpal Haus, wo bei Wein, Bohnenstrudel und Pogatschen noch viel geredet, gelacht und gesungen wurde.

Alles in allem war es ein Tag, an dem wir viel erlebt haben, viele Anregungen mitnehmen konnten und uns "Zuhause unter Freunden" fühlten. 71 Jahre nachdem meine Eltern und Großeltern die Heimat verlassen mussten durfte ich jetzt erleben wie wir alle - Ungarn, Österreicher und Deutsche - alle gemeinsam uns erinnert, gedacht und vereint gefühlt haben.

Der grausame Akt der Vertreibung hat stattgefunden, sie hat uns aber nicht auseinandergebracht  - das ist unser Fazit des Tages.

 

Fotos vom Symposium am Vormittag:

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Die Gedenkfeier am Nachmittag:

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Einleitende Worte von Tamás Fodor (Bürgermeister Ödenburg/Sopron).

 

Rede von Otto Heinek, dem Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.

 

Ödenburger Chor mit der ung. Nationalhymne und der Hymne der Ungarndeutschen.

 

 

 

Ausklang des langen Gedenktages beim Empfang der Deutschen Selbstverwaltung Sopron/Ödenburg im Rejpalhaus:

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