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Vor 100 Jahren hat sie in Wandorf in der Burgstallgasse als fünfte Tochter von Samuel Tschürtz und Katharina geborene Bader das Licht der Welt erblickt: Cecilia Stumpf, geborene Tschürtz. Nach ihr sind noch zwei Brüder geboren: Michael und Karl, das Nesthäckchen Gertrud machte die Familie dann komplett. In so einer großen Familie hat man es sicher nicht immer leicht, aber es waren auf jeden Fall genügend Spielkameraden vorhanden und das Leben im Dorf war für Cecilia als Kind doch recht beschaulich und friedlich. Es gab viele Kinder in Wandorf, sie besuchte den Kindergarten und später die Schule im Dorf.

1939 brach der zweite Weltkrieg aus und veränderte vieles im Leben der damals 16jährigen Cecilia. Die politische Situation spitzte sich von Jahr zu Jahr mehr zu. Cili musste arbeiten gehen, um ihre Familie zu unterstützen und fand eine Anstellung in einer Eisenfabrik und einem Privathaushalt. Ein Offizier der deutschen Wehrmacht meinte es gut mit ihr, und gab ihr den dringenden Rat, zu ihrer eigenen Sicherheit die Gegend zu verlassen - die russische Front rückte immer näher und für junge Frauen wie Cili wurde es gefährlich. Er gab ihr die Adresse seiner Frau in Deutschland, sie sollte dort hinfahren, diese würde ihr helfen. Cili war damals, im Jahr 1945 grade mal 22 Jahre alt, aber sie war eine mutige junge Frau und machte sich -gemeinsam mit zwei anderen jungen Mädchen aus dem Dorf - mit der Eisenbahn auf den Weg nach Bad Steben in Deutschland. Die beiden anderen Mädchen hat allerdings der Mut verlassen, sie drehten in Wien um und fuhren wieder nach Hause. Cili aber blieb bei ihrem Vorhaben. In Bayern musste dieser Zug allerdings wegen eines Bombenalarms gestoppt und evakuiert werden. Cili war nun in Bayreuth gestrandet und fasste dort tatsächlich auch Fuß.

Die Anfangsjahre waren sicher schwer. Eine junge Frau, fern der Heimat, ganz alleine. Kein Kontakt zur Familie. Aber Cili hat sich durchgebissen und durchgekämpft. Im Jahr 1946 erfuhr sie, dass ihre Familie und alle Verwandten aus Wandorf ausgewiesen worden waren. Aber wohin ihre Familie gekommen war, dass erfuhr sie erst mal nicht. Wie sollte sie die jemals wiederfinden? Cili wandte sich schließlich an den Suchdienst des Roten Kreuzes und tatsächlich erfuhr sie einige Zeit später, dass ihre Familie nach Deutschland, nach Baden-Württemberg gekommen war. Im Jahr 1948, drei Jahre nach ihrer Abreise aus Wandorf, sah sie ihre Familie dann zum ersten Mal wieder!

Cili hatte mittlerweile in Bayreuth eine neue Heimat gefunden, dort geheiratet, sich ein Leben aufgebaut. Der Krieg war vorbei, mit der ihr eigenen Willenskraft hat sie das neue Leben in Deutschland angenommen, war 32 Jahre in einer Spinnerei tätig und ihren Kindern eine liebevolle Mutter. Wandorf, den Ort an dem Sie geboren und aufgewachsen war, hat sie aber nie vergessen und ihren Kindern - und später den Enkelkindern immer wieder davon erzählt. Durch den Krieg und die Ausweisung war die Familie Tschürtz zerstreut worden und lebten nun in verschiedenen Gegenden in Deutschland.

Am 13. Juni 2023 durfte sie nun bei guter Gesundheit ihren 100. Geburtstag feiern. Der Oberbürgermeister aus Bayreuth kam zum gratulieren vorbei und ließ es sich nicht nehmen, mit Cili anzustoßen. Im Kreise ihrer Familie wurde der Tag noch gebührend gewürdigt.

Liebe Cili - wir gratulieren Dir ganz herzlich zu Deinem Ehrentag. Du kannst mit Stolz auf Dein Leben blicken!