Der geistige Mittelpunkt eines Dorfes war, wahrscheinlich schon seit der Christianisierung der Jennanen, die Kirche. So ist es nicht verwunderlich, daß in Harkau auch baulich gesehen, die Kirche im Mittelpunkt des Dorfes steht. Die in der Gegenreformation enteignete und jetzt kath. Kirche steht auf einem kleinen Hügel mitten der verbreiterten Dorfstraße.


Die beiden Häuserreihen des Straßendorfes rücken hier besonders weit auseinander, so daß vor und um die Kirche eine weite, freie Fläche sich ausbreitet. Bis Mitte des 18. Jhdt., bis eine Verordnung Maria Theresias, lag hier um die Kirche der Friedhof, der "Kirchhof" des Dorfes. Diese Kirche ist schon sehr alt. Der älteste Teil des Gotteshauses stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jhdt.; sie wurde schon 1309 zum erstenmal urkundlich erwähnt und war den beiden Aposteln Peter und Paul geweiht. Das Kirchweihfest wurde auch an "Peter und Paul" (29.6.) schon im Mittelalter gefeiert, bei dem es, laut Dr. Hazi, "sehr hoch herging", da viele Besucher aus den umliegenden Gemeinden zur Harkauer Kirchweih kamen. Sicher ist es nicht von ungefähr, daß die Harkauer, als sie das Marktrecht erhalten hatten, ihren Markt gerade auf den 29. Juni legten. Die Kirche ist laut E. Csatkai - "ein bedeutendes, kunstgeschichtlich interessantes, für Westungarn typisches Bauwerk?" Es "war eine Pfarrkirche" und nach Feststellung des Raaber Kononikus, Dominikus, aus dem 15. Jhdt. "eine der besten Pfarrkirchen in den Gemeinden des Raaber Bistums." Wahrscheinlich wurde sie von einer der beiden (oder von beiden gemeinsam?) adeligen Familien der "von Harka" erbaut. Aber durch die allmähliche Verarmung der einen und der Streit zwischen den beiden Familien des Ortsadels wurde die Instandsetzung der Kirche Ende des 14. Jhdt. vernachlässigt.

Nachdem die Stadt Ödenburg 1429 die Gemeinde erworben und ihren Besitz auch gegen die mächtige Magnatenfamilie der Kanizsay im Prozeß behaupten konnte, wurde die Kirche gleich auf Kosten des neuen Grundherren, der Stadt Ödenburg, im Jahre 1432 renoviert. Gleichzeitig erhielt die Stadt auch das Recht, einen Pfarrer für Harkau zu ernennen. Als erster Pfarrer für Harkau ernannte die Stadt Johann Wuner: Kaiser/König Sigismund schenkte im Jahre 1430 den Ort Kolnhof der Königlichen Freistadt Ödenburg. Damals war die Bevölkerung Kolnhofs noch rein deutsch. Da Kolnhof keine selbständige Pfarrei sondern eine Filiale von Deutschkreutz war, versuchte Ödenburg verständlicherweise die kirchliche Abhängigkeit ihres neu erworbenen Dorfes von Deutschkreutz zu lösen. Dem widersetzte sich natürlich der Pfarrer von Deutschkreutz, da er dadurch seine Einkünfte geschmälert sah und strengte beim Raaber Bischof einen Prozeß gegen die Stadt Ödenburg an. Der Bischof riet dem Pfarrer zur Einigung in Güte. Die Stadt zahlte dem Pfarrer in Deutschkreutz 10 Pfund Denar als einmalige Abfindung, und so kam Kolnhof als Filiale an Harkau.

Die Harkauer Pfarrei muß sehr einträglich gewesen sein, denn ihr Pfarrer Joh. Wurzer konnte schon 1435 dem Rechtsanwalt Georg Heller in Wiener-Neustadt die beträchtliche Summe von 14 Goldgulden leihen, worüber es dann zu einem Prozeß kam. Da Pfarrer Wurzer 1437 verstarb, wurde ein neuer Pfarrer, namens Stephan, in Harkauer Urkunden erwähnt. Im Jahre 1467 wird die Kirche abermals umgebaut und renoviert. In den Chor, im östlichen Teil der Kirche, werden spätgotische Fenster eingesetzt. Auf der südlichen Längsseite wird ein spätgotischer Eingang angebracht, der bei der großen Renovierung im Jahr 1970 wieder freigelegt wurde. 1467 hinterließ die Witwe des reichen Ödenburger Bürgers Egidy Eilinsgrab in ihrem Testament die beträchtliche Summe von 5 Pfund Denar für die Harkauer Kirchenrenovierung. Auch 1523 wurde die Kirche wieder renoviert, denn die Harkauer Untertanan kauften einige Kubikklafter Kalk von der Stadt für denselben Zweck. Wahrscheinlich wurde damals auch die verhältnismäßig große Sakristei auf der Nordseite angebaut. Im Jahre 1558 starb der Harkauer Pfarrer Peter Rauscher; Sein Testament ist im Archiv erhalten. Daraus geht u. a. hervor, daß Harkau damals das zweitgrößte Stadtdorf (nach Agendorf) war und 40 Untertanen mit je einem halben Lehen und 10 Hofstätter in Harkau wohnten. Nach dem Tode Rauschers kam Thomas Winkler als Pfarrer nach Harkau, der in seinem Alter auf Drängen des Ödenburger evang. Pfarrers Musaeus in Ödenburg ein Benefizium erhalten hatte, dadurch konnte die Harkauer Pfarrei mit dem ersten evang. Prediger besetzt werden (Dr. Bán).

Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)