Als Kaiser Karl der Große zwischen 791 und 796 die Awaren besiegte und sein Reich bis zur Raab ausdehnte, siedelte er auch franko-bajuwarische Bauern in unserer Gegend an. Selbst der sehr magyarisch gesinnte Kirchenhistoriker Prof. Alexander Payr schreibt in seinem 1916 erschienenen Buch: "... die deutsch-bajuwarische Urbevölkerung (Ödenburgs und Umgebung) wurde von dem Magyaren bei ihrer Landnahme schon hier vorgefunden..." Damals (1916) musste durch die Magyaren noch nicht bewiesen werden, dass sie ein "älteres Anrecht" auf Ödenburg hätten.
Dies zu "beweisen" blieb den Chauvinisten der Horthy-Aera, zwischen 1921 und 1945 vorbehalten. Aber selbst der bekannte ung. Schriftsteller Rudolf Becht schreibt 1937 (also auf dem Höhepunkt des magyarischen Chauvinismus!) in der Zeitschrift "Soproni Szemle" S. 5 (ungarisch) "...Die Awaren gründen ihr Reich, aber Karl der Große , besiegt sie und ruft die Ostmark ins Leben. Bajuwarische Siedler wandern über die Leitha in die öde, verlassene Burg, nach Ödenburg... ?" Die erste Urkunde über Ödenburg stammt aus dem Jahre 859, also aus einer Zeit, als die Magyaren noch nicht im Karpathenraum lebten, da sie ja erst 896 unter ihrem Führer Arpad in das Donaubecken kamen. Laut dieser Urkunde vom 24. September 859 schenkte Kaiser Ludwig der Deutsche, der Enkel Karl des Großen, auf Bitte des Bischofs von Passau, Hardwich, dem Chorbischof Albrich Ländereien zu "Odinburch". Vielleicht gehörte auch Harkau zu den "Ländereien"; denn die kaiserlichen Schenkungen an die Kirche waren stets großzügig! Jedenfalls blieb der Name "Odinburch"-Ödenburg bis heute erhalten. Wäre die deutsche Bevölkerung in und um Ödenburg während oder nach der Landnahme der Magyaren vertrieben und die Gegend mit Magyaren besiedelt worden - wie das der ungarische Archivar Dr. Hazi behauptet - hätte sich der Name Ödenburg nicht erhalten, sondern wäre längst in Vergessenheit geraten. Laut Dr. Hazi sollten nämlich die Deutschen erst im 14. Jahrhundert nach Ödenburg und Umgebung "eingesickert, zugereist" sein. Dem ist zu entgegnen, dass die kleine Zahl der Magyaren nach der Landnahme sich hauptsächlich in der Ebene (zwischen Donau und Theiß und östlich der Theiß) niederließ, wo das Nomadenvolk genügend Weidefläche für ihr Vieh vorfand. Die Deutschen in Ödenburg und in den umliegenden Dörfern waren auch nach der Landnahme der Ungarn (Selbstbezeichnung, Magyaren, sprich: Madjaren) in ihrer Heimat geblieben. Warum hätten auch die deutschen Bauern - von Karl dem Großen angesiedelt - aus der Gegend um Ödenburg von den 896 in den Karpathenbecken eingewanderten Magyaren vertrieben werden sollen? "Die Weite des Raumes und die relativ geringe Bevölkerungszahl erlaubte es ihnen, in der Ebene zu bleiben" (Dr. Huber). Warum sollten sie auch Ödenburg und Umgebung besetzen, wo schon bayrisch-fränkische Siedler in mit Steinen und Ziegeln gebauten Häusern wohnten, die die Magyaren kaum kannten, ja sogar verabscheuten. Bischof Otto von Freising, der mit dem zweiten Kreuzzug 1147 - also 250 Jahre nach der Landnahme der Magyaren - durch Ungarn kam, konnte als Augenzeuge von den Magyaren schreiben: "In ihren Siedlungen gibt es wenig Häuser aus Holz, noch weniger aus Stein. Sie verbringen den Sommer und den Herbst lieber unter Zelten" (nach Dr. Huber, S. 64) Zwar vermuten einige Historiker, dass nach der Schlacht bei Pressburg, im Jahre 907, die Deutschen sich hinter die Emns zurückgezogen haben. Für die überlebenden Ritter trifft das sicher zu, nicht aber für die bayrischen Bauern dieser Gegend. So schreibt L. Pflegler (S. 16) "... um etwa 1000 war das vorgelagerte burgenländische Grenzland nicht nur von den im Lande gebliebenen überwiegend deutschen Bauern, sondern auch schon von den zurückgekehrten bayrischen Rittern bewohnt und organisiert..."
Nach der Niederlage der Magyaren auf dem Lechfeld (955) errichteten sie an der Westgrenze ein großes Niemandsland und Grenzverhaue. Diese begannen an der Donau und zogen sich nach Süden hin zum Neusiedler See und zum Wasen (=Hansag). Die Flüsse Raab und Rabnitz wurden mit einbezogen.
Nur an zwei Stellen konnte man diese Sumpfzone überqueren. Die Übergänge wurden mit Torburgen gesichert. Solch eine Torburg (ungarisch: "kapuvar") war die Stadt Kapuvar, etwa 30 km Luftlinie östlich von Ödenburg. Die magyarische Bezeichnung für diese Sumpfzone: "gyepüöv" beinhaltet etwa: sumpfige Rasenfläche als Niemandsland, lat. Terra nullius. Diese Theorie führt sogar der Chronist Anonymus an, der Ende des 13. Jahrhunderts seine märchenhafte Legende über die Landnahme der Magyaren geschrieben hat und dabei aus der Sicht seiner Zeit die Geschehnisse der Landnahme schildert, wobei er z. B. Städte erwähnt, die es bei der Landnahme der Magyaren noch gar nicht gegeben hatte. Aber er schreibt auch, dass die Magyaren im Westen bis zur Raab und Kleinen Raab (= Rapca) vorgedrungen seien (nach Szalay-Barti). Daraus kann geschlossen werden, dass die Gegend westlich von Kapuvar, also die um Ödenburg, auch selbst zu Anomymus Zeiten noch nicht mit Magyaren besiedelt war, selbst dann, wenn die Gegend politisch bald zu Österreich, jedoch meistens zum Königreich Ungarn gehörte.
Nun ist es Tatsache, dass schon Fürst Geza (regierte 972 bis 997) dem Zuzuge Deutscher Einwanderer keine Hindernisse in den Weg legte. Als seine Gesandten im Jahre 973 in Quedlinburg vor Kaiser Otto II. erschienen, gaben sie im Namen ihres Herrn das feierliche Versprechen, dass alle christlichen Fremden, die sich in Ungarn dauernd niederlassen wollen, freundlichst aufgenommen werden (nach Dr. Huber). Und in einem neueren ungarischen Werk über "Ungarn" 1984 (deutsch!) heißt es: "Geza" (972-997) berief Missionare und feudale Ritter aus dem Westen, um mit ihrer Unterstützung den Widerstand gegen den neuen Glauben und die neue Lebensform zu brechen" (S.9) "Nach der Heirat seines Sohnes Stephan I mit der bayrischen Herzogstochter Gisela, wodurch der Ungarnkönig Schwager des deutschen Königs Heinrich war, standen die Pforten Ungarns für deutsche Siedler noch weiter offen... ?". Von einer Niederlassung der Ungarn in Ödenburg zur Zeit Stephans findet sich in den Quellen aber nirgends eine Erwähnung" (Huber, S.64) "Dr. Hazi behauptet, Stephan der Heilige habe Kroisbach dem Bischof vom Raab geschenkt, und der ung. Historiker Pauler reiht Ödenburg den Gespanschaften (Komitaten) zu, die noch Stephan der Heilige gegründet hat. Es hätte also schon unter ihm in Ödenburg eine Befestigung mit einem Comes (Grafen) und königlichen Dienstleuten gegeben.
Der einzige Beweis, den Pauler für seine Behauptungen anzuführen vermag, ist die Nachricht einer ungarischen Chronik, laut welcher im Jahre 1071 bei der Belagerung Belgrads durch die Ungarn sich die Supruner (Ödenburger) unter ihrem Führer Ivan besonders hervorgetan hätten. Dies würde aber nur beweisen, dass im Jahre 1071 in Ödenburg Kriegsleute waren, die an der Belagerung Belgrads teilnahmen, nicht aber, dass es solche schon zu Sankt Stephans Zeiten in Ödenburg gab. Aus der Angabe der Chronik geht auch nicht hervor, ob die Truppe aus Ödenburg, die sich bei Belgrad so gut geschlagen hat, aus Ungarn, Petschenegen oder aus Deutschen bestanden hat. Die Stelle beweist also gar nichts bezüglich der Behauptung, dass zu Sankt Stephans Zeiten Ödenburg schon der Mittelpunkt einer Gespanschaft war.
Erst unter Ladislaus dem Heiligen (1077-1095) konnte das außer der ungarischen Verteidigungslinie liegende Ödenburg zu einem festen Grenzplatz im Westen und zum Mittelpunkt einer Gespanschaft gemacht werden, und man wählte zu diesem Zwecke gerade Ödenburg, weil es dort schon eine Siedlung gab, und diese Siedlung war deutsch" (Huber S. 64). Der erste ungarische König, Stephan der Heilige, holte viele Deutsche (Ritter, Handwerker, Mönche, Bauern) in das Land, "um die Krone zu schützen", und um dem Nomadenvolk den Magyaren den Ackerbau zu lehren. Es ist sicher nicht zufällig, dass in der ung. Sprache der Pflüger "szantó (sprich: Santo = heiliger Mann) heißt, denn es waren die deutschen Mönche "Heilige Männer", die dem Volk der Magyaren die Haupttätigkeit des Bauern, das Pflügen, beibrachten. So muss der unter der Horthy-Ära groß gewordene und als "nicht deutschfreundlich" bekannte Karl Mollay vor 1956 noch zugeben (ungarisch). Die angesiedelten Prämonstratenser (in Csorna) und die Zistenzienser (in Borsmonostor) rodeten die Wälder und legten die Sümpfe trocken und vermehrten das Ackerland", dann fährt er fort: "... Ende des XII. Jahrhunderts wechselte das Gros ("a magyar nep zöme") des ungarischen Volkes vom halbnomaden Hirtendasein zur pflügenden Landwirtschaft über (Csatkai, S. 44).
Leider dauerten die Streitigkeiten, Überfalle und Vergeltungsmaßnahmen an der Westgrenze Ungarns, zwischen Österreich und Ungarn besonders im 12. und 13. Jahrhundert an. Besonders unter dem Ungarnkönig Stephan II. (1116-31) und dem Markgrafen von Österreich, Leopold (der Heilige) von Babenberg kam es wiederholt zu Einfallen in das Land der anderen die natürlich wieder mit einem Gegenangriff und Racheakt beantwortet wurden. So überfiel Stephan II. mit einem großen Heer die Gegend des Leitha-Gebietes. Als Vergeltung rächte sich Markgraf Leopold vereint mit dem Herzog von Böhmen damit, dass sie in das Komitat Ödenburg einfielen und das ganze Gebiet verwüsteten (Szalai-Baróti I/S. 204). Im Jahre 1241 besiegten die Mongolen bei der Muhi-Pusta am Sajo Fluß das ungarische Heer, so daß der König sogar aus dem Lande fliehen musste. Friedrich der Streitbare, Markgraf von Österreich, der letzte Babenberger, gewährte zwar dem flüchtenden Ungarnkönig Bela IV. in Bruck an der Mur Asyl, nahm ihm aber nicht nur seine mitgeführten Schätze ab, sondern der bedrängte König musste auch die drei westlichen Komitate Pressburg, Wieselburg und Ödenburg an Friedrich abtreten. Nachdem aber die Mongolen wieder abgezogen und der König in sein Land zurückgekehrt war, griff dieser Friedrich mit einem Heer an. In diesem Kampf wurden vom König besonders Ödenburg und die umliegenden Ortschaften verwüstet. Auf ung. Seite zeichneten sich besonders Marcellus von Pagha und Sebreth von Szamtou (Antau?) aus. Darum erhielten sie vom ung. König eine dieser "umliegenden verwüsteten Ortschaften", das Gut Bujuslow, das spätere Deutschkreutz. Eine diesbezügliche Urkunde wurde 1245 in Stuhlweißenburg (Szekesfehervar) ausgestellt.
 
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)