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Die radikale Lösung
Das "Hitler Deutschland" hat schon vor dem 2. Weltkrieg die in den europäischen Länder lebenden Deutschen als Werkzeug für ihre Eroberungsziele benutzt. Parallel dazu haben sie aus den baltischen Ländern, aus Bessarabien, aus der Bukowina, aus Bulgarien und aus Nord Italien die dort lebenden Deutschen in das Dritte Reich übersiedelt.
 
Bei der Räumung der besetzten Gebiete, selbst im Schatten des Kriegsverlustes, waren sie bestrebt, viele Deutsche in das Reichsgebiet zu evakuieren. Im Programm der bürgerlichen Tschechischen Emigranten tauchte zum ersten mal die Möglichkeit einer Massenausweisung nach dem Krieg auf. Der Tschechoslowakische Versuch zur Assimilierung der Deutschen und Ungarn war wenig erfolgreich, so dass man das Problem mit einer Massenaussiedlung zu lösen gedachte.
 
Die Großmächte nahmen auf der Potsdamer Konferenz zu der Frage der Aussiedlung Stellung. Der Kontrollrat der Verbündeten bestimmte am 20. November 1945 die Anzahl der Auszusiedelnden für die jeweiligen Länder. Die Quote für Ungarn wurde auf eine halbe Million festgelegt.
 
Die ungarische Regierung hat mit 200.000 Auszusiedelnden Deutschen gerechnet, doch die Verordnung (12330/1945.Me.17) hat aussergewöhnlich radikale Verfügungen enthalten. Danach konnten nur jene Deutschen enthoben werden, die aktive Mitglieder in irgend einer demokratischen Partei oder Gewerkschaft waren, oder mit deutscher Muttersprache, doch sich zur ungarischen Nationalität bekannten, und deswegen einer Verfolgung ausgesetzt waren.
 
Sie sangen die ungarische Hymne
 
ImageIm April 1946 verließen gezwungenermaßen 8.208 das Land ihrer Vorfahren und den ganzen Besitz. Der erste Transport mit 680 Auszusiedelnden fuhr am 14. April in Agendorf ab. Am nächsten Tag traf das gleiche Schicksal 538 Personen, ebenfalls von Agendorf aus. Das von Eugen Schusteritsch eingerichtete und von ihm hervorragend geleitete Heimatmuseum in Bad Wimpfen gibt uns in dem von ihm stammenden Aufnahmen einen einmaligen Einblick in dieses Drama.
 
Auf einem unbekannten Bahnhof wurde die Aufnahme vor dem 17. Wagon des zweiten Transportes gemacht. Vor dem Viehwagon sitzt der Dorfschmied Andreas Marx. Mit seiner Familie kam er nach Fahrenbach Kreis Mosbach, wo er sesshaft wurde. Ein Familienmitglied der Hauer Familie lebt in Strümpfelbrunn, Kreis Mosbach. Frau Wödl und ihre Kinder wohnten erst in Trienz, danach in Pfullingen. Neben der an die Wagontür angelehnten Leiter sitzen Frau Kirchknopf und Frau Rath, ihre Familie lebt in Talheim. Desgleichen sind auf der Aufnahme vor der Wagontür des 14. Wagons auch noch andere Agendorfer zu sehen. Dreissig Personen mit ihren Siebensachen wurden jeweils in einen Wagon verfrachtet. Vor der Abfahrt am Agendorfer Bahnhof läuteten die Kirchenglocken und die Aussiedler sangen die ungarische Hymne. Über der ungarischen Grenze, in Loipersbach, hielt der Zug, einige Familien flüchteten mit ihren Habseligkeiten. Der Weg des Zuges ging über Wiener Neustadt. Am 22. April erreichten sie Passau. Von hier aus ging es nach Nürnberg, und am 24. wurde die Gruppe aufgeteilt.
 
ImageAuf dem dritten Bild sehen wir den Schlossermeister Matthias König mit seiner Familie. Auf der einzigartigen Aufnahme von den Soproner Deutschen, ist in Kreideaufschrift die rüde Wahrheit der Aussiedlung zu lesen: "In der Wiege schaukelten sie, wurden sie hinausgeschmissen". Fast ein halbes Jahrhundert ist die Frage unbeantwortet, was ist mit den ehemals in Sopron Geborenen geschehen, wohin kamen ihre Familien? Auf diesem Gebiet hat Andreas Schindler von seinem geliebten Heimatdorf vieles erforscht. 1987 erschien von ihm ein ausgezeichnetes Buch über Harkau.
 
Die Deutschen aus der Gegend von Sopron sind - was wir aus unermüdlichen Forschung von Eugen Schusteritsch wissen -  hauptsächlich in der Gegend von Nürnberg, Heilbronn, Stuttgart, Hessen und Baden Württemberg angesiedelt. Die Wandorfer kamen nach Schwäbisch Gmünd und Mosbach. Die Wolfser und die Kroisbacher kamen in die Gegend von Heidenheim, Nürnberg und Gundelsheim.
 
In Harkau im Hof von Richter Johann Buchhaas auf einer großen Tafel wurden die Namen der Auszusiedelnden kund getan, Die Familien und Familienmitglieder wurden nach Straßen und Hausnummern aufgeführt. Viele konnten es gar nicht glauben, dass sie ihre angestammte Heimat verlassen und ihr Hab und Gut zurücklassen müssen. Die Harkauer haben bis zum Schluß ihre Frühjahrsarbeiten verrichtet. Es gab welche, die selbst die Maikirschen, die durch die warme Witterung gereift waren,pflückten.
 
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Nach einem letzten Gottesdienst am 12. Mai, begaben sie sich, je zu 20-30 Personen in die bereitgestellten Wagons. Der Transport bestand aus 23 Wagons, nachdem er einen Tag auf der Harkauer Station herumgestanden ist, hängte man 3 Wagons Wolfser und 4 Wagons Soproner zu den 23 Wagons. Der erste Aufenthalt war in Wiener Neustadt, wo sie vom Roten Kreuz Tee bekamen.
 
In Passau kamen sie auf deutschen Boden, wo sie das erste mal warmes Essen bekamen. Es folgten die Städte Nürnberg, Würzburg und Fulda. Am 18. und 19. Mai wurden sie im Kreis Marburg an der Lahn verteilt. Es geschahen auch noch weitere freiwillige oder Zwangsumsiedlungen.
 
Die neueste Schicksalswende hat die Deutschen aus der Gegend von Sopron in viele Gegenden verschlagen. Ihr Können, ihr Fleiß und die von ihren Ahnen mitbekommenen Erfahrungen halfen ihnen über viele Schwierigkeiten hinnweg. Viele glauben bis heute, dass ihr Glück in der Fremde, in der Gegend des Neusiedler Sees begann.
 
Szita Szabolcs
 
Auswirkungen auf Ungarn
Die erste Gruppe von Deutschen verließen im Januar 1946 in Viehwaggons Ungarn. (Schon vor der Aussiedlung wurde ein Presserummel gegen die Schwaben betrieben). Im Laufe des Jahres kamen annähernd 134.000 Deutsche in die amerikanische Zone Deutschlands. Bis Mai 1947 kamen noch weitere Transporte hierher, danach wurden diese Transporte abgestellt. Ab Frühjahr 1947 wurden 50.000 Deutsche in die sowjetisch besetzte Zone ausgeliefert.
 
Die so von ihrer Heimat Vertriebenen, in Massen ankommenden Menschen, verursachten bei der Unterbringung große Probleme. Sie wurden in den weniger zerstörten und zum großen Teil mit viel Landwirtschaft betriebenen Ländern wie Niedersachsen, Bayern und Schleswig Holstein, angesiedelt.
 
Hier gab es in der von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung Arbeitsmöglichkeiten, die Versorgung mit Lebensmitteln verursachte hier weniger Probleme.

 

Die Diktatur der Großmächte erschwerte die Verwirklichung, da es in den besetzten Zonen keine deutsche Behörde gab, die sich mit der Masse der um ihr Letztes gebrachten Menschen beschäftigte. Doch es kam eine günstige Wendung. Der Marschall-Plan und die aufstrebende Industrie brauchten mehr Arbeitskräfte, die meist unqualifizierten und dadurch billigen Arbeitskräfte aus Mittel- und Osteuropa spielten eine wichtige Rolle.

 
Bis zu unseren Tagen, gehört die quälende Frage, dass in Mittel- und Osteuropa wenige bis zu der Erkenntnis durchgedrungen ist woher kommen wir, wohin gehen wir. Es wäre eine wissentschaftliche Unersuchung und Prüfung notwendig. Man müßte zu der Erkenntnis kommen, dass alle Bestrebungen, welche eine reine Nationalität anstreben, nicht mehr zeitgemäß sind. Leider werden bis heute mit verschiedenen Mitteln, einschließlich Mord die ethnischen Säuberungen betrieben. Dabei ist es zur Wirklichkeit geworden, dass in unserem Raum nicht nur durch kriegerischen Vernichtungen, sondern die Minderheiten durch ethnische Verfolgung einen Verlust erleiden. Es ist unverzeihlich, dass durch die Vernichtung des Judentums die wirtschaftliche Wirkung genau so, wie das landwirtschaftliche und handwerkliche Können des Deutschtums, durch die mit Gewalt "entzogene" bzw. ihre Aussiedlung aus dem von ihren Ahnen geformten, und ausgebauten Gegenden geschehen ist.
 
Alles das ist mit der Vertreibung der Deutschen aus der Soproner Gegend, eine neue historische Einmischung, und eine Lehre. Die Aussiedlung von 1946, und in diesem Zusammenhang wurde nicht nur die vorhandene Produktion und Kultur gestört, es war auch für die Wirtschaftskultur hinderlich. Es brachte einen Rückschritt für die Wirtschaft und Kultur. Die damalige dumme Propaganda und Lügen:
 
"mit einem Bünkerl sind sie gekommen - mit einem Bünkerl sollen sie auch gehen"
 
und die starken Bestrebungen haben für Jahrzehnte der einheimischen Wirtschaft geschadet. Unbestreitbar ist, dass die Soproner Selbstverwaltung sonst nichts als protestieren konnte.
 
 
Quelle: unbekannte ungarische Zeitung nach 1987
übersetzt aus dem ungarischen von Ludwig Müllner