Mundartdichter; * 1880; † 1970
Ein Mundartdichter ...

Die westungarndeutsche Volksliteratur, und dabei meine ich die hienzische (heanzische) Mundartdichtung, besaß mit Johann Neubauer jenen profilierten Vertreter, dessen Wirkungskreis in Ödenburg und Umgebung wesentlich zur Erhaltung eingangs erwähnter Mundart beigetragen hat.

Schon die Dichterin Theresia von Artner, die aus einer alten Ödenburger Patrizierfamilie stammt und unter dem Dichternamen "Theone" bekannt war, verfaßte 1798 das Gedicht "Glückwunsch" in heanzischer Mundart, welches zu dem fröhlichen Ehrentag des wohlehrwürdigen geistlichen Herrn Samuel Schiller mit der wohlgeborenen Jungfrau Anna Maria Fabri von einem Harkauer Pfarrkind am 9. Oktober 1798 veröffentlicht wurde. Und Lehrer Johann Reinhard Bünker konnte seine in Mundart gesammelten "Schwänke, Sagen und Märchen" 1906 in Leipzig in Buchform herausbringen.

Heinrich Johann Neubauer, dessen erster Gedichtband unter dem Titel "Hierzische Bliamel" 1923 in Ödenburg erschienen ist, spezialisierte sich eindeutig auf die Mundartdichtung des westungarischen Gebietes. Sein erweiterter zweiter Band ist 1958 durch das Volksbildungswerk für das Burgenland in Eisenstadt erschienen.

Johann Neubauer, der am 14. Februar 1880 in Oberschützen (Burgenland) geboren ist, absolvierte dort die evangelische Lehrerbildungsanstalt, von der Franz Grillparzer in seinem Tagebuch (1852) nur positives über das Institut berichtet, und "unglaubliche Leistungen der Zöglinge" nachsagen konnte.

Johann Neubauer unterrichtete zwanzig Jahre in Franzfeld (Banat), wo er auch seine Frau Amalia, geb. Fempel, kennenlernte. Aus dieser Ehegemeinschaft gingen drei Kinder hervor: zwei Söhne und eine Tochter. Danach wurde er nach Ödenburg berufen, wo er die Leitung der evangelischen Volksschule übernahm und bis Kriegsende (1946) weilte. Als Vertriebener kehrte er in sene Heimatgemeinde Oberschützen zurück, wo er sich als Mundartautor einen würdigen Namen verschaffte.

Es ist bekannt, dass er als Lehrer maßgebend bei der Erziehung seiner Schüler mitwirkte. Er war keine ausgesprochen strenge Natur, eher verständnisvolle Stütze bei den Buben und Mädchen, die ihm anvertraut waren. Er war ein lebenslustiger Mensch. Ich habe ihn durch meinen Vater kennengelernt und war immer stolz, wenn ich als junger Bursch mit dem hochangesehenen Schuldirektor einige Worte wechseln durfte. Trotz seines feinen Charakters zeigte er sich sehr häufig in den Buschenschänken und diskutierte dort mit den Pouzichta die politischen Tagesereignisse.

In seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des "Ödenburger-Wirtschaftsbürger-Männergesangsvereins", sowie als Mitglied des Vollzugsausschusses des "Ugarländischen Deutschen Volksbildungsvereins", leistete er so seinen kulturellen Beitrag in der volksdeutschen Bewegung unserer Stadt.

Darüber hinaus war Neubauer auch journalistisch sehr engagiert. Als Mitarbeiter der einzigen deutschen Tageszeitung in Westungarn, der "Ödenburger Zeitung", wo er gemeinsam mit dem bekannten Redakteur und Schriftsteller Ignaz Anton Schiller wirkte. Seine Artikel und Berichte sind stets auf der Titelseite erschienen.

Auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Oberschützen fand der Mundartdichter Johann Neubauer 90jährig am 13. Juni 1970 seine letzte Ruhestätte. Auf seinem Grabe steht der von ihm verfasste Vers geschrieben:

s gibt nur oa Hoamat,'
s gibt nur oan Gout,
glicklich der Mensch,
der alli zowa hot!

Eugen Schusteritsch, 1990

 

Quelle: Ödenburger Rundbrief