Einer der bedeutendsten Künstler unseres Jahrhunderts ist der 88jährige (AdT: der Artikel erschien 1989) Kunstmaler und Grafiker Karl Sterbenz, ein waschechter Sohn der Stadt Ödenburg.
Zu seinem 85. Geburstag am 1. Januar 1986 hielt Dr. Karl Friedrich im Rahmen einer kleinen geschlossenen Gesellschaft die Laudation, wobei er Karl Sterbenz als vielleicht letzten grafischen Kunstdarsteller und Nachgestalter des alten Stadtbildes von Ödenburg, aber auch der Lebensart seiner urwüchsigen deutschen Bürger ist, die der Künstler in zahlreichen Aquarellen, Grafiken, Ölgemälden, Stichen, nicht zuletzt aber auch in Exlibris-Darstellungen verewigte.
Sein Vater, Karl Sterbenz sen., arbeitete an vielen kirchlichen Restaurierungen als gewerblicher Maler und Anstreicher. Auch an profanen, öffentlichen Gebäuden hat er seine Spuren hinterlassen. Den um die Jahrhundertwende herrschenden gewerblichen Schwierigkeiten trotzte er mit Energie, so daß er bald einen stadtbekannten Namen für sich verzeichnen konnte.
Dem Sohn, Karl Sterbenz jun., visionierten die drei "Einser" seines Geburtstages (1.1.01) schon im voraus ein qualifiziertes Können im künstlerischen Bereich, und damit auch für sein künftiges Leben. Er besuchte die kunstgewerbliche Hochschule in Budapest und gewann dabei Liebe zur Wandmalerei, die er vom Vater geerbt hatte, und die man heute in zahlreichen Gebäuden der Stadt bewundern kann. Das Studium brachte aber auch das Interesse für die Grafik mit sich, ein vielfältiges Arbeitsgebiet, auf dem er bleibende Früchte brachte.
Die Künstlergeneraton des alten Westungarn, die die Kulturlandschaft dieses Raumes mitgeprägt hatte, war tief im pannonischen Raum verwurzelt. Namen wie Dorfmeister, Storno, Steinacker, Steiner della Pietra, Mühl, Richly, Autheried, u. a., vor allem aber der Kupferstecher Christoph Lackner, haben Karl Sterbenz stets beeinflußt und ihn in die Tradition der Stadtkünstler integriert. Kein anderer Vertreter der Bildenden Kunst hat so viele Motive von Alt-Ödenburg für die Nachwelt geschaffen, wie Karl Sterbenz. Angefangen bei den Darstellungen geschichtsträchtiger Bauten bis hin zur Lebensart der "Pounzichter".
Bei unseren vertriebenen Landsleuten wurde Karl Sterbenz durch die Gestaltung von Familien-Stammbäumen bekannt und beliebt. Den ersten Anstoß dazu gab unser Ehrenmitglied, Glasermeister Julius Reisch, in Wien und Pöttelsdorf, der zwölf Generationen auf dem ca. 1 Meter großen Stammbaum von Karl Sterbenz aufweisen kann. Ihm folgten viele andere ehemalige Wirtschaftsbürger, denen der Künstler gleichfalls eine solche "Familien-Reliquie" anfertigte.
Darin liegt die Grundlage einer einmaligen Wiedergabe von Stadt und Leuten, die für uns und unsere Nachkommen weiterhin historische Bedeutung haben wird.
Eugen Schusteritsch, 1989
Quelle: Ödenburger Rundbrief

Ergänzung:

Karl Sterbenz verstarb 1993, 92jährig, seine Enkelin Mag. Martina Polster schrieb über ihn:

"...Seine Skizzenbücher waren treue Weggefährten, die uns alte, längst vergessene und nicht mehr existierende Ansichten wieder ins Gedächtnis rufen. Repräsentativ in all seinen Arbeiten ist das Genre der bäuerlichen Epoche, das die Bevölkerung bei ihrer vielfältigen, alltäglichen Tätigkeiten zeigt. Diese Sujets sind auch sehr typisch für die Bilder in Öl-. Tempera-, Aquarell- und Pastelltechnik. Die ausgewählten Kleingraphiken beweisen die handwerklich meisterhafte Beherrschung der ältesten graphischen Techniken – der des Holzschnittes und des Kupferstiches. Karl Sterbenz war Meister der Kleingraphik und ein international anerkannter Künstler auf dem Gebiet der ex libris Gestaltung...."