Nach dem Rückgang des Weinhandels im Schlesischen Krieg regelte Königin Maria Theresia den Weinausschank der Winzer in ihrem Reich.
 
Im Großen und Ganzen änelte ihre Verordnung den Ödenburger Gefplogenheiten, wie sie im Protokoll von 1592 bereits aufgeführt wurden. Zum Zeichen dafür, wo, in welchem Haus selbst erzeugter Wein ausgeschenkt wurde, sollte ein Buschen aus Tannenreisig am Haus ausgesteckt werden, daher der Name Buschenschank.Und da der Buschen in Ödenburg auf einer längeren Stange befestigt von der Dachluke des Hauses ausgesteckt war, fragte man: "wer hat ausgsteckt?" Unter dieser Rubrik wurden in der "Ödenburger Zeitung" mit Namen und Anschrift alle die aufgeführt, die ausgsteckt hatten. Unter dem Buschen zeigte ein rotes oder weißes Bändchen (oder auch beides) an, ob Rotwein oder Weißwein, oder beides ausgeschenkt wurde. Wurde ein alter, nicht "heuriger" Wein angeboten, so hängte man zwischen Tannenbuschen und Stoffbändchen noch ein Strohkreuzchen. Die Bezeichnung Buschenschank war entstanden.
 
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat die Stadt ihr Privileg des Weinausschanks verloren. Da gründeten die Wirtschaftsbürger den "Ödenburger Winschankverein". Ein Mitgliedsheft mit der Satzung des Vereins wird im Ödenburger Heimatmuseum aufbewahrt.
 
In einem freundlichen Gespräch bei einem "guten Ödenburger" erzählte uns Ferdinand Bruckner aus der Zsilip-Gasse über den Buschenschank, wie er ihn vor dem Zweiten Weltkrieg erlebt hatte. Auszugsweise bringen wir folgendes:
 
Wenn man Wein ausschenken wollte, musste man das beim Verein anmelden. Herr Gabriel in der Silbergasse koordinierte dann die Vergabe für die Lizenzen. In Ödenburg gab es damals 32 Lizenzen. Er sorgte dafür, dass in einer Straße nicht gleichzeitig in zwei Häusern ausgsteckt war. Einige Tage bevor man dran war, brachte Herr Leitner die Lizenz ins Hus, wo dann für den Buschen alles vorbereite wurde. Meistens konnte der Wirtschaftsbürger sieben Tage den Buschenschank betreiben, und das im Jahr zwei mal. Imm Allgemeinen wurden in dieser Zeit 600 bis 800 Liter ausgeschenkt. Es hing natürlich von der Jahreszeit ab (ob Sommer oder Winter), von der Güte des Weins, vom Bekanntheitsgrad des Wirtschaftsbürgeres und nicht zuletzt von der Lage in der Stadt. So wurde zum Beispiel in der Neustiftgasse, der Michaelisgasse, der Schlippergasse und der Wieden mehr Wein ausgeschenkt als in einer der Straßen am Stadtrand. Darum kam es häufig vor, dass manche jüngeren Weinbauern, die an der Peripherie der Stadt wohnten, ihren Wein nicht nur bei den Eltern oder Verwandten in deren Keller lagerten, sondern dort auch ausschenkten. Das musste natürlich angemeldet werden.
 
Ausgeschenkt wurde bei warmem, guten Wetter im Hof oder in der überdachten Einfahrt. Bei unwirtlichem Wetter wurden ein Zimmer und die Küche ausgeräumt. Dort wurden Tische und Bänke aufgestellt. Das Glasgeschirr liehen der Glasermeister Reisch oder Trogmacher gegen geringe Gebühr aus. Zerbrochene Gläser, Flashcne, "Stutzen", mussten natürlich bezahlt werden. Außer in letzter Zeit besuchten nur Männer den Buschenschank, Frauen halfen bei der Bedienung und beim Saubermachen. Manchmal, wenn es besonders hoch herging, halfen auch Verwandte oder gute Nachbarn. Meistens wurden vom Gast 3 dl bestellt. Bei heißem Wetter ein "Spritzer", das waren 2 dl Wein und 1 dl Sodawasser. dieses lieferte einer der Sodawasserfabrikanten: Fruhstuck, Grafl, Hofer, Hofalvi, Walther, Umathum. Trafen sich Bekannte, so spielten sie gerne Karten, "Schnapsen"!, oder "66". Da wurde gleich am Anfang der erste Liter Wein und ein Sodawsser bestellt, wobei es meist nicht blieb. Die Zeche bezahlten dann meistens die Verlierer. Speisen gab es im Buschenschank nicht. Im Buschen war es oft recht laut, aber meist auch sehr gemütlich. Beim Abmelden des Buschenschanks musste angegeben werden, wie viel Wein ausgeschenkt worden war, das wurde auch kontrolliert. Denn entsprechend dem verkauften Wein musste eine Verzehrungssteuer bezahlt werden. In den 30er Jahren kostete der Wein im Buschenschank meist 60 Heller der Liter, davon bekam die Stadt 9 Heller Verzehrungssteuer und einen Heller erhielt der Verein als Mitgliedsbeitrag. Natürlich wurde der Wein auch in größerer Menge, im "Bund", an Hotels und Gasthäuser verkauft. Einige Wirtschaftsbürger betrieben das ganze Jahr über einen Falschenschank! Sie hatten meist ein Täfelchen mit der Aufschrift "Flaschenschank" ama Tor aushängen. Dort durfte kein Wein ausgeschenkt, sondern nur zum Mitnehmen verkauft werden. Im Buschenschank ging es fast immer gemütlich zu. Kein Wunder, dass die vertriebenen Ödenburger in der neuen Heimat Sehnsucht auch nach einem gemütlichen Beisammensein hatten. Deshalb wurde dieser schöne Brauch in der Patenstadt Bad Wimpfen wieder aufgenommen, wo jedes Jahr um den 1. Mai der Buschen ausgesteckt wird. Wie wichtig der Buschenschank für die Ödenburger war und ist, hebt auch der jetzige Ödenburger Bürgermeister, Szabolcs Gimesi, in seinem Artikel hervor, der in der neuesten Ausgabe der "Soproni Szemle" erschienen ist. Dort schreibt er u. a.: ...."ich will bemerken, dass der "Buschenschank" in Ödenburg so wichtig war, dass die aus ihrer Heimat vertriebenen Ödenburger in ihrer neuen Heimat, in Bad Wimpfen, diesen Brauch wieder aufleben ließen. Jedes Jahr veranstalten sie in Bad Wimpfen ihren Buschenschank, den zahllosee Wimpfener und einheimische Gäste besuchen. Ich will auch darauf hinweisen, dass der Weinbau bis 1946, bis zur Vertreibung, hauptsächlich von der deutschsprachigen Bevölkerung betrieben wurde. Wir nannten sie Wirtschaftsbürger oder Pncichter....." (Soproni Szemle, Nr. 1/1999)