Der Bocskay-Aufstand von 1605 war eines der schlimmsten Ereignisse in der Stadtgeschichte. Er brachte schwere Zerstörungen und viel Leid, vor allem über die Stadtdörfer. Er führte aber auch zum Wiener Frieden von 1606, der der Stadt und den Dörfern die Religionsfreiheit zurückgab.
Stefan Bocskay, der Fürst von Siebenbürgen (->Wikipedia), hatte die protestantischen Freiheiten auf seine Fahnen geschrieben. In seinem Gefolge aber fanden sich wenig erfreuliche Elemente wie etwa die wilden Heiducken unter ihrem Anführer Gregor Némethy und sogar Türken und Tataren. Auf dem Landtag von Preßburg im Frühjahr 1605 zeichnete sich der Konflikt bereits ab.

Die Stadt Ödenburg wurde durch Max Fauth, Dr. Christoph Lackner, Melchior S. Bartholoni und Matthias Kramer vertreten. Der Kaiser bzw. sein Bruder Matthias als ungarischer Statthalter verlangten von den ungarischen Ständen die Finanzierung von 6000 Haiducken und 4000 Husaren für den Türkenkrieg oder den Gegenwert in Geld. Die Steuer sollte von den Porten bzw. Herdstellen eingehoben werden. Die Stände sahen den Kaiser in einer Zwangslage und brachten die Religionsfrage ins Spiel. Sie erklärten sich trotz ihrer Erschöpfung durch die ständigen Türkenkriege und der Verheerungen durch fremdes Kriegsvolk bereit, die geforderte Summe und noch mehr zu leisten, wenn man ihnen in der Religionsfrage entgegen komme.

Die altgläubigen Stände, besonders die Geistlichen, wiesen diese Verknüpfung zurück und wollten nicht über die Religionsfrage reden. Eine Abstimmung aber zeigte, dass weit mehr evangelische Vertreter als Altgläubige anwesend waren. Erzherzog Matthias setzte trotzdem die Bewilligung der Gelder durch, versprach aber, sich noch vor Ende des Landtages um ein Entgegenkommen in der Religionsfrage zu bemühen. Genau dies geschah aber nicht, so dass es schon gegen Ende des Landtages zu heftigen Protesten kam. Der Aufstand zeichnete sich ab. Noch im Herbst 1604 erklärten die Vertreter des Ödenburger Komitats auf einer Komitatsversammlung ihre Treue zum rechtmäßigen König. Im Frühjahr 1605 kam dann die Kunde vom Wüten der Bocskay-Truppen im Gebiet der Schüttinsel bis vor Preßburg. Bürgermeister Kramer ließ die Bürger im März zusammen rufen und forderte sie auf, den Eid, den sie dem rechtmäßigen ungarischen König geschworen hatten, zu halten. Das ging nicht ohne Widerspruch. Offenbar gab es auch in Ödenburg Stimmen, die meinten, es sei besser, Bocskay zu folgen - mit der Begründung, dass man „in Notwehr“ handle: „Man habe schon etlich jahr gesehen, dass das außländische Khriegßvolkh und die Pfaffen Nicht bessers mit den Ungern gehauset haben, alß der Feindt selber“ (Faut Klein, S. 71) In Westungarn blieben Batthyany und Königsberg sowie die Stadt Ödenburg königstreu, Thomas Nadasdy ging zu den Kuruzzen über, Franz Dersffy, der Herr von Landsee und Lackenbach, sympathisierte vom Anfang an mit Bocskai. Während des Krieges taktierte er und hielt sich an den jeweils stärkeren. Die Türken, Tataren und die Heiducken verschonten zwar seine Dörfer weitgehend, umso mehr wurden sie dann aber von den Kaiserlichen geplündert.

Die Truppen Bocskays unter der Führung Nemethys überschritten die Donau und zogen – nach schweren Verwüstungen in den Gemeinden rund um den Neusiedler See – zunächst an Ödenburg vorbei. Sie töteten zahlreiche Menschen und verschleppten andere in die Gefangenschaft. Die Ödenburger Georg und Michael Payr beschreiben die Lage: „Am dage vor der auffahrt Christi (18. Mai) nach dem seh von Neisidl herwerths gezogen, alle derffer, märckht abgebrannt, die leit niedergehaut, gefangen...ist der feint deglich im lant auff Eisenstat, Neustat, Wien herumbgezogen, geraubt, alle derffer im lantt abgeprennt, es ist fast alle dag beinahe scharmitzl gewest... Die ungerischen hunt haben die arben teitschen leit abgefangen, verkhaufft wnt nidergehaut“. (27)Quelle/Hinweis:
Im April 1605 hielt das Heer der Aufständischen, etwa 8000 Mann stark, in der Gegend von Neutra, General Basta zog sich nach Preßburg zurück. In Niederösterreich war bereits das Aufgebot erlassen, wurde aber nur wenig befolgt. Mitte Mai überschritten die Kuruzzen die Donau, täuschten die gegen sie ausgesandten Kaiserlichen und ritten über Gattendorf, Neudorf und Parndorf nach Neusiedl, an dessen Plünderung sie jedoch gehindert wurden. Sie wandten sich darauf nach Jois, Winden und Breitenbrunn, raubten, plünderten und brandschatzten alle Orte entlang des Neusiedler Sees, erschlugen die Bauern, die nicht rechtzeitig in die Wälder flüchten konnten und raubten die Frauen, Mädchen und Kinder. Besonders schwer betroffen waren Breitenbrunn, Purbach, Donnerskirchen, Oggau, Schützen, Oslip, Rust, Mörbisch und St.Margarethen. Thomas Nadasdy, der den Hofkriegsrat um Hilfe bat, berichtete, die Aufständischen hätten 4000 Gefangene und Unmengen an Vieh mit sich geführt. Am 22.Mai zerstörten die Heiducken die Dörfer Tadten, Wallern, Mönchhof und andere.Besonders schlimm wüteten die Heiducken etwa in Purbach und in Donnerskirchen, die Waisenbücher der Herrschaft Forchtenstein geben Einblick in erschütternde Einzelschicksale. Viele Männer wurden erschlagen, die Frauen und Kinder in die Sklaverei geführt, aus der kaum jemand zurückkam. Die Heiducken scheinen besonders üble Haufen gewesen zu sein, zum Teil selbst Flüchtlinge und Vertriebene, Entlaufene und Entwurzelte, die jedem folgten, der nur Beute versprach. Mit dem eigentlichen Anliegen Bocskays hatten sie nichts zu tun. Einer ihrer eigenen Anführer nannte sie ungehorsame und niederträchtige Schurken und selbst die Güter der Bocskayfreunde blieben von ihren Grausamkeiten nicht verschont. Bocskay erwog anscheinend selbst ihre Vernichtung.

Harald Prickler ist der Meinung, dass die Bocskay-Rebellion mehr Menschenleben kostete als die beiden Türkenzüge vor Wien. In Ödenburg warnte man die Menschen in den Weinbergen und Dörfern durch Läuten der Sturmglocken und Kanonenschüsse. Die Stadt wurde in Verteidigungsbereitschaft gesetzt. Es rückten 500 Reiter unter dem Obersten Adam von Trautmannsdorf sowie 300 Musketiere unter Hauptmann Wolff Dorn in die Stadt ein – wohl auch, um die Stadt an einer Huldigung zu hindern. Ödenburg hatte eine Schlüsselstellung, die Aufgabe der Stadt hätte den Kaiser wohl zu Verhandlungen gezwungen. Dersffy und Nadasdy, die weitere Verwüstungen durch die Türken fürchteten, beschworen die Stadt, zu huldigen. Die kaiserliche Besatzung und die Bürger aber waren zur Verteidigung bereit. Die Familien der Bürger hatte man zuvor in das sichere Wiener Neustadt gebracht. Schon am 30. Mai hatten Streifscharen die Umgebung der Stadt verwüstet, besonders das Dorf Marz. Nemethy forderte die Stadt auf, zu Bocskay über zu gehen. Er erhielt keine Antwort. Am 1. Juni 1605 wurden die Vorstädte niedergebrannt, die Tataren wüteten in den Dörfern. Am 6. Juni erfolgte der erste Angriff auf die Stadt selbst über den Sankt Leonhardsberg, den man seither Kuruzzenberg nannte. Die Bürgerchronik berichtet, dass die adeligen Grundherrn, die zu Bocskay übergelaufen waren, ihre Bauern gegen die Stadt aufgeboten hatten. Es wurde ihnen angeblich reiche Beute versprochen. Die ungarischen Adeligen hätten bereits „der Teutschen heuser“ in der Stadt unter sich aufgeteilt. „....aber durch die Trautmanischen Reuter und Rittmaister Warnstett, auch von des Hauptmanß Dorn Muscatirn und unsern Teutschen landvolkh sein diese 1200 Ungern fast alle bei den Furtt Nidergehaut worden und gefangen, Ire Edelleuth aber mit iren geschwinden Rossen entrunnen. Da, wie sie erstlich herauffraisten, eine grosse khugl undter sie geschossen worden und iren Fendrich gehn himel geschickt hat, da sie allßballt ein waich herz bekhomen“.

Autor: Michael Floiger