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Vor genau 65 Jahren, am 16.4.1946 war in der Zeitung „Uj Sopron“ folgendes zu lesen:

„Der erste Zug mit den Ausgesiedelten fuhr in Agendorf ab. Die Aussiedler nach Deutschland werden human menschlich umgesiedelt.“ ... “Auch in Wandorf sind die Siedlungsmaßnahmen im Gange. Mit dem von Agendorf abfahrenden Zug wurden 500 Leute abtransportiert, die anderen wurden am Freitagabend auf die Reise geschickt.“

Am Samstag, den 16. April 2011, genau 65 Jahre nach diesem Ereignis, versammelten sich viele Menschen – Deutsche, Österreicher und Ungarn - in der Agendorfer Kirche, um der Vertreibung der Deutschen zu gedenken.

Einige Zeitzeugen waren noch dabei, die sich wie heute an die schlimmen Tage erinnern, in denen die Freunde und Nachbarn das Dorf verlassen mussten. Und bis heute ist nicht vergessen, dass es sich damals um ein großes Unrecht gehandelt hat.

Mitgestaltet haben die Gedenkfeier die Blaskapelle Agendorf, der Agendorfer Chor „Morgenröte“ mit Unterstützung der „Grenzlandstimmen“ aus Schattendorf. Die Bürgermeister von Agendorf, Schattendorf und Loipersbach waren vor Ort, ebenso ein Vertreter des Ödenburger Kulturvereins aus Bad Wimpfen.

Dass die Gedenkfeier von einem deutschen Pfarrer, Herrn Michael Heinrichs, gestaltet wurde, könnte man als Zeichen sehen. Dass in Agendorf, 65 Jahren nachdem die Deutschen dort vertrieben wurde, ein deutsch-ungarisches Pfarrer-Ehepaar tätig ist, das bedeutet, dass die schlimmen Zeiten zwar nicht vergessen, aber eben doch vergeben und größtenteils bewältigt sind. Pfarrer Heinrichs hat in seiner Ansprache den Brief von Hilde Feiler vorgelesen, die damals mit ihrer Familie vertrieben wurde und auf mehreren Seiten ihre Erinnerungen schilderte. Sein Appell an die heutige Bevölkerung von Agendorf:

„Lehren Sie Ihren Kindern die Sprache und die Gebete, die von denen gesprochen und gebetet wurden, die hier lebten.
Wer eine solche Kirche wie die unsere aus fast nichts in den Sumpf bauen konnte, der muss einen festen Glauben gehabt haben“

wurde gehört und umgesetzt: ein junges Agendorfer Mädchen, Anna Plöchl, trug ein deutsches Gedicht vor. Die Sängerinnen und Sänger des Chores Morgenröte sangen deutsche Lieder und die Blaskapelle Agendorf unterstützte die Gedenkfeier mit deutschen Stücken. Alle Reden wurden übersetzt, so dass jeder Anwesende – ob deutschsprachig oder ungarischer Sprache – problemlos folgen konnte. Eine rundum gelungene Feier, die mit der Niederlegung von Kränzen vor dem Vertriebenendenkmal ihren Abschluss fand.

Im Gemeindesaal neben der Kirche konnte man noch eine Ausstellung besichtigen, die Text- und Bilddokumente aus Zeiten vor und nach der Vertreibung zeigte. Die Exponate zeigten auf, dass die Verbindung zwischen den zurückgebliebenen Agendorfern und den ausgewiesenen Deutschen nie abgerissen ist. Immer wieder sind die Vertriebenen zurückgekommen in ihr einstiges Heimatdorf – bis heute gibt es Verbindungen von Verwandten, aber auch von Freunden. All dies macht Hoffnung. Hoffnung darauf, dass wir die Vergangenheit nie vergessen und gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten– nicht nur in Agendorf, sondern auch in Wandorf, Harkau, Brennberg und in Ödenburg!

Wir, das Team vom oedenburgerland bedanken uns sehr herzlich bei den Organisatoren dieser gelungenen Gedenkfeier.
 
 
                           
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