Während die langwierigen Verhandlungen und Prozesse über die Verwirklichung der Leibeigenen-Befreiung weiterliefen, wandte sich das öffentliche Interesse der außenpolitischen Entwicklung zu.
 
Wegen der Vormachtstellung im "Deutschen Bund" gerieten Preußen und Österreich in einen kriegerischen Konflikt. Die Entscheidung fiel in der Schlacht bei Königgrätz im Jahre 1866, die für Österreich verloren ging.
 
Dies führte zum Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn (1867), wobei Ungarn seine im Revolutionsjahr 1848/49 verlorengegangene Souveränität (Selbständigkeit) weitgehendst wiedererlangte.
 
Wandorf war durch den genannten Krieg insofern betroffen, als einer seiner Söhne, Ferdinand Degendorfer zu den Dragonern (berittene Einheit) eingezogen wurde und an der Schlacht teilgenommen hat. Der Befehlshaber der österreichischen Truppen war Ludwig Benedek, ein gebürtiger Ödenburger, der 1881 in Graz gestorben ist.
 
Bis zur Jahrhundertwende (1900) bildeten sich wieder staatliche Interessenkoalitionen. die sich gegenüberstanden. Auf der einen Seite standen Deutschland, Österreich und die Türkei, auf der anderen Frankreich, England, Italien und Rußland. Bis 1914 spitzten sich die Gegensätze zu. Der zündende Funke zum Ausbruch des Krieges kam aus Sarajevo (Serbien), wo das österreichische Thronfolgerehepaar von einem serbischen Nationalisten ermordet wurde.
 
Der 1. Weltkrieg war da. Er brach im August 1914 aus und stürzte auch Wandorf in große Not.>/div>
 
In dieser Zeit gab es mehrere Bauernfamilien, die eine Art Chronik führten, in der sie auch ihre persönliche Einstellung zu den Ereignissen niederschrieben.
 
Eine dieser Chroniken stammt von Michael Peischl, Gemeindekassier, der seine Aufzeichnungen im Jahre 1914 begann und alle seine Erlebnisse und Eindrücke während des Krieges niederschrieb. Er gab seinen Aufzeichnungen den Titel: "Der Krieg 1914-18 und seine Folgen." Ungarische Chronisten haben diese Aufzeichnungen verwendet, so auch Sümeghy- Rozsondai für ihr Buch: "Sopronbánfalva topográfiája".
 
Michael Peischl hat jeden zum Kriegsdienst eingezogenen Wandorfer namentlich erfaßt, hat ihr Schicksal und das ihrer Familien aufmerksam begleitet.
 
Nach seinen Aufzeichnungen wurden 510 Wandorfer zum Kriegsdienst eingezogen. Von ihnen sind ...
 
  Gestorben Hinterbliebene
 

Vermisst

Witwen

Waisen

In Rußland gefallen

35

17

45

in Italien gefallen

5

-

-

In der Etappe gestorben (hinter der Front)

11

4

15

In Serbien vermißt

2

-

-

In russ. Gefangenschaft gestorben

2

1

8

In rumänischer Gefangenschaft gestorben

5

-

-

In der Gefangenschaft vermißt

6

3

14

 

89

34

105

Gefangenschaft in Russland
in Italien
in Rumänien
in Frankreich

60
8
5
1
74

   
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Vierundzwanzig Mann kamen als Kriegsversehrte zurück. Von ihnen starben daheim 5. Einer verlor in Italien das Augenlicht, ein anderer verlor in Rußland beide Beine.
 
Die Zahlen zeigen, dass von der männlichen Bevölkerung Wandorfs zwischen den 20-60jährigen 42% eingezogen wurden, davon sind 18% gefallen, bzw. gestorben, 14% sind aus der Gefangenschaft heimgekehrt. In der Gemeinde war während des Krieges ein Barackenlager für Gefangene (nahe der Stadt). Später wurden die Baracken abgerissen. Im Haus für Weinbau- und Weinkunde war ein Krankenhaus eingerichtet (Truppenspital). Die Toten im Barackenlager und vom Truppenspital wurden auf dem Heldenfriedhof bestattet. Dort ruhen Russen, Italiener, Franzosen, Deutsche, Ungarn, ja sogar Türken, Feind und Freund im Jenseits versöhnt. Am 14. Juli 1934 wurden 68 Italiener exhumiert und in ihre Heimat überführt. Michael Peischl berichtet, die fremden Soldaten hätten sich frei bewegen können, waren an der Eisenbahn und im Soldatenfriedhof beschäftigt worden.>/div>
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)