a) Allgemeines
Vor diesem Unglück flohen die Pauliner nach Wiener-Neustadt. Das Kloster und die Kirche verödeten völlig, und die 50 Loch Äcker, die bereits dazu gehörten, blieben ungenutzt, bis die Stadt Ödenburg dieselben in Pacht nahm und dafür einen jährlichen Zins von 32 Pfund Pfennigen an die Ordensbrüder in Wiener-Neustadt entrichtete. Die Paulinermönche waren schon seit etwa hundert Jahre von Wandorf fort und konnten so dem zu dieser Zeit aufsprossenden Luthertum keine Hindernisse in den Weg legen. An die Stelle der ebenfalls geflohenen katholischen Priester von Agendorf und Loipersbach kamen evangelische Prediger und Lehrer, die das verlassene Volk mit Gottes Wort und Luthers Lehr trösteten und stärkten.
 
In Ödenburg wurde schon im Jahre 1533 durch einen Franziskanermönch namens Christoph Luthers Lehre öffentlich gepredigt und somit blieb sie auch in den zur Stadt gehörenden Dorfschaften nicht unbekannt. Die drei Stadtdörfer Agendorf, Wandorf und Loipersbach vereinigten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einer gemeinsamen evangelischen Kirchengemeinde und stellten in dem in der Mitte gelegenen Agendorf einen gemeinsamen Prediger an. Wandorf wurde also Filiale der Muttergemeinde Agendorf und teilte alle Schicksale derselben.
 
b) Die ersten evangelischen Pfarrer
Der erste evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde, dessen Namen uns bekannt ist, hieß Martin Floder. Wann und woher er kam, weiß man nicht, wohl aber, dass er von Agendorf nach Trautmannsdorf in Österreich berufen wurde. Er ist von hier im Jahre 1551 noch vor der Ernte weggezogen und die Gemeinde wollte ihm das noch von ihm angebaute Getreide nicht aushändigen.
 
Floders Nachfolger wurde Georg Schilher, der 1552 nach Agendorf kam. Später, vom 25. September 1573 bis 24. April 1574 versah er die Stelle eines aushelfenden Pfarrers für den kranken Prediger Musäus in Ödenburg und scheint dann anderswohin gekommen zu sein. Nach Schilher wird ein gewisser Erasmus Fellner genannt, der ein gar tüchtiger Prediger gewesen sein muss, denn er wollte im Jahre 1581 seine gehaltenen Predigten herausgeben und sie dem Ödenburger Stadtrat widmen. Die Zeit, in welcher diese drei Pfarrer wirkten, war die Glanzzeit der evangelischen Kirche in Ungarn. Das ganze Land war evangelisch und neben den hier erwähnten Geistlichen wirkten in unserer Gemeinde auch treue evangelische Lehrer, deren Namen uns leider nicht bekannt sind.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)