schuh 01Johann Schuh wurde am 17. Mai 1864 in Schattendorf als erster von 10 Söhnen von Sebastian Schuh und seiner Ehefrau Elisabeth geboren. Im Jahr 1909 gründete der „Müllner-Schani“, wie Johann Schuh von der Bevölkerung genannt wurde (sein Vater war Besitzer der „unteren“ Mühle in der Hauptstraße), die „Sodawassererzeugung Johann Schuh“. Nach seinem Tod im Jahr 1930 übernahm sein Sohn Josef das Geschäft.

schuh 02Wie sein Vater belieferte Josef Schuh nicht nur Schattendorf und Loipersbach mit in Spritzflaschen abgefülltem Sodawasser, sondern auch die Filiale in Agendorf. 1938 fuhr er nach getaner Arbeit mit seinem Pferdewagen von Agendorf heim nach Schattendorf. Finstere Wolken zogen über den Himmel, vom Kogel her näherte sich ein Gewitter – eines von vielen, die schon über diese Gegend hinweggebraust waren. Doch diesmal war es anders: Ein Blitzschlag fuhr hernieder und traf Josef Schuh tödlich. Er wurde nur 44 Jahre alt.

Ende 1938 ließ seine Familie an der Stelle seines Todes einen Gedenkstein errichten, der nach Kriegsende jedoch verschwunden war. Nur der Sockel stand noch.

Als die Zeiten in Ungarn nach Kriegsende immer schlechter wurden, ließen sich Besuche nach Agendorf nicht mehr so einfach einrichten wie noch vor dem Krieg. Die Stätte, an der der Gedenkstein aufgestellt worden war, lag im engeren Sperrgürtel der Grenze und durfte nur mehr mit spezieller Genehmigung betreten werden.

schuh 04schuh 05In den Jahren nach der Demokratisierung Ungarns Anfang der 1990er Jahre war es schließlich möglich, in den ehemaligen Grenz-Sperrbezirk zu gehen. Der Sockel des Denkmals existierte noch, und so erinnerte sich Andreas Böhm wieder des dramatischen Vorfalls von 1938. Lange Zeit geschah nichts, aber die Idee einer neuerlichen Errichtung eines Gedenksteines war noch nicht aufgegeben. Es sollten aber Jahre bis zur Verwirklichung vergehen.

Bei einem Besuch von Erwin Kurz bei Andreas Böhm, dem Gründer und Inhaber des Heimatmuseums in Agendorf, im Juni 2004 kam das Gespräch auch auf den Josef-Schuh-Gedenkstein. Wie es der Zufall wollte, besaß Andreas Böhm einen Stein, den er für eine Neuaufstellung des Gedenksteines zur Verfügung stellen wollte. Eine gründliche Restaurierung des Steines sollte erfolgen, auch eine neue Gedenktafel angeschafft werden. Gespräche zwischen Andreas Böhm und Hilda Haring sowie Familie Maria und Peter Lichtscheidl folgten. Josef Schuhs Nachkommen zeigten sich von der Idee, einen neuen Gedenkstein aufzustellen, sehr angetan. Einmal ins Rollen gekommen, dauerte es nur noch kurze Zeit, bis am 25. September 2004 der neue Stein feierlich enthüllt werden konnte – allerdings etwa 100 Meter vom ursprünglichen Ort des Geschehens entfernt.

Josef Schuh war in Agendorf eine bekannte Persönlichkeit. Er besaß dort eine Filiale seines Schattendorfer Betriebes, die nach seinem Tod seine Schwester Maria Payer weiterführte. (Maria Payer, später die Mutter des bekannten Kapellmeisters Robert Payer, besaß auf Grund ihrer Ehe die ungarische Staatsbürgerschaft.)

Die Agendorfer hatten schon in den 1930er Jahren das Angebot, Sodawasser ins Haus geliefert zu bekommen, wahrgenommen. Daher waren auch sie vom Tod des allseits beliebten Sohnes des „Müllner-Schani“ sehr betroffen. Noch heute, 2004, heißt die Fläche, in der der Blitz einschlug, „Szoda’s Dülö“, zu Deutsch „Sodawasserfabrikanten-Wiese“.

Um die Restaurierung des Sockels und die Aufstellung des Denkmals sowie die Gestaltung des kleinen Platzes machte sich der junge Agendorfer Baumeister Andreas Strommer verdient. Der besonderen Initiative von Andreas Böhm aus Agendorf ist es zu verdanken, dass die Errichtung eines neuen Gedenksteines 66 Jahre nach diesem Unfall ermöglicht wurde.

 

 

thumb litera09gArtikel entnommen aus der Zeitschrift "Aus der Pforte" Heft 1, weitere interessante Artikel sind in den zeitlosen Heften zu finden, die über Walter Rossmann bezogen werden können.