Heinrich Trost, der schon im Jahre 1658 als Pfarrverweser zum schwerkranken Paumgartner hierher berufen wurde, stamme aus dem schönen Thüringen. Er wurde am 18. Juli 1624 als Sohn des Organisten Kaspar Trost in Jena geboren.
 
Nach Beendigung seiner Studien unternahm er mit seinem Gönner Andreas Pflug, als dessen Hofmeister, eine große Reise zum Rhein, in die Niederlande und kam über Heidelberg und Ulm nach Augsburg. Hier war er längere Zeit im Hause der Edlen von Stetten und lernte 1645 seine spätere Frau kennen, die er zwei Jahre später heiraten und nach Ungarn führen durfte. Von Augsburg kam er die Donau hinabgefahren gen Wien, wo er dem ersten Türken begegnete. Von hier aus wurde er durch die Gunst des Grafen Thurzo zum Pfarrer an die Sankt Nicolaikirche nach Lockenhaus im Eisenburger Komitat berufen. Da Lockenhaus inzwischen seine Kirche an die Katholiken verloren hatte, wechselte er an die St. Ladislauskirche in Piringsdorf im Ödenburger Komitat über. Im Jahre 1658 berief ihn von hier die königl. Freistadt Ödenburg zum Seelsorger für die Stadtdörfer Agendorf, Wandorf und Loipersbach und zwar zuerst als Pfarrverweser zu dem schwerkranken Pfarrer Paumgartner und nach dessen Tode zum ordentlichen Geistlichen. Trost wirkte nur kurze Zeit in Agendorf, denn bereits 1663 wurde er als Spitalprediger in die Stadt selbst versetzt.
 
Aus dieser Zeit befindet sich im Besitz der Gemeinde ein sehr wertvolles Buch, auf dessen erster Seite Heinrich Trost folgendes verzeichnete: "Der königl. Frey Stadt Oedenburg Unterthanen Evangelischen Dorffschaft und Gemeinde Wonndorff, verehrte diese Kirchen-Agenda der wohl Edle, Ehrenveste, auch wohlgelehrte und wohlweise Herr Johann Andreas Preinning, vornehmer Burger und des Innern Raths, in wohlgedachter Stadt Oedenburg. Am Tag des Hl. Apostels Bartholomaie, im Jahr Christi 1662. Pastore Ecclesiae istus et vicinae Agendorffensis, Viro Reve- rendo et Doctissimo, D'no Henrico Trostio, Jena- Thuringo." Dieses Buch ist die im Jahre 1571 gedruckte "Christliche Kirchen-Agenda. Wie die von den zweyen Ständen der Herren und Ritterschafft, im Ertzherzogthumb Oesterreich unter der Enns gebraucht wirdt." Als Anhang enthält das Buch in feingestochener Handschrift die "Ordnung des Sonn- und Feyertäglichen Gebeths", nach welcher zu jener Zeit "in der evangelischen Kirchen zu Wonndorff" der Gottesdienst gehalten wurde.>/div>
 
Aus dieser Aufzeichnung geht hervor, dass zu dieser Zeit Wandorf eine evangelische Kirchengemeinde war, in deren Besitz sich auch die in der Mitte des Dorfes (Kirchgasse) liegende St. Magdalenen-Kapelle befand, wo regelmäßig evangelischer Gottesdienst gehalten und neben der auch die Verstorbenen begraben wurden.
 
Heinrich Trost wirkte nach seinem Abgang von Agendorf noch elf Jahre in Ödenburg, von wo er sich nach der Wegnahme der dortigen Kirche im Jahre 1674 in sein Vaterland zurückbegab. Es war ihm nicht vergönnt, noch lange in seiner Heimat zu wirken, denn schon am 27. Mai 1680 ist er dort in Beutnitz gestorben. Vielleicht ist er ein Opfer der Verfolgung geworden, das er in Ungarn um seines Glaubens willen erdulden und infolgedessen die Flucht ergreifen mußte!
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)