Wenzel Herres *1865brennbergDie Geschichte über den Brennberger, Wenzel Herres, der auszog um sein Glück in Amerika zu machen:

Wenzel Herres Senior ist im Jahr 1828 in Böhmen geboren und kam als lediger Bursche von dort nach Brennberg um im Bergwerk zu arbeiten. Im Mai 1863  heiratete er dann dort Katharina geborene Reisner und die beiden gründeten eine Familie.

Am 12. September 1865 wurde dem Ehepaar in Brennberg ein Sohn Namens "Wenzel" geboren. Der kleine Wenzel verlor früh seinen Vater, er war grade vier Jahre alt, als der Vater im Jahr 1869 an einer Lungenkrankheit - wie sie oft bei Bergleuten vorkam - verstarb. Seine Mutter, die mittlerweile vier Buben hatte, heiratete im Jahr 1870 ein zweites Mal. In dieser Ehe wurden ebenfalls 7 Kinder geboren, so dass Wenzel in einer großen Familie aufwuchs.

Das Leben in Brennberg war recht hart zu dieser Zeit, die Menschen waren arm und in der Familie Herres waren viele hungrige Münder zu stopfen. So hat Wenzel Junior, als ältester Sohn,  sehr früh im Bergwerk arbeiten müssen um zum Unterhalt der Familie beizutragen. Vermutlich hatte er keine sorgenfreie Kindheit....

In Brennberg wurde erzählt dass das Leben im fernen Amerika besser wäre, dass man Arbeit und Grundbesitz bekäme und eine Chance, sein Glück dort zu machen. Wenzel Junior war 16 Jahre alt, als er sich - alleine - auf den Weg in die USA machte in der großen Hoffnung, dort in dem fernen unbekannten Land sein großes Glück zu finden, ohne Sorgen und Hunger. Von Brennberg musste er zum nächsten Hafen kommen  - schon das war eine lange Reise.  Dann wurde er eingeschifft in eine enge Kabine mit vielen anderen Menschen. Viele Wochen war auf dem Schiff, bis er schließlich amerikanischen Boden betrat - das war im Jahr 1881.

Wenzel wurde schnell seßhaft in Dayton, Ohio. Anfangs war es schwer für ihn, er musste eine neue Sprache lernen und sich an vieles gewöhnen das er nicht kannte aus der Heimat. Aber Wenzel war jung und hat sich schnell zurechtgefunden, es gefiel ihm gut in den USA, er fand neue Freunde, eine Arbeit und auch Land das er bewirtschaften konnte. Bald stand für ihn fest, dass er nicht mehr zurück nach Brennberg wollte. Im Jahr 1888 wurde er eingebürgert und war fortan amerikanischer Staatsbürger.

Aber die Heimat, den Ort an dem er geboren und aufgewachsen war, den hat er nie vergessen. Und vermutlich träumte er auch von Mutters Küche - den böhmischen Schmankerln. Die amerikanische Küche war einfach nicht dasselbe. Kochen konnte er selbst nicht, seine Mahlzeiten nahm er deshalb meistens in einem kleinen Lokal in Dayton/Ohio ein, dort wo er mittlerweile lebte. So war das auch im Jahr 1890. Wenzel saß in seinem Stamm-Restaurant und bestellte sich eine Mahlzeit, die er bald darauf serviert bekam. Aber an diesem Tag war alles anders - das Essen war nicht wie sonst, nein, dieses Essen schmeckte ihm vorzüglich und erinnerte ihn sehr an Zuhause, an Brennberg und an Mutters böhmische Küche. Wenzel war begeistert! Er fragte den Kellner, wer dieses Essen denn gekocht habe? Und er fügte hinzu: "ich heirate diese Köchin vom Fleck weg!" Der Kellner ging in die Küche und holte die Köchin - ihr Name war Rufina - und stellte sie Wenzel vor.

Rufina wurde 1873 in München geboren. Ihre Eltern waren Johann Wirth und Regina, geborene Kessler. Ihr Vater Johann, war Zimmermann in München und hat dort Kirchenbänke für die Stadtkirche gebaut, ebenso stellte er Holzräder her und kleine Kunstgegenstände aus Holz.  Sein Grundstück lag am Fuße eines Berges und von dort kam oftmals Wasser herunter, so dass seine Felder immer gut bewässert wurden und er Rekordernten einfuhr. Die Menschen munkelten - es würde mit dem Teufel zugehen, dass nur er so gute Ernten hatte, man dichtete ihm an, er habe die anderen Felder verflucht, sogar einen "Hexer" nannte man ihn dort und behandelte ihn entsprechend. Neid und Mißgunst schlugen ihm entgegen. Das alles  führte irgendwann dazu, dass Johann Wirth mit seiner Frau Regina und und sieben Kindern in die USA auszog.

Wenzel Herres und Rufina Wirth.Seine Tochter Rufina, die in den USA als Köchin in Wenzels Stammlokal arbeitete,  wurde also nun dem Brennberger Wenzel Herres vorgestellt, den sie mit ihrer Kochkunst sofort verzaubert hatte. Liebe geht wohl tatsächlich durch den Magen. Denn ein Jahr später machte Wenzel seine Aussage wahr und heiratete 1891 in Montgomery, Ohio, die bayrische Köchin, Rufina Wirth. Rufina machte Wenzel mit ihren Kochkünsten glücklich und schenkte ihm sieben Kinder: Carl, Herbert, Albert, Joseph, Gertrude, Francis und Wenzel junior. Die beiden holten dann Wenzels Mutter und den Stiefvater mitsamt den Stiefgeschwistern aus Brennberg in die USA, so dass der Name "Herres" in Brennberg heute nicht mehr existiert.

Die Geschichte von Wenzel Herres, dem Vorfahren, der als junger Pionier ins Land kam und beim Essen seine zukünftige Frau Rufina kennenlernte, wird seither von Generation zu Generation weitergegeben - und ganz sicher wird sie den einen oder anderen im Oedenburgerland auch interessieren.

Wenzel starb 1944 im Alter von 79 Jahren, Rufina folgte ihm 1957, sie wurde 83 Jahre alt.

 Danke an Kovács Gábor, der mir bei der Recherche nach Wenzel sehr geholfen hat!