Der Wonnemonat Mai spielte bei uns in Wandorf eine große Rolle. Die Wandorfer liebten ihre herrliche Umgebung. Man suchte nicht nur des trockenen Holzes, der Pilze und Beeren wegen die Wälder auf, sogar die älteren Frauen zog es dorthin, um die gute Luft zu schöpfen und den Vogelgesang zu genießen.
 
Am letzten Tag des April zogen auch die Jugendlichen in kleinen Grüppchen abends in den Wald, suchten die "Muck-Warte" oder den "Burgstall" auf, wo sie die würzige Frühlingsluft genossen und die Ankunft des 1. Mai erwarteten. Diese Ausflüge waren immer mit viel Spaß verbunden.
 
In dieser Maiennacht besorgte sich mancher verliebte Bursche einen gut gewachsenen Maibaum (Birke!), schmückte ihn mit bunten Bändern, hing vielleicht ein kleines Geschenk daran und setzte ihn vor dem Hauseingang seiner heimlichen Liebe im Hofe fest. Wenn dann am frühen Morgen die Herzallerliebste in den Hof kam und das Bäumchen sah, wußte sie sofort, wessen Liebeswerk das war. Verschmähte Burschen zierten ihr Bäumchen mit altem Geschirr, Blechdosen und anderem Plunder und befestigten es an der Dachleiter, wo dann der aufkommende Wind einen höllischen Spektakel verursachte. Schadenfreude soll ja bekanntlich auch eine Freude sein!!!
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)