Die Dorfanlage von Wandorf zeigt nicht das typische Bild einer südosteuropäischen Kolonistensiedlung. Die Besonderheit von Wandorf hat ihre Ursache in der unebenen, hügeligen Geländeform der Wandorfer Gemarkung und in der geschichtlichen Entwicklung des Dorfes. Die Ansiedlungen in Wandorf sind seit dem frühen Mittelalter das Ergebnis phasenweiser, individueller Gestaltung, die von keinem Grundherren oder staatlichen Instanz nach einem einheitlichen Siedlungsplan ausgerichtet wurden. Nur die Bauernhäuser im Gewann "Dorf" (Mitte des Ortes) und die auf der linken Seite der Kirchgasse (Richtung Ödenburg) haben die Merkmale eines einheitlichen Planes und Baustils. Alle anderen Häuser sind individuelle, frei errichtete Bauten im Laufe der Jahrhunderte.
 
Die ersten Bauernhäuser wurden hier, sicher auch wie anderswo, aus Lehm gestampft. Zwischen zwei Bretterwänden wurden die Mauem einfach durch festgestampften Lehm aufgerichtet. Der Fußboden war eine glatte Lehmschicht. Fenster und Türen wurden bei den ersten Häusern vermutlich mit einer Axt herausgehauen. Das Haus erhielt eine Strohabdeckung. So ein "Einfachhaus" war in wenigen Wochen fertig.
 
Das letzte strohgedeckte Haus in Wandorf war das "Rumpler'sche Haus", in der Nähe des Rathauses (gegenüber der Bäckerei Pahr). Die Häuser hatten eine Lebensdauer von 100 Jahren.
 
Bei den alten Bauernhäusern hat man drei Haustypen unterschieden: Das sogenannte "Langhaus", das mit der Giebelseite zur Straße Gasse stand. Es ist bei weitem das häufigste. Das sogenannte "Zwerchhaus", das mit der Traufseite zur Straße gebaut wurde und das "Trianglhaus", ein Zusammenbau von "Lang- und Querhaus" (Zwerchhaus). Die ersten Bauernhäuser waren ebenerdig und nicht unterkellert. Die mit Unterkellerung kamen später hinzu.
 
Nach einer Aufzeichnung im Wiener Hofkammerarchiv von 1764 sind damals für die Errichtung eines einfachsten Bauernhauses folgende Kosten angefallen:
 

Für die Stampfer

Akkord 12,-

drei Fensterstöcke, a 24. Kr

1,12

drei Türen samt Stöcke

3,45

zwei Öfen

2,- 50

Bretter

5,-

Arbeitslohn der Zimmerleute

6,-

Dachdecker, Akkord

4,30

Dach belatten, samt Latten

-,34

drei Fenster samt Glas

2,24

drei Türbeschläge

1,21

Holz F: 7 Gesperre,

45

zwei Mauerbänke

2,-

13 Träme

3,27

Bodenausstampfen, Beschmieren, Rauchfang

8,-

Zusammen

52,38 Fl.

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(Aus dem Buch: wie die ersten Ansiedler ihr Haus bauten von Friedrich Lotz - Deutscher Volkskalender, Budapest 1929 S/102 ff.)
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)