Die Zeitung Soproni Hirlap schreibt in der Ausgabe vom Freitag, 3. November 1944: Auf der Gemeinde Agendorf fielen Bomben! Es sind mehrere Tote und Verletzte sowie Sachschaden zu beklagen. Der Obergespan und die Leitung der Stadt Ödenburg erteilten unverzüglich Anweisungen vor Ort. Einzelheiten über die Bergungsarbeiten. Offiziell wird gemeldet: 11.40 Uhr Mittwochvormittag, kleiner Alarm in Ödenburg, 14:45 Uhr Entwarnung. Feindliche Flugzeuge überflogen das Stadt- und Komitatsgebiet in größerem Verband, im letzteren Bereich kam es zu feindlichen Aktivitäten. Ein Flugzeug trennte sich vom Verband und warf Bomben auf Agendorf, die westlichste Gemeinde von Ungarn. Nach den eingegangenen Meldungen begaben sich Obergespan Vilmos Várpalotai, der Stadtleiter Ödenburgs der Pfeilkreuzlerpartei Hungaristenbewegung, Feuerwehrkommandant Karl Obendorff in die vom Bombenangriff getroffene Gemeinde, wo sich den Eintreffenden ein sehr trauriges Bild bot. Unterdessen traf der Rettungsdienst, die Feuerwehr aus Ödenburg, ein und konnte mit den Bergungsarbeiten beginnen.
Auf der Landstrasse nach Agendorf kommend sieht man schon die Spuren der Zerstörung. Durch Luftdruck wurde ein buntes Fenster der Kirche eingedrückt. Dies fällt dem eintreffenden Besucher als erstes auf. Ein paar Schritte noch und das Bild ist erschreckend: die eine Straßenseite, die in Ost-West-Richtung verläuft, beweist im ersten Augenblick: die hier Gewesenen haben schreckliche Augenblicke erlebt. Ein Haus liegt völlig in Trümmern. Die Frauen aus dem Dorf, die bei den Bergungsarbeiten wegen ihres Alters noch behilflich sein können, erzählen weinend und jammernd, unter den Trümmern sei eine ganze Familie begraben worden. Das Familienoberhaupt und dessen Tochter entgingen der Tragödie nur dadurch, dass sie draußen auf den Feldern arbeiteten. Während eine Vielzahl von Menschen daran arbeiteten, die Trümmer zu beseitigen, leisten die Männer vom Rettungsdienst, die ausgerückten Soldaten und Ärzte den Verletzten erste Hilfe und liefern sie in das Elisabeth-Krankenhaus nach Ödenburg ein. Unterdessen vergeht die Zeit. Die geborgenen Leichen sind fast bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht. Unter den Trümmern des eingestürzten Hauses konnte aber bisher nur eine Leiche hervorgeholt werden. Nach weiteren wird gesucht.
In der Straße findet man kaum ein unversehrte Haus, viele der Scheunen wurden durch den Luftdruck beschädigt, ein Strohschober auf einem nahen Nussbaum gestreut. Wie Silberfäden auf einem Weihnachtsbaum hängen die Strohhalme vom Nussbaum herunter. Zwei riesengroße Bombentrichter klaffen in der Mitte der Straße. Das ganze Dorf steht dort beängstigt herum, tröstet die Angehörigen der Verunglückten. Die schweren Bergungsarbeiten dauern bis in die späten Abendstunden an. Gestern konnte unser Mitarbeiter, der nach dem Bombenangriff die Zerstörungen vor Ort besichtigte, in den Vormittagsstunden von offiziellen Stellen folgendes in Erfahrung bringen: Auf das Dorf wurden sieben, je 300-500 kg. schwere Bomben geworfen. Zwei fielen außerhalb des Dorfes auf die Felder. Ein Haus stürzte völlig ein, zwei Häuser wurden schwer beschädigt. Die Höhe der Schäden wird derzeit geschätzt. Die Zahl der Toten erreicht bisher 18, die der Verletzten lässt sich noch nicht genau sagen.
Es starben: Johann Bauer jun., Frau Paul Schranz jun. (Susanne Schranz, geb. Rath), Frau Paulné Huber jun., Maria Schranz, 14 Jahre alt, der 4jährige Sohn von Paul Schranz und ein neunjähriges Mädchen und ein siebenjähriger Junge, die Kinder von Matthias Nolz, ein Flüchtling auf dem Transport ins Krankenhaus, dessen Frau und 9 Arbeitsdienstler. Das zerstörte Haus war das Eigentum von Paul Schranz. Nach den neuesten Informationen starben außer den bereits Erwähnten beim Transport ins Krankenhaus drei weitere unbekannte Männer und eine Frau; Frau Martonné Pressler starb im Krankenhaus. Außerdem wurden am Sonntagnachmittag 29 Verletzte aus Agendorf ins Krankenhaus gebracht, sechs dieser wurden nach ambulanter Behandlung entlassen So werden derzeit 16 Verletzte im Krankenhaus gepflegt.
Am 1. April 1945 fielen erneut Bomben auf Agendorf. Der Durchmesser des Bombentrichters auf der Wiese vor dem Haus von Robert Payer in der Gyógy utca (Kreitgasse) beträgt 2 Meter und ist 1 Meter tief, es entstanden keine Schäden. Im Garten von Johann Bernecker in der Brennberg Strasse bohrte sich die Bombe etwa 2 Meter tief in den Boden Es entstand kein Schaden.
Namensliste mit den Agendorfer Opfern des Bombenangriffes vom 1. November 1944:
Frigyes Jáki |
1877-1944 |
Johann Bauer |
1888-1944 |
Paulné Huber |
1901-1944 |
Elisabeth Nolz |
1935-1944 |
Michael Nolz |
1936-1944 |
Paulné Schranz |
1907-1944 |
Maria Schranz |
1931-1944 |
Paul Schranz jun. |
1941-1944 |
Mártonné Pressler |
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Agendorfer Opfer bei der Bombardierung von Ödenburg am 6. Dezember 1944
Elisabeth Prinner |
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Otilie Nusshör |
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