Wie bereits erwähnt, hatte Harkau früher auch verkehrsmäßig eine günstige Lage. Eine alte Bauern, ihr Gemeindevorstand, Römerstraße führte einige hundert Meter westlich an Harkau vorbei und wurde von den Harkauern "die alte Straße" genannt. Vor Jahrhunderten wurde aber eine Straße durch den Ort geführt, so daß die Händler und die Marktbesucher aus dem heutigen südlichen Burgenland alle durch Harkau zogen, wenn sie die Märkte in Ödenburg besuchten.
Allerdings war bis Mitte des 19. Jahrhunderts die "Harkauer Anhöhe" von den Fuhrleuten sehr gefürchtet, da dieses Straßenstück zwar an derselben Stelle verlief wie jetzt, aber sie war viel steiler. Die Straße -von Neckenmarkt kommend -lag im unteren Teil des Dorfes viel tiefer als die jetzige Straße, fast so tief wie der "zipf". Auch die Höfe der unteren Hofstatt liegen tiefer als die jetzige Straße. Dann stieg die Straße so steil an, wie die "Zeile" heute noch steigt.
 
Bei den Höfen Trackl-Lang und Kaiser-Strorigl, rechts der Straße, links bei Pahr Zimmermann (Trackl) und Kolb-Strorigl, lag die Straße so hoch, daß man in diese Höfe eben einfahren konnte. Jetzt ist der Höhenunterschied zwischen den Höfen und der Straße so groß, daß Stützmauern angebracht werden mußten. Vor der Neuanlegung der Straße mußten die Fuhrleute vor der Anhöhe oft "umspannen", vier bis sechs Pferde vor den schwerbeladenen Wagen spannen. Bei der Neuanlegung der Straße wurde der untere Teil erhöht und eine große Brücke eingebaut, und in der Mitte des Dorfes wurde die Straße abgetragen, flacher gestaltet und damit die "Anhöhe" entschärft. Diese "Landstraße" (entspricht etwa einer Bundesstraße!) führte nach Güns, Waraschdin bis zur Adria und war auch eine "Poststraße". Auf ihr fuhr täglich der PostilIon von Güns nach Ödenburg und zurück: Unterwegs wurden die Pferde gewechselt. In Harkau hielt er bloß beim Postmeister Tobias Trackl ; während dieser Zelt konnten sich die Reisenden im gegenüberliegenden Gasthaus im Sommer erfrischen und im Winter mit Glühwein erwärmen. Die Straße hatte einen festen Grund, war mit Basalt-Schotter bestückt und wurde (zuletzt 1928) mit Dampfwalze gewalzt. Leider war sie nicht staubfrei, also nicht geteert, aber damals gab es selten geteerte Straßen. Außerdem war der Verkehr nach dem Bau der "Günser Bahn", erst recht nach der Abtrennung des Burgenlandes sehr gering geworden. - Von Ödenburg kommend zweigt sich beim Anger eine Straße von der Hauptstraße ab. Sie führt nach Deutschkreutz. Das ist aber eine "untergeordnete Straße", auch nicht mit Basalt geschottert. Da sie aber auch schon Jahrhunderte alt ist, hat sie festen Untergrund und wurde mit Schotter vom Kogelberg (Gneis!) seit Jahren immer wieder "aufgeschüttet".
 
Als Verbindungsstraße nach Kolnhof diente ein etwas besser ausgebauter Feldweg, der bis zur Bahnstation "Harka-Kopháza" einen festeren Unterbau hat. Harkau hatte eine sehr ungünstige Bahnverbindung. Zur Bahnstation "Harka- Kopháza " der Süd- und Günserbahn hatten die Harkauer 1 1/2 bis 2 km, vom Südbahnhof in der Stadt bis zur Stadtmitte war es wieder gut 1 km. Wegen dieser relativ großen Entfernungen wurde die Bahn von den Harkauern so gut wie nie in Anspruch genommen. Sie gingen die 5 km lieber gleich zu Fuß in die Stadt, schleppten täglich ihre schwere Last, Milch und Obst auf dem Rücken, im "Buckelkorb" in die Stadt. Die Harkauer hätten es auch viel leichter und bequemer haben können, wenn beim Bau der "Günserbahn" eine andere, fortschrittliche Gemeindeverwaltung die Interessen der Harkauer Bevölkerung besser wahrgenommen hätte. In den Jahren 1902-05 ,wurde die Günserbahn geplant und gebaut. Nach der Planung sollte die Bahn von Deutschkreutz kommend, über die Gemarkung Harkau, 100-200 m hinter Payerl Tobias' Garten vorbeiführen und beim Kogelberg sich erst mit der Südbahn vereinigen. Die Bahnstation hätte gleich hinter den Gärten der Oberen-Hofstatt gebaut werden sollen. Jedoch der Harkauer Gemeindevorstand, bestehend aus reichen, kinderlosen Bauern, lehnte diese Planung mit der Begründung ab: "Für eine Bahnlinie geben wir unsere Äcker nicht her!" Wenn der Lagler (Bäckermeister Lagler war der eifrigste Verfechter für den neuen Bahnhof) seine Kinder nach Ödenburg in die höhere Schule schicken will, soll er schauen, wie seine Kinder nach Ödenburg " kommen. Wir brauchen keine Bahn, wir gehen zu Fuß oder fahren mit dem Wagen!" Nun wer gehörte diesem Gemeindevorstand an? Richter war Johann Wilfing, reicher Bauer und' kinderlos, Samuel Tremmel (Lewai), Johann Oberhofer beide reiche Bauern und kinderlos, Samuel Schönfeldinger, reicher Bauer mit zwei erwachsenen Töchtern. Da die Harkauer Bauern, ihr Gemeindevorstand, nicht bereit war, einige Joch ihrer Haseläcker - die ohnehin nicht zu den fruchtbarsten gehörten - an die Günserbahn zu verkaufen, vereinigten sich die , Geleise der Günser- und Südbahn auf Kolnhofer Gemarkung, und der Bahnhof wurde auch weit von Harkau angelegt.
 
Schade, daß durch die Engstirnigkeit des damaligen Gemeindevorstandes der Bahnhof nicht gleich am Dorfende gebaut wurde, wie das etwa in Agendorf der Fall war. Welch großen Nutzen hätten die Harkauer vom nahen Bahnhof gehabt! Bedenken wir, wie sich die Harkauer "Mülli-Weiber" plagten. sich abrackerten, wenn sie schon morgens um 5 Uhr mit ihrem Buckelkorb 20 und mehr Liter Milch in Kannen in die Stadt trugen und nach der Rückkehr (wieder zu Fuß, zusammen 10-11 km!) noch den ganzen Tag vormittags in der Küche, nachmittags auf dem Felde arbeiten mußten; oder wenn andere bei der Kirschenernte täglich 1-2 Körbe mit je 20-25 kg Kirschen vom Sonnenberg in die Stadt schleppten, oder im Herbst die Körbe mit Äpfeln, Trauben, Pfirsichen, Kastanien, alles auf dem Rücken auf den Markt in die Stadt trugen. Wie hatten es da die Agendorfer bequem ! Sie trugen ihr Obst, ihre Milch nur bis zum nahen Bahnhof, setzten sich mit dem Buckelkorb in den Zug, hielten eine Verschnaufpause - zu mehr reichte die Strecke kaum - trugen in Ödenburg ihre Milch aus, fuhren mit dem nächsten Zug wieder nach Agendorf und kamen ausgeruht wieder daheim an! Außerdem fuhren von Agendorf zwischen den beiden Weltkriegen täglich 20-30 Schüler in die höheren Schulen Ödenburgs. Die paar Harkauer Schüler mußten im Winter oft durch den halben Meter hohen Schnee stapfen und eineinhalb Stunden zu Fuß gehen, so daß sie schon müde und abgekämpft zur Schule kamen. Auch im Sommer mußten sie zu Fuß gehen. Busverbindungen gab es noch nicht. In den letzten Jahren konnten sie den Weg wenigsten mit dem Fahrrad zurücklegen. Wie bequem wäre auch für sie eine günstige Zugverbindung mit nahem Bahnhof gewesen! Vielleicht hätten doch mehr Harkauer Jugendliche eine höhere Schule in Ödenburg besucht, wenn der Schulweg nicht so beschwerlich gewesen wäre!?
 
Auch wirtschaftlich wirkte sich der Bau der Günser-Bahn negativ für die Harkauer aus. Die "Hienzen", die aus dem heutigen Südburgenland vor 1905 ihr Vieh zu Fuß auf die Ödenburger Märkte trieben, stellten meistens ihre Tiere 2-3 Tage zum "Ausruhen" in Harkau ein, um sie dann frisch, ausgeruht auf den Ödenburger Markt zu treiben. Das brachte den Harkauern schöne Einnahmen. Nun wurde aber das Vieh in Viehwaggons der Günserbahn direkt auf den Markt nach Ödenburg gebracht. Auch das trug zum wirtschaftlichen Niedergang der Gemeinde vor dem Ersten Weltkrieg bei. Dagegen konnte die Gemeinde nichts unternehmen. Aber durch die Fehlplanung beim Bau der Günserbahn hat der Gemeindevorstand - sehr zum Schaden der späteren Generation - die Gemeinde vom Verkehrsnetz abgeschnitten.
 
Quelle: "Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler
(1987)