Schon am 30. März 1782 fuhren der Richter, Johann Eckl und der Geschworene Matthias Eckl nach Wien und übergaben dort ein Gesuch, indem sie um Genehmigung baten, aufgrund des Toleranzedikts in Harkau eine evang. Kirchengemeinde gründen zu dürfen. Der Inhalt dieser Petition ist uns leider nicht bekannt Pfarrer Scholtz veröffentlicht die Bittschrift der Gemeinde Agendorf. Es ist anzunehmen, daß die Bittschrift der Harkauer ähnlichen Inhalts gewesen ist Am 9. Juli und am 19. November 1782 wurden vom Komitat - untere Verwaltungsbehörde - je eine Kommission nach Harkau geschickt, die feststellen sollte, ob in Harkau eine evang. Kirchengemeinde gegründet werden könne. Diese Kommission schrieb die Familien zusammen und notierte den Betrag, welchen jede Familie zu entrichten bereit war. Es waren weit mehr als 100 evang. Familien und die Harkauer zeichneten auch weit mehr, als zur Vergütung für Pfarrer und Lehrer, Kirch- und Schulhausneubau benötigt wurde.
 
Trotzdem versagte das Komitat die Gründung einer evang. Kirchengemeinde, u. zwar mit der Begründung, die Harkauer hätten nicht weit nach Ödenburg und könnten den dortigen evang. Gottesdienst besuchen. Die evang. Volksschule wurde überhaupt nicht berücksichtigt Es verging fast ein Jahr, ohne daß sie in dieser Angelegenheit etwas weitergekommen wären. Im Sommer 1783 klopften einige Harkauer - unter ihnen wieder Matthias Eckl, der nicht nur der Intelligenteste sondern auch die treibende Kraft der Gemeindegründung war - bei Prof. Georg Nagy in Ödenburg an und klagten ihm ihr Leid. Der hilfsbereite Nagy (sprich: Nadj!) schrieb ihnen gleich zwei Gesuche, eines an Herrn Drosdik, der der Vertreter der evang. Sache in Wien war, und ein Gesuch an seine Majestät, den Kaiser Josef II. Matthias Eckl, Johann Marx, der Richter, und Georg Trackl fuhren am 13. Juli 1783 abermals nach Wien. Sie stiegen bei Herrn Drosdik ab und der zeigte ihnen sogar den Raum im kaiserlichen Schloß, wo sie anderntags vom Kaiser empfangen werden sollten. Sie erhielten tatsächlich beim Kaiser Audienz und konnten ihm ihr Gesuch abgeben. (Ausführlicher bei: "Herausragende Harkauer Persönlichkeiten: Matthias Eckl)". Als sie wieder in Harkau ankamen, mußten sie ihren Landsleuten alles erzählen, was sie in Wien erlebt hatten.
 
Am 8. September 1783 fuhren wir, ich, Matthias Eckl, und Matthias Payerl nach Preßburg (damals die Hauptstadt Ungarns). Wir sprachen dort mit Herrn von Nisnansky, einem Slowaken, der aber gut deutsch sprach, und sagten ihm, daß uns Herr Drosdik von Wien berichtete, unsere Angelegenheit sei gut erledigt worden und müsse schon in Preßburg liegen. Der Agent in Preßburg aber sagte, er würde über die Angelegenheit Herrn Nagy in Ödenburg berichten. Da gingen wir wieder unverrichteter Dinge nach Hause. Wir mußten also wieder eine gute Zeit warten. Unter dieser Zeit haben wir manches Gebet und manchen Seufzer zu Gott geschickt... Endlich erhielten sie am 24. September die Nachricht, daß die Genehmigung für eine selbständige evang. Kirchengemeinde in Ödenburg eingetroffen sei. Der Ödenburger Ratsherr Lissy übergab ihnen in Gottes Namen die schriftliche Genehmigung in die Hand.
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)