Kaum war 1679 die Pest abgeklungen, überschatteten neue Kriegsereignisse unsere Heimat. Emmerich Thököly versuchte sich wie seine Vorgänger Bocskay und Bethlen mit Waffengewalt der absolutistischen Regierung, dem Verfassungsbruch des Königs zu widersetzen. In kurzer Zeit eroberte er Siebenbürgen und mit türkischer Unterstützung das ganze Oberungarn. Sein Heer wurde "Kurutzen" genannt. Da auch neue Angriffe der Türken drohten, mußte Kaiser/König Leopold I. gegen sie rüsten. Dazu brauchte er nicht nur Geld und wieder Geld, das nur der Landtag bewilligen konnte, sondern er mußte versuchen, die Unterstützung aller Stände zu erhalten. Darum sah sich König Leopold I. gezwungen, nach langer Zeit wieder einmal einen Landtag abzuhalten. Nachdem in Preßburg, der damaligen Hauptstadt Ungarns, noch die Pest wütete, wurde der Landtag für das Jahr 1681 nach Ödenburg einberufen.
Aber außer viel Prunk, der im Einzug des Kaiser/Königs mit seiner Gemahlin und ihrem Hofstaat gipfelte, brachte dieser Ödenburger Landtag keinerlei Ergebnisse, weder für das Land, das auch weiterhin verfassungswidrig regiert wurde, noch hatten die vielen Beschwerden, besonders die der Städte, Erfolg. Auf die vielen Klageschriften der evang. Stände wurde kaum eingegangen. Als einziges Entgegenkommen wurden ihnen die "Artikularkirchen", in jedem Komitat zwei, genehmigt, wie ich das ausführlicher beim Abschnitt "Kirche" beschreibe. Vielleicht haben aber auch viele Harkauer beim farbenprächtigen Einzug des Königpaares als Zuschauer am Straßenrand sich einfügen können. Wahrscheinlich bekamen sie aber Kaiser/ König Leopold I. selbst in Harkau zu Gesicht, als er am 10. Juni 1681 von Ödenburg über Harkau einen Besuch beim neu gewählten Palatin, Paul Eszterházy, in dessen Schloß in Deutschkreutz machte. (Nach der Hinrichtung Franz Nadásdys im Jahre 1670 kaufte Eszterházy sämtliche Güter seines hingerichteten Schwagers für 200.000 Gulden. Sein Neffe und seine Nichten versuchten zwar, die Familiengüter, auch Deutschkreutz, zu erhalten, aber anscheinend kannte er da keine verwandtschaftliche Bindungen! Bald waren auch die Festlichkeiten für die Krönung Leopolds dritter Frau in Ödenburg festgelegt und erreichten damit den zweiten Höhepunkt der vielen Veranstaltungen. Das war aber auch alles. Darin erschöpfte sich vornehmlich die Tätigkeit des Landtags. Während dieser Zeit versuchten Thökölys Heere von Siebenbürgen aus wieder ihr Kriegsglück in Oberungarn. Noch größer aber wurde die Kriegsgefahr, auch für Ödenburg und Umgebung, als ein türkisches Heer aufbrach, um Wien, die Kaiserstadt, zu erobern.
 
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)