Die älteste Geschichte unserer Heimatgemeinde ist - wie die so vieler Gemeinden - in Dunkelheit gehüllt. Doch haben wir dank intensiven Forschens sehr viele geschichtliche Zeugen, die als Funde in unserer Gemarkung, auf unserem "otter" oder aus der Umgebung ans Licht befördert wurden. Da es keine schriftlichen Zeugnisse aus dieser Zeit geben kann, sind wir auf Funde angewiesen. Die ältesten Funde menschlicher Kultur stammen in unserer Gegend aus der Jungsteinzeit (Neolitikum, 4000-2500 vor Christus). Geschliffene Stein- und Knochenwerkzeuge sowie irdene Gefäße wurden in der Nähe des Neusiedler Sees gefunden. Stärker besiedelt war unsere Gegend, den Funden nach zu beurteilen, in der Bronzezeit (2500-1500 v. Chr.). Ein Volk, das dem Badener Kulturkreis angehörte (so benannt nach den Funden im Baden bei Wien!), hatte sich hier niedergelassen. Diese Menschen blieben schon an ihre Umgebung gebunden, beschäftigten sich nicht nur mit SammIertätigkeit und Jagd, ernährten sich nicht mehr nur von Beeren, gefangenem Wild und Fischen, sondern erzeugten schon selbst Lebensmittel, indem sie anfängliche Landwirtschaft (und Viehzucht) trieben. Darauf weisen versteinerte Hacken und Geweihe hin, die in Zinkendorf, Kroisbach, Steinerbruckl und Mörbisch gefunden wurden. Ihre Geräte waren auch noch aus Stein, Knochen und wahrscheinlich aus Holz, aber sie kennen schon die Bronze, die sie aber anfangs nur zum Anfertigen von Schmuck verwenden.
Aus der ältesten Eisenzeit (auch Hallstattzeit genannt, da die größten und reichsten Funde aus dieser Epoche in Hallstatt/Österreich zutage gefördert wurden) stammen auch viele Funde in unserer Gegend. Dennoch werden die meisten Gegenstände und Werkzeuge dieser Periode (etwa 1500-900 v. Chr) aus Bronze hergestellt, so fand man in der Gegend bei Pötsching auch Messer, Sicheln, Schwerter und Pfeilspitzen aus Bronze. Der schönste und wichtigste Fund aus dieser Zeit stammt aber aus einer Sandgrube in Haschendorf(ca. 2 km südwestlich von Harkau). 1914 wurde dort ein Sonnenrad aus Bronze mit einem Durchmesser von 41 cm zu tage gefördert. Ein gleiches Gerät, das kultischen Zwecken diente, wurde noch in Schweden bei Ystad gefunden. Das im Haschendorf gefundene Bronzegerät ist eine Zierde des Ödenburger Liszt-Museums. Auf Drängen von Michael Reitter wurde auf Harkauer Gemarkung auf den Hofwiesen, beim Distelspitz gegraben. Hier fand man "Feuerhunde" aus Eisen und etwa 70 durchlöcherte Pyramiden aus Lehm gebrannt (auch diese Funde befinden sich im Ödenburger Liszt-Museum). Michael Reitter schreibt dazu: "ähnliche Gestalten hatten die Harkauer noch im vorigen Jahrhundert in ihren offenen Küchen". Sie stellten diese auf eine Feuerstelle und lehnten die Scheite daran, damit das Feuer einen besseren Zug hatte und dadurch besser brannte. Allerdings dienten diese gefundenen "Feuerhunde" den damaligen Völkern bei religiösen "Zeremonien". Ebenso fand M. Reitter mit seinen Freunden Kustos Bella und Storno im Pfennigwald Schmelzöfen. Auch im Ziergraben und im Warisch (im Ödenburger Wald) wurden solche Schmelzöfen gefunden.
Um 600 v. Chr. dringt ein Volk von Nordwesten vor und besetzt das Wiener Becken, ebenso die Gegend um Ödenburg. Es ist ein kriegerisch gut durchorganisiertes Volk. Ihre Wohngebiete sind befestigt. Ihre Toten verbrennen sie, die Asche wird in Urnen aufbewahrt. Die Gräber- besonders die der Reichen, der Fürsten - werden mit höheren Hügeln bedeckt, wie man sie u. a. heute noch im Pfennigwald auf Harkauer Gemarkung findet. Ich vermute, dass diese Hügel im Pfennigwald auch solche Hügelgräber sind. Von M. Reitter und Kustos Ludwig Bella wurde um die Jahrhundertwende zwar ein Hügel angeschnitten. Da man aber "bloß Ziegelscherben" gefunden hatte, unterließ man es - wahrscheinlich aber aus Geldmangel - auch die übrigen Hügel zu öffnen, in denen vielleicht zahlreiche Grabbeigaben entdeckt worden wären.
Der Mittelpunkt dieser Siedlungen in unserer Gegend dürfte aber der "Burgstall", ein 478 m. hoher Berg im Ödenburger Wald sein. (Luftlinie etwa 4-5 km vor Harkau). Er ist nämlich einer der reichsten Fundorte Europas aus dieser Kulturperiode. Mehr als 150 Gräber wurden dort gezählt, von denen noch nicht alle geöffnet sind. Der Träger der Hallstatterkultur in unserer Gegend war ein illyrisches Volk.
Ebenso wurde auf M. Reitters Initiative beim "Himmelsthron", etwa 2-3 km westlich von Harkau aber noch auf Harkauer Gemarkung gegraben. Dabei konnte festgestellt werden, dass der Ort in der ersten Eisenzeit (Hallstattzeit) ein befestigter Ort und mit Erdwällen, Schanzen umgeben war. Binnen dieses Schanzenbereiches fand man sogar die Grundfeste eines Hauses. Da von dieser Höhe, die nach Südosten hin sich ausbreitende Senke gut einzusehen ist, diente der "Himmelsthron" als "Fliehburg" für die Bevölkerung, die ja in der Umgebung zahlreich siedelte. Die "Fliehburg" diente ihnen als Schutz, wohin sie bei Gefahr fliehen konnten. Überhaupt siedelten die Bewohner unserer Gegend in der Hallstattzeit gerne auf den Höhen, wo sie sich gut verteidigen konnten, denken wir auf die Burgstall-Höhe bei Ödenburg! Natürlich können wir heute nicht feststellen, wo genau die einzelnen Siedlungen dieser Völkerschaften auf der Harkauer Gemarkung lagen, ob sie dort, wo später das Dorf Harkau oder Teile des Dorfes entstanden sind, lagen, oder ob sie zerstreut im späteren Harkauer Hotter angesiedelt waren. Um das genauer festzustellen, müßten Nachforschungen und Ausgrabungen nach neuesten Methoden angestellt werden, z. B. müßte die "Luftbildarchäologie" eingesetzt und intensiviert werden.
Einen großen kulturellen Bruch verursachte im 5. Jhd. vor Chr. die Eroberung unserer Gegend durch die Kelten. Diese Periode nennen wir zweite Eisenzeit oder nach dem wichtigsten Fundort in der Westschweiz auch La-Tene-Zeit. Das Siedlungsgebiet der Kelten reichte vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer. Die Römer nannten sie "Galli" oder "Celtae", und von den Griechen wurden sie "Galatai" oder "Kelti" genannt (Lehmann). Der in Böhmen sesshaft gewordene Zweig der Kelten, die "Bojen", wanderten zwischen 400 und 350 v. Chr. größtenteils nach Nordwestpannonien, also in unsere Gegend um den Neusiedler See. Sie verdrängten die hier ansässigen Illyrer, die sich auf den nordwestlichen Teil der Balkan-Halbinsel zurückzogen. Die Blütezeit der keltischen Bojer im Donauraum ist etwa 150 v. Chr. festzulegen. Eine große keltische Wohnsiedlung bestand auf Ödenburger Gemarkung, auf dem "Wiener Berg", wo auch ein großer keltischer Friedhof entdeckt wurde. Aber auch die "Fliehburgen" waren nicht ganz entvölkert worden, wie das die Funde am Himmelsthron" und in Wolfs beweisen.
Die Kelten verstanden die Aufarbeitung des Eisens schon sehr gut. Ihre Werkzeuge, Waffen wie Schwerter, Lanzenspitzen u. a. stellten sie aus verschiedenen Eisen her. Aus Bronze erzeugten sie nur noch Schmuck. Da sie auch die Töpferscheibe schon kannten, wurden viele, zwar bessere aber auch eintönigere Tongefäße hergestellt. Sie sind es auch, die neben dem bisherigen Tauschhandel auch das Geld kennen und sogar schon Geld aus Gold und kleinere Silbermünzen in unserer Gegend prägen. Fast in jeder Gemeinde der Umgebung Harkaus wurden Gräber aus dieser Zeit geöffnet und Funde, besonders Gürtel und Fibeln aus Bronze und Gold entdeckt (Schmuck wurde meistens noch aus Bronze hergestellt). Am bekanntesten dürfte die aus Dreiecksblättchen zusammengestellte Klingel sein, symbolisch einen Menschen darstellend, die in Wolfs gefunden wurde und im Ödenburger Liszt-Museum aufgestellt ist.
Was die großen blonden Kelten so unüberwindlich gemacht hatte, ihre Raserei in der Schlacht, ihre Größe, Stärke, Kaltblütigkeit und ihr Mut im Einzelkampf, brachte ihnen letztlich auch ihren Untergang. In ihren blindwütigen Angriffen waren sie dem kühlen Einsatz disziplinierter Truppenteile der Römer, eines Caesars etwa, nicht gewachsen. Sie konnten gegen die geordnete Phalanx der römischen Infanterie auf die Dauer nichts ausrichten (Lehmann). Und so besiegte sie Caesar 58-51 v. Chr. im Westen und Kaiser Augustus im Alpenraum und im Pannonien. Die Kelten blieben danach zwar in ihren Siedlungsgebieten, nahmen aber die Kultur der Sieger, der Römer an.
Im Jahre 18 vor Christus kamen die Römer in unsere Gegend, und 9 v. Chr. drangen sie bis zur Donau vor, eroberten ganz Transdanubien und gliederten es an die Provinz Pannonien. Die Römer kannten und benutzten die alte Handelsstraße, die von der Adria zur Ostsee führte. Diese "Bernsteinstraße" bauten die Römer noch besser aus. Sie führte über Sabaria (Steinamanger, Szombathely), Scarbantia (Ödenburg, Sopron), Caruntum (Petronell an der Donau, wo besonders viele römische Funde zutage gefördert wurden!) bis zur Ostsee. Diese Straße, die "alte Straße", wie sie die Harkauer nannten, führte ca. 1 km westlich von Harkau vorbei. Bekanntlich waren die römischen Straßen mit solch gutem Untergrund bestückt, dass sie den nachfolgenden Völkern Jahrhunderte, ja fast Zwei jahrtausend als Hauptstraße dienten. So zogen bei uns die "Hienzen" (heute Südburgenland!) aber auch die Neckenmarkter und Horitschoner noch bis 1918 auf dieser befestigten Straße auf die Ödenburger Märkte, sofern sie nicht in Harkau absteigen, sondern auf dem kürzesten Weg nach Ödenburg gelangen wollten. Auf dieser, von den Römern erbauten Straße, konnte sich nicht nur das röm. Militär gut und schnell bewegen, sondern auch der aufblühende Handel ließ sich leichter und schneller bewältigen. So zogen die römischen Händler bis an die Ostsee und tauschten dort den von den Römerinnen so begehrten Bernstein gegen römische Erzeugnisse. Aber auch Felle und andere Produkte, ja sogar Sklaven kauften sie für das Römerreich bei den nördlich der Donau siedelnden germanischen Stämmen. An der Stelle, wo heute Ödenburg liegt, wurde die römische Stadt Scarbantia erbaut. Römische Händler, ausgediente Soldaten, Veteranen genannt, ließen sich in der sich rasch entwickelten Stadt nieder. Dazu kamen bald Handwerker, die die ganze Gegend mit ihren Erzeugnissen, Produkten versorgten.
Beim Bau des Ödenburger Rathauses, im Jahre 1893, wurde hier ein heiliger Tempel mit drei Götterstatuen entdeckt. Nach Ernst Lauringer stammen die Marmorblöcke, aus denen die Statuen gefertigt wurden, aus der Gegend von Marburg/Kärnten. Die Statuen selbst wurden unter Kaiser Antonius Pius (138-161 n. Chr.) angefertigt. Ihre Bedeutung liegt nicht nur in ihrem Umfang und ihren großen Ausmaßen sondern auch in ihrer künstlerischen Vollkommenheit. Das Verdienst der Zusammenstellung gebührt dem Wiener Universitätsprofessor Dr. Camillo Praschniker. Die Götterstatuen sind die größten uns bekannten nördlich der Alpen und stellen Jupiter (2,95 m), Juno (2,61 m) und Minerva (2,75 m) dar. Ebenso wurden in Ödenburg Teile einer römischen Wasserleitung und am "Wiener Berg" die Reste eines Amphitheaters entdeckt An beiden Seiten der "Bernsteinstraße" sind zahlreiche römische Gräber und Grabsteine gefunden worden. Ebenso wurden Straßenabschnitte der Römerstraße, sowie Häuserreste beim Ödenburger Rathaus freigelegt Die Götterstatuen und zahlreiche römische Grabsteine am Rande der "Bernsteinstraße" oder auf den Gräberfeldern zwischen dem Szechenyi-Platz und der Csengeri-Gasse gefunden, sind im Keller des Stadt-Turms in Ödenburg zu besichtigen. Ebenso sind dort zahlreiche Amphoren, Nadeln, Fibeln, Riechgläser, Kerzenhalter aus Ton, ausgestellt Die Römer befestigten auch die neuerstandene Stadt "Skarbantia". Darum hatten sie auch viele Ziegeleien, wo sie nicht nur Backsteine, sondern auch Dachziegel brannten.
Meistens wurden diese Dachziegel mit dem Siegel der römischen Legion gekennzeichnet Daraus erfahren wir, dass in Ödenburg verschiedene Legionen kürzere oder längere Zeit stationiert waren, wie etwa die XI., die XIV: und XV Legion. Die römischen Kaiser Decius (regierte 249-251), Aurelius (270-275) und Probus (regierte 276-284) waren in Pannonien geboren, kämpften gegen die anstürmenden germanischen Stämme und verteidigten die Donau als Grenze des römischen Reiches. Auf der Kroisbacher Gemarkung, unweit der jetzigen Staatsgrenze, etwa 7-8 km Luftlinie von Harkau, wurde eine Mythrasgrotte entdeckt, die von der hier stationierten XlV Legion angelegt wurde. Auf einem Relief ist das bekannte Motiv des stiertötenden Gott Mythras mit wallendem Mantel und phrygischer Mütze dargestellt (Da die Grotte wegen der nahen Staatsgrenze auf ungarischer Seite nicht besucht werden darf, ist in der Nachbargemeinde, in Mörbisch am See/Burgenland, eine sehr schöne Nachbildung dieses Reliefs zu besichtigen!) Daß auch Harkau von den Römern besiedelt war, beweisen uns die zahlreichen Funde auf unserer Gemarkung. Schon im 16. Jahrhundert war auf Harkauer Gemarkung ein Sarkophag gefunden worden. Der Wiener Gelehrte Lazius (1514-1565) veröffentlichte schon den damals aufsehenerregenden Fund. Er teilte auch die lateinische Aufschrift des Steinsargs mit Sie lautet: "Lucius Flavius Fortunatus revir augustalis municipii scarbantia annorum XXXV," auf deutsch: "Das Mitglied des kaiserlichen Sechserausschusses im Municipium Scarbantia, Lucius Flavius Fortunatus im Alter von 35 Jahren (gestorben)", nach Dr. Schallmayer, Karlsruhe). Aufgrund der Veröffentlichung von Lazius kamen 1736 die zwei englischen Gelehrten Pococke und Miles auf ihrer Forschungsreise auch nach Harkau, um den Sarkophag zu besichtigen. Dieser diente damals - ohne Deckel- beim Gemeindebrunnen als Viehtränke. Schon 1780 konnte daher der Gelehrte Schönwieser die Inschrift kaum mehr entziffern. Wohin der Sarkophag geraten ist, kann heute leider nicht mehr festgestellt werden. Um 1900 fand Michael Reitter beim Rigolen des Samuel Kobermanns Hochwiesen-Weingarten einen römischen Sarkophag, in dem eine Römerin gebettet war. Viele Riechgläser, Glaskugeln lagen als Grabbeigaben darin. Alles wurde dem Ödenburger Liszt-Museum übergeben. Nach Harkauer Überlieferung war auch am Distelspitz - etwa 200 m westlich der Römerstraße - eine römische Ziegelei. Ob es stimmt?
Jedenfalls holten die Harkauer noch im 20. Jahrhundert dort Lehm, um damit die Tenne in ihren Scheunen zu befestigen. Da man dort auch viele Ziegelscherben gefunden hat, ist es durchaus möglich, dass dort während der Römerzeit eine Ziegelei stand. Leider wurde die Altertumsforschung seit 1920 auf Harkauer Gemarkung sehr vernachlässigt. Wenn man erfährt, was z. B. in Mörbisch in den 30-er, 50-er und 6O-er Jahren dieses Jahrhunderts an prähistorischen und römischen Funden zu Tage gefördert wurde (wie sie M. Lang in seinem Büchlein über Mörbisch nur kurz aufzeigen konnte), kann man ahnen, was auf Harkauer Gemarkung an solchen geschichtlichen Zeugen in der Erde schlummert und der Entdeckung harrt. Leider wissen wir nicht genau, wo die römischen Bauernhäuser ("villa rustica") auf unserer Gemarkung standen. Deren Vorhandensein kann man auch deshalb annehmen, weil es unwahrscheinlich ist, dass Römer, die in Scarbantia (Ödenburg) wohnten, auf Harkauer Gemarkung beerdigt wurden. Schließlich gab es in Ödenburg (zwischen Szechenyi-Platz und Csengeri-Gasse) einen römischen Friedhof. Es ist anzunehmen, dass diese "villa rustica" unweit der Bernsteinstraße standen. Mit den modernen Methoden der "Luftbildarchäologie" könnten die Grundrisse dieser verfallenen römischen Häuser leicht und sicher geortet werden. Jedenfalls wurden auf dem "Hofwiesen-Riegel" (letzter Eigentümer die Farn. Trackl), etwa 150 m südöstlich der "Bernsteinstraße", immer wieder Ziegelscherben zutage befördert, und auf manchen Stellen der Wiese zeigten sich auffallend trockene Stellen, was auf Mauerreste in nicht allzu großer Tiefe schließen lässt. Bei der Harkauer Bevölkerung war die irrige Meinung verbreitet, dass auf diesem "Hofwiesen-Riegel" ein Kloster gestanden habe. Aber auch die versiertesten Historiker (wie Dr. Hazi: "Die Kirchengeschichte der kath. Kirchengemeinde Ödenburg im Mittelalter", Dr. Horvath u. a.) versicherten mir, dass auf Harkauer Gemarkung niemals ein Kloster gestanden habe, auch im frühen Mittelalter nicht Denn über Klostergründungen und Erhaltung sind immer zahlreiche Urkunden vorhanden, aber über ein Kloster auf Harkauer Gemarkung liegt nicht eine Urkunde vor. (Da sieht man, wie die Phantasie der Bewohner auf Irrwege geraten kann. Weitere "Irrwege" könnten noch aufgezählt werden!) Der römische Kaiser Probus erlaubte um 278 n. Chr. als erster, dass um Wien, Ödenburg, Steinamanger, Fünfkirchen und am Plattensee Weinreben angepflanzt werden durften.
Seit dieser Zeit gibt es also in unserer Heimat Weinbau, trotz der wechselvollen Geschichte und vielfältigem Wandel der Bevölkerung. Wahrscheinlich sind auch die Kastanien durch die römischen Soldaten vom Mittelmeer in unsere Heimat gebracht und angepflanzt worden, die bis auf den heutigen Tag in den Harkauer "Kästenwäldern" und in den Ödenburger Löwern so zahlreich wachsen und gedeihen. Nach etwa 400 Jahren - sicherlich segensreicher - Römerherrschaft hielt das dem Untergang geweihte Reich dem Ansturm der germanischen Stämme nicht mehr stand. Um das 4. Jahrhundert n. Chr. war der Drang der germanischen Stämme so groß, dass die Römer sogar den Schutzwall, den Limes, an der Donau aufgeben mussten. Sie zogen sich nach Süden zurück. Zuerst besetzten die Markomannen und Quaden unser Gebiet 453 verdrängten die Ostgoten sie. Der spätere mächtige König der Ostgoten, Theoderich der Große, in den germanischen Heldensagen "Diedrich von Bern" genannt, dessen monumentales Grabmahl in Ravenna (Italien) heute noch zu bestaunen ist, ist in der Gegend des Neusiedler Sees geboren. Ein im Jahre 1905 auf Mörbischer Gemarkung gefundener Goldschatz beweist auch, dass die Ostgoten in unserer Gegend lebten.
Nach dem Abzug der Ostgoten besetzten im 6. Jahrhundert die germanischen Stämme der Herulaner und Langobarden unsere Gegend. Nach den Zweiten Weltkrieg wurden in Heiligenstein (=Hegykö), Luftlinie etwa 10-15 km östlich von Harkau, ausgedehnte Gräberfelder von Langobarden freigelegt. Als Grabbeigaben für Männer dienten Waffen, wie schwere, zweischneidige Schwerter, Lanzen, Dolche, eiserne Pfeilspitzen. Der Körper eines hier begrabenen Langobarden Herzogs war mit einem Schild bedeckt Den Frauen waren Gold-, Silber- und Bronzeschmuck als Grabbeigabe zugefügt Sogar eine in Europa einmalige byzantinische Goldwaage und ein Bronzeteller wurden in den Gräbern gefunden.
Die germanischen Stämme zogen weiter nach Westen. Ihren Platz nahm um 568 n. Chr. das aus Asien vordringende Reitervolk, die Awaren ein. Innerhalb weniger Jahrzehnte besiegten sie alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Sie hatten zwar kein Geld, besaßen aber jede Menge Gold. Ostrom zahlte ihnen Tribut in Goldmünzen, die ihre Goldschmiede in Schmuck und Gebrauchsgegenstände umwandelten. Zum Glück für die Nachwelt versahen die Awaren selbst ihre Toten reichlich mit Edelmetall, goldenem und silbernem Zaumzeug, Gürtelschnallen, Ringen und Armreifen, Halsketten u. a. ... ? (Wolft), wie das die reichlichen Funde aus dem 7. Jhdt n. Chr. auch in den Gräbern südlich und östlich von Kapuvar beweisen.
Auch diese "Gold und Pferde liebenden kämpferischen Awaren verschwanden sang- und klanglos im Dunkel der Geschichte" (Wolft). Karl der Große besiegte sie in vier Feldzügen, von 791-796, und dehnte sein Frankenreich bis zur Raab aus, indem er es zur Markgrafschaft Ostmark erhob. Bischof Arno kam in das eroberte Land. Aus dieser Karolingerzeit stammt der im Petöhaza (etwa 15 km östlich von Harkau) gefundene "Cundpald"-Kelch. Es ist dies ein vergoldeter Bronzekelch und ist heute auch eines der Prunkstücke des Ödenburger Liszt- Museums.
Quelle: "Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)