Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn ich trotzdem versuche, eine annehmbare Antwort zu finden, so deshalb, weil diese Frage schon viele Menschen, auch Generationen vor uns, beschäftigt hat. Die ersten uns bekannten Urkunden, in denen der Name unseres Dorfes vorkommt, sind lateinisch geschrieben. Wie an anderer Stelle ausführlich bereitet, erscheint der Name Harka 1245, bzw. 1257 erstmals in Urkunden. Das Dorf und damit sein Name ist natürlich viel älter. In diesen lateinischen Urkunden wird der Ort fast immer als "Harka" (Harca, Harcha), die Adeligen - beide Familien - "de Harca", "de Harka" (die von Harka) bezeichnet. Diese lateinische Bezeichnung wurde auch von den späteren ungarischen Behörden beibehalten, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. In den deutschsprachigen Urkunden finden wir verschiedene Schreibweisen des Ortsnamens, wie: Hargha, Hargka, Hargkau, Harkau, usw. Eigentlich gibt es zwei "Erklärungen", woher der Name des Ortes stammen könnte, die "ungarische" und die "deutsche" Version, wie ich sie der Einfachheit halber bezeichnen möchte.
1. die "ungarische" Version gewann nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung, im Herbst des Jahres 1947, besonders an Aktualität, als nämlich gelegentlich der Namensänderung des Dorfes eine heftige Diskussion entstand. Einige der in Harkau neu angesiedelten Magyaren - "telepesek" genannt - beantragten, auch den Namen des vormals deutschen Dorfes auszulöschen. Sie beantragten, den Ort auf "Magyarfalva" (=Ungarndorf) umzubenennen. Wegen dieser Namensänderung durch die "telepesek" kam es zu hitzigen Auseinandersetzungen sogar in der Presse. Der wichtigste Wortführer gegen die Namensänderung war der damalige neu ernannte ungarische evangelische Pfarrer Eugen Sághi. In einigen umfangreichen Zeitungsartikeln begründete er sein Einstehen für die Beibehaltung des "echt magyarischen Namen" des Dorfes. Nach ungarischer Auffassung hätte das Dorf den Namen vom höchsten Richteramt der landnehmenden Magyaren erhalten, der nach Szalay-Baróti: "karchas" oder "sachas" genannt wurde. Sághi und andere meinen, diesen, neben Árpád und Gyula höchsten Würdenträger der damaligen Magyaren, nannten sie aber "horka", von dem "Harka" seinen Namen erhalten habe. Leider übernehmen auch burgenländische Autoren oft diese Theorie. Bekanntlich wurden schon unter Karl dem Großen, also vor der Landnahme der Magyaren hier deutsche Bauern angesiedelt. Es gibt wohl keine Niederlassung - und hat auch nie eine gegeben - und mag der Ort noch so klein sein, der nicht einen Namen gehabt hätte; also müßte auch Harkau einen Namen gehabt haben. Mit Recht schreibt Michael Lang, betreffend Namensdeutung des Dorfes Mörbisch (in Volk und Heimat, 1960, S. 9): "Wenn auch keine andere Deutung des Namens (Mörbisch) bekannt ist, darf man doch an der Richtigkeit der obigen zweifeln, zumal es keinen einzigen Mörbischer Flurnamen gibt, der an das magyarische auch nur anklingt." Dasselbe gilt auch für Harkau, denn auch in Harkau sind die Flurnamen rein deutscher Herkunft, außerdem haben wir auch eine "deutsche Deutung" des Namens Harkau.
2. Die "deutsche" Namensdeutung. Sie war bei der Bevölkerung Harkaus seit langem bekannt und verbreitet - nicht erst in den letzten Jahren vor der Vertreibung und sollte deshalb nicht in das Reich der "Sage" verbannt werden Sie lautet: Als fränkisch-bajuwarische Bauern nach der Gründung der Ostmark durch Karl den Großen hier angesiedelt wurden, erhielt ein Freier (-Bauer) namens Hark dieses Gebiet. Es gab und gibt hier fruchtbare Auen; deshalb wurde die Niederlassung, der Ort "Harks-Au" genannt. Mit der Zeit wurde das Genetiv-s weggelassen und so entstand der Name "Harkau".
Leider finden wir den Namen "Harka" oder "Harkau" auf keiner neueren Landkarte mehr, weder auf einer von deutscher (ADAC) oder österreichischer Seite herausgegebenen Karte. Wie oben bereits angeführt, wurde nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung, im Jahre 1947 der Name des Dorfes Harka/Harkau auf Antrag einiger neu angesiedelter Magyaren in "Magyarfalva" umgewandelt.
Merkwürdigerweise finden wir in dem 1973 erschienen Buch: "Ödenburg für Fremdenführer" (ungarisch) auf Seite 35 folgenden Satz: "Harka, das 1947 seinen Namen ohne jede Begründung, unnötigerweise auf Magyarfalva änderte....". Wie mir in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten wiederholt versichert wurde, sind Bestrebungen im Gange, den Jahrhunderte alten Namen dem Dorfe wieder zurückzugeben. Wir, die in der Fremde lebenden Harkauer, würden eine solche Entscheidung begrüßen.
Quelle: "Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)