"Wo liegt denn eigentlich dieses Harkau?" Ich finde es auch auf der neuesten und besten Autokarte nicht! So mögen die Leser fragen, die nicht aus Harkau oder seiner Umgebung stammen. Leider findet man den Namen auf keiner neueren Landkarte, denn seit 1947 wurde sogar der Name des Dorfes ausgelöscht, das früher Jahrhunderte, ja über ein Jahrtausend von Deutschen bewohnt war. Es wurde nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung in "Magyarfalva" ("Ungarndorf") umbenannt.
 
Harkau liegt in Westungarn, ganz nahe an der österreichischen Grenze, 4 km südlich von Ödenburg, ungarisch Sopron. Bei Sopron ist der Grenzübergang, an dem Tausende von Touristen, die ihren Urlaub am Plattensee (Balaton) verbringen wollen, die österreichisch-ungarische Grenze passieren. Leider durchfährt man auf der Strecke zum Plattensee Harkau nicht, denn die Straße, die von Ödenburg nach Harkau führt, endet an der grenze 500 m hinter dem Dorf. Es gibt da keinen Grenzübergang! Auf der Landkarte, auch wenn sie im Fernseher gezeigt wird, kann man die Lage Harkaus sofort erkennen. Es liegt auf dem südlichsten Teil des Zipfelchens von Ungarn, das südwestlich vom Neusiedler See nach Österreich hineinragt. Wie es zu diesem "Gipfelchen" gekommen ist, kann man auch aus dieser "Geschichte Harkaus" erfahren. Alle Nachbargemeinden im Süden und Westen gehören zu Österreich.
 
Harkau liegt auf dem 47 39' Breitengrad und 16 37'östlich von Greenwich. Das Dorf liegt 204m über N.N. Nördlich von Harkau, zwischen Ödenburg und Harkau, befindet sich ein etwa 1km breites und gut 2km langes Plateau, das sich besonders als Truppenübungsplatz für die in Ödenburg stationierten Soldaten gut eignete. Früher bedeckte das Plateau ein schöner Eichenwald, der in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gerodet wurde. Einige Jahrhunderte alte Eichen stehen noch. Am Rande des Plateaus erhebt sich der Kogelberg, 276,5m über N.N. Da er eine runde Erhebung bildet, vermutet jeder auf dem ersten Blick, es müßte sich um einen erloschenen Vulkan handeln, ähnlich wie beim "Katzenbuckel" bei Eberbach im südlichen Odenwald. Jedoch ist es kein erloschener Vulkan, besteht also nicht aus Basalt, sondern aus Gneis. Von diesem Kogel hat man einen herrlichen Ausblick um NNO zum Neusiedler See, im Osten auf die kleine Ungarische Tiefebene, im Norden zu den Karpaten (bei Preßburg) und im Westen bis zur Rax und zum Schneeberg in Österreich. Harkau gehört zwar politisch nicht zum Burgenland, aber geographisch ist es ein Teil des Landes, trennt doch nur ein Meter breiter Grenzweg seine Gemarkung von den Gemarkungen der burgenländischen Gemeinden Deutschkreutz, Girm, Haschendorf, Neckenmarkt und Ritzing. Sprachlich gehört es ebenfalls zur burgenländisch-bajuwarischen Mundart mit ihren "ui" Wörtern wie guit (gut), Huit (Hut), Kui (Kuh), Muida (Mutter), Bruider (Bruder) usw. Ebenso ist es völkisch gesehen ein Teil des Burgenlandes. Um hier nur ein Beispiel zu nennen: Von meinen acht Urgroßeltern stammen vier aus dem heutigen Burgenland (zwei aus Mörbisch, 1 aus Lutzmannsburg und 1 aus Weppersdorf). Allerdings gab es in der Zeit, als meine Vorfahren sich verheirateten noch keine Staatsgrenze zwischen Harkau und den anderen, heute burgenländischen Gemeinden.
 
Ob Harkau ein reines Straßendorf oder ein Angerdorf ist, ist schwer zu entscheiden. Einerseits hat es das typischen Kennzeichen des Straßendorfes: eine Hauptstraße, die von beiden Seiten von einer Häuserreihe gesäumt ist. Die Häuserreihe ist an beiden Seiten offen, so daß sie beliebig ergänzt, durch Hausbau verlängert werden kann. Andererseits befindet sich im Oberdorf ein "Anger", das typischen Zeichen des Angerdorfes, der allerdings nicht, "umfahrbar" ist, auf dem -seit 1923- das Kriegerdenkmal und eine Brückenwaage erstellt wurde. Auf der folgenden Skizze finden wir auch den größten Teil der Orte, die in diesem Buch erwähnt werden.
 
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)