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Zum Geleit
Für unsere älteren Landsleute aus Ödenburg und Umgebung brauche ich den am 6. Januar 1974, im 82. Lebensjahr verstorbenen Journalisten der "Ödenburger Zeitung" und Schriftsteller, Ignaz Anton Schiller, im Volksmund einfach "Nazi" genannt, wohl nicht erst vorzustellen. Er ist durch sein Witze, Schnurren und anderer lustiger "Ödenburger G'schichten", aber auch durch seine nachdenklichen Erzählungen, über die Grenzen unserer engeren Heimatstadt hinaus bekannt geworden.
In sieben kleinen Broschüren, die ich auf der nächsten Seite aufführe, veröffentlichte Schiller seine gesammelten Glossen, manchmal in origineller und naturgetreuer Derbheit, weil eben "ein Witz" - wie er selber meinte - "nur so humorvoll und gediegen ist, wenn man ihn so bringt, wie er das "Licht der Welt" erblickt hat". Den Stoff zu seinen Erzählungen sammelte er hauptsächlich auf dem Markt und in den Buschenschänken.
Noch in seinen letzten Lebensjahren befasste ich mich mit dem Gedanken, seine leider vergriffenen Broschüren in einem Gesamtwerk neu erscheinen zu lassen. Ignaz A. Schiller war mit diesem meinem Vorhaben einverstanden und drückte auch seine diesbezügliche Freude in Briefen an mich aus. Leider konnte er die Verwirklichung dieses Planes nicht mehr erleben.
Jetzt nach seinem Tode entschloss ich mich, dieses literarische Erbe der Nachwelt - und damit meine ich auch unserer Jugend, die nach uns kommende Generation - zu erhalten.
Aus finanziellen Gründen gelang es mir leider nicht Schillers Werke in eine Gesamtauflage zu veröffentlichen; es werden mehrere Hefte folgen. Mit dieser 1. Folge soll eine Reihe eingeleitet werden, die meinen Landsleuten die Gelegenheit bietet, ein Stück geistiges Alt-Ödenburg zu erwerben und zu besitzen. Auch seine Erzählungen, die außerhalb seiner veröffentlichten Broschüren erschienen sind, bemühte ich mich zu sammeln und hier wiederzugeben.
Schiller veröffentlichte einige lustige G'schichten manchmal doppelt, die voneinander nur geringfügig abweichen. In solchen Fällen nahm ich die Erstveröffentlichung. Andererseits griff er ein Thema manchmal zweimal auf, die auf verschiedenen Grundstöcken aufgebaut und ausgeschmückt wurden. Hier berücksichtige ich beide Versionen.
Ich wünsche mir, dass dieses erste Heft und die noch folgenden Hefte der "Ödenburger G'schichten" von Ignaz A. Schiller bei meinen Landsleuten aus Ödenburg und Umgebung Anklang finden, um auch so das Andenken eines Mannes zu bewahren, der uns diese Geschichten im echt Ödenburger Dialekt niederschrieb und somit uns allen ein Stück Heimat vermittelte.
Stuttgart, den 1. Juli 1974