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Autor(en):
Andreas Schindler (†)
Matthias Wetzer (†)
Helmut Rappold (†)
Michael Töltl
Erscheinungsjahr:
1996
Herausgeber:
Kulturverein für Ödenburg und Umgebung e.V.

 

Vorwort

Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass wir aus unserer angestammten Heimat, aus Ödenburg und Umgebung, wegen unseres Bekenntnisses zum Deutschtum vertrieben wurden. In Viehwaggons, mit 50 kg Gepäck, wurden wir nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, in das zerbombte, am Boden liegende Deutschland abgeschoben.

Seit Jahrhunderten, ja über ein Jahrtausend lebten unsere Vorfahren in der alten Heimat. (Die erste urkundliche Erwähnung Ödenburgs stammt aus dem Jahre 859. Laut dieser Urkunde schenkt Kaiser Ludwig der Deutsche dem Passauer Chorbischof Albrich Güter bei "Odinburch"!). Mit viel Fleiß und Verstand, im Schweiße ihres Angesichts haben unsere Vorfahren die alte Heimat schon im Mittelalter zu einer der reichsten Städte Ungarns gemacht. In Liebe und Hingabe, mit Wagemut und Tüchtigkeit haben sie ihre Heimatstadt Jahrhunderte lang gegen alle Feinde verteidigt und uneinnehmbar gemacht. Durch ihre Strebsamkeit haben sie das Leben der Stadt geformt, Handel und Wandel gestaltet. Es ist also kein Wunder, dass ihre Nachkommen 50 Jahre nach der Vertreibung, hunderte Kilometer von ihrer Heimat entfernt, in Liebe und Dankbarkeit sich mit ihrer Heimatstadt verbunden fühlen. 

Der Vorstand unseres Kulturvereins für Ödenburg und Umgebung e. V. in Bad Wimpfen, der ja die Ödenburger Heimattreffen seit 1951 organisiert, hat nun beschlossen, zu diesem 18. Ödenburger Heimattreffen in Bad Wimpfen unter dem Titel: "50 Jahre Treue zu Ödenburg" ein Buch herauszugeben und jedem Besucher dieses großen Heimattreffens in die Hand zu geben. Sind es doch 50 Jahre, dass wir aus der Heimat vertrieben wurden, 45 Jahre, dass Bad Wimpfen die Patenschaft über die vertriebenen Ödenburger übernommen hat, 75 Jahre, dass das Burgenland besteht, dessen Hauptstadt Ödenburg hätte sein sollen, 5 Jahre besteht die Partnerschaft zwischen unserer Heimatstadt und Patenstadt, Ödenburg/Sopron und Bad Wimpfen, und 7 Jahre die Partnerschaft zwischen den beiden ev. Kirchen. In diesem Buch wollen wir kurz über Ödenburg, Bad Wimpfen, die Vertreibung, über Persönlichkeiten unserer Heimat, über die Aktivitäten des Vereins in der neuen Heimat, hauptsächlich aber über die Verbindungen der Landsleute untereinander durch Heimattreffen, Veranstaltungen, Kulturreisen in die alte Heimat, usw. berichten. Mit dem Buch wollen wir erstens unsere Verbundenheit mit der alten Heimat aufzeigen, zweitens soll für unsere Nachkommen dokumentiert werden, woher ihre Eltern, Großeltern hierher gekommen sind und warum diese ihre angestammte Heimat verlassen mussten.

 Es war nicht leicht, in den zum Teil zerstörten und ausgebombten Ländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, wo unsere Volksdeutschen aus Ungarn zwangsweise nach dem zweiten Weltkrieg untergebracht wurden, Fuß zu fassen. Für das erste waren wir froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, waren dankbar, dem Zugriff der "Schwabenfeindlichen Soldadeska" und ihren Helfershelfern nicht mehr ausgeliefert zu sein. Aber alle mussten wir - wie so viele damals in Deutschland- beim wirtschaftlichen Nullpunkt anfangen. Unsere älteren Heimatvertriebenen litten natürlich am meisten darunter. Hatten sie doch ihr Hab und Gut verloren, für das sie ein Leben lang gearbeitet hatten. Nicht minder litten sie aber seelisch über den Verlust der Heimat, litten unter ihrer Heimatlosigkeit. Aber mit ihrem sprichwörtlichen Fleiß, ihrer Strebsamkeit, ließen sie sich -ließen wir uns- nicht unterkriegen. Somit trugen sie auch zum Aufblühen ihrer neuen Heimat, zum "Wirtschaftswunder Deutschlands" ihren Anteil bei.

Während dieser Zeit, auch alles es den Vertriebenen wirtschaftlich schon besser ging, dachten sie in Liebe und Verbundenheit an die alte Heimat, nicht in Haß, nicht mit Rachegefühlen, sondern in Wehmut und Sehnsucht. Das zeigte sich auch, als sie nach 17 Jahren die Möglichkeit bekamen, zum ersten Mal ihre alte Heimat besuchen zu dürfen - wenn auch nur auf 24 Stunden- da machten sich unzählige auf, um mit ihren -bereits in Deutschland geborenen- Kindern die Heimat der Eltern zu besuchen. Seither fahren sehr viele Jahr für Jahr in die alte Heimat, halten die Verbindung mit der Heimatstadt. Diesem Ziele dienen auch die alljährlichen Kulturreisen unseres Vereins, worüber wir auch in diesem Buch berichten.

Die Beiträge, die wir in diesem Buch bringen, stammen hauptsächlich aus den in den Ödenburger Rundbriefen veröffentlichten Aufsätzen. Diese Ödenburger Rundbriefe pflegten in besonderer Weise die Verbindung unter den Landsleuten, die in aller Welt zerstreut leben.

 Wir wollen in diesem Buch auch die Aktivitäten unserer Landsleute, unseres Vereins und seiner Mitglieder in der neuen Heimat aufzeigen, indem wir über Heimattreffen, Buschenschank, Museum u. a. kurz berichten. Da wir den Umfang dieses Buches berücksichtigen mussten, konnten wir leider vieles, das wir auch gerne veröffentlicht hätten, nicht mehr bringen.  Die Artikel wurden von einigen Vorstandsmitgliedern zusammengestellt. Wir danken allen, die die große Mühe auf sich genommen haben, damit das Buch zum Heimattreffen herausgegeben werden konnte. Bitte nehmen und lesen Sie dieses Büchlein mit der Liebe und Verbundenheit, mit der der Vorstand es zusammengestellt hat, damit unser Ödenburg in unserem Herzen und Erinnerungen weiterlebt!

 

Andreas Schindler