Die Geschichte des mittelalterlichen Agendorf vom 13. bis in das 15. Jahrhundert ist eng mit der Geschichte des Kleinadelsgeschlechtes der "Agendorfer" verbunden, die sich nach dem Ort benannten. Alle Urkunden, die aus dem Mittelalter zur Verfügung stehen, beziehen sich auf diese Familie. Über den Ort selbst und seine Bewohner weiß man nur wenig. Aber das ist auch in den meisten anderen Orten so. Erst mit dem Auftauchen der ersten Urbare in der frühen Neuzeit und mit dem Übergang Agendorfs in den Besitz der königlichen Freistadt Ödenburg werden die Informationen dichter.


Herkunft und Abstammung jener Kleinadelsfamilie, die "die Agendorfer" genannt wurden, sind unbekannt. Die Namen sprechen aber, so wie die der meisten Adelsgeschlechter der damaligen Zeit im westungarischen Raum, für eine deutsche Herkunft. Die ersten uns namentlich bekannten Agemdorfer sind Peter (I.) und He(r)bert, Besitzer von Weingärten und wahrscheinlich auch der Dorfes Wolfs. Die Agendorfer gehörten also mit größter Wahrscheinlichkeit zu jenen Familien, die im 12. und 13. Jahrhundert von Westen her kommend in ungarische Dienste traten. Peter I. ist Burggraf von Ödenburg. Dies deutet darauf hin, dass die Familie zu dieser Zeit bereits bedeutende militärische Dienste geleistet hatte.

Für seine Verdienste bekam Peter I. von König Bela IV. um 1250 einen Teil des Burgfeldes in Dagendorf, welches südlich der Landstraße Ödenburg - Dagendorf lag, genauer gesagt südlich des Aubaches. (Burgenländisches Urkundenbuch I., 249-250)

1256 wurde Peter von der Burg verwiesen. Der König entzog Peters Häuser (domos) und seinen Turm (turrim, Wohnturm) in Ödenburg samt Zubehör und gab sie den beiden Neffen des damaligen Stadtrichters, Andreas und Adrian. Diese waren Leibeigene aus Babod und lebten in Ödenburg als Burgjabogionen (Burgbesatzung). Auflage war, dass beide samt ihren Nachkommen nur dem König dienen sollten. Der neue Burggraf vernichtete eigenhändig die Schenkungsurkunde des Königs an Peter, offensichtlich um diesen ganz zu verdrängen.

Peter konnte aber trotzdem wieder zurückkehren, seine Güter zurückerlangen, er wurde auch wieder Burggraf. Für die Verdienste, welche sich Peter I. im Konflikt zwischen dem alten König Bela IV. und seinem Sohn Stephan V. (1270 - 1272) erworben hatte, bestätigte der alte König Bela IV. 1269 nochmals die Schenkung der Besitzungen in Agendorf an Peter I. Es spricht einiges dafür, dass Peter I. in die Mühlen der Politik, also in die Parteienkämpfe, die zwischen Bela IV. und seinem Sohn lange tobten, geraten war, die ihm zunächst sein Amt kosteten, dass er dann aber durch geschicktes Verhalten wieder zu seiner Position gelangte.

1265 erwarb Peter um 33 Mark die Liegenschaft der Zisterzienser in Agendorf.

In den folgenden Parteienkämpfen zwischen der Hofpartei um Elisabeth, die Kumanin, und ihrem Sohn Ladislaus IV. einerseits und der "deutschen Partei" um die Gutkeled und die Güssinger, die Anlehnung an Premysl II. Ottokar suchten, gerieten die Agendorfer schließlich in eine noch schlimmere Situation. Burggraf Peter I. stand offenbar auf der Seite des Böhmenkönigs und Herzogs von Österreich. 1273 fiel Ottokar II. in Westungarn ein. Am 5. Oktober erreichte sein Heer, ausgerüstet mit 14 Sturmböcken, Ödenburg. Burggraf Peter öffnete ihm die Tore Ödenburgs. Man kann dies, wenn man die Hintergründe der jahrzehntelangen Parteienkämpfe und auch der Misswirtschaft unter Elisabeth und ihres Sohnes Ladislaus IV. des Kumanen kennt, keineswegs als "Verrat" sehen. Es ging um Macht und Einfluss und die Beteiligten wechselten häufig die Seiten. Ganz ohne Probleme ging die Übergabe der Stadtfestung aber nicht ab. Offenbar gab es unter den Bürgern eine Partei, die gegen den Burggrafen opponierte und sich gegen die Übergabe stellte. Peter I. ließ daraufhin deren Anführer, Stephan den Kürschner und dessen Brüder Peter und Schwärzel hinrichten. Die Söhne vornehmer Bürger mussten Ottokar als Geiseln begleiten - auch dies war damals eine übliche Praxis, um sich die Loyalität einer eroberten Stadt zu sichern. Man kann sich die internen Parteiungen vorstellen, die damals die Stadt entzweiten. Natürlich hatten die "Bürger", also vor allem die Handwerker, andere Interessen als der adelige Stadtkommandant. Es ist also durchaus möglich - auch wenn es dafür keine direkten Belege gibt - dass hinter dem Konflikt Peters mit einer Bürgergruppe einer jener innerstädtischen Konflikte stand, die damals in weiten Teilen Mitteleuropas an der Tagesordnung waren und den Aufstieg eines zunehmend selbstbewusst werdenden Stadtbürgertums gegenüber adeligen Stadtherrn widerspiegeln.

Ottokar konnte sich freilich nicht lange halten. Im Hl. Röm. Reich wurde am 1. Oktober 1273 der Habsburger Rudolf  und nicht sein Konkurrent Ottokar zum König gewählt. In Ungarn setzte sich der König zunächst gegen die mächtigen Adelsparteien durch. Der vierzehnjährige Ladislaus zog vor Ödenburg. Stephan, der  Stadtrichter, öffnete der königlichen ungarischen Reiterei die Tore, obwohl er damit das Leben der Geisel, darunter sein eigener Sohn und die Söhne seiner beiden Schwestern, gefährdete. Diese Stellungnahme der Stadt für den König und gegen den Burggrafen hatte einschneidende Folgen. Sie war mit größter Wahrscheinlichkeit der Grund für die Erhebung der Stadt zur Königlichen Freistadt am 20. November 1277. Die Stadt wurde damit unabhängig vom königlichen Burggrafen und unterstand nur mehr dem König direkt. Der Stadtrichter konnte frei gewählt werden, die Stadt hatte auch die Blutgerichtsbarkeit inne. Die Stadt erhielt das später immer wieder bestätigte Recht der freien Zu- und Abwanderung. Jeden Dienstag konnte ein zollfreier Wochenmarkt abgehalten werden.

Mit dem Tod Ottokars II. in der Schlacht von Dürnkrut gegen Rudolf von Habsburg - der von ungarischen Hilfstruppen des Königs Ladislaus IV. unterstützt wurde - verlor die Adelsopposition schließlich ihren wichtigsten Rückhalt. Peter, der frühere Burggraf, wurde im Herbst des Jahres 1278 oder 1279 vor Gericht gestellt, wegen Landesverrates zum Tode verurteilt und in der Stadt öffentlich geköpft. Das Vermögen der Agendorfer fiel an die Németi, einem Familienzweig der Osl, an Peter und seinen Sohn Dionys, die sich in der Schlacht bei Dürnkrut große Verdienste erworben hatten. Die Agendorfer verschwinden für vier Jahrzehnte aus den Quellen. Über ihren Aufenthaltsort kann man nur spekulieren. Vermutlich fanden sie in Österreich Zuflucht. Dafür würde auch der Name von Peters II. Frau - Adelheid - sprechen. Diesem Peter II. gelang schließlich gegen Ende seines Lebens die Rückerwerbung Agendorfs.

Das Zwischenspiel der Nemeti (von Rosenfeld)
Agendorf kam nach der Enteignung Peters I. aus der Familie der Agendorfer in den Besitz einer Linie des Adelsgeschlechtes der Osl, die man nach dem Dorf Sopronnémeti bei Csorna (Tschirnau) die Németi nennt. Auch die Bezeichnung Grafen von Rosenfeld kommt in den Urkunden vor. Die genauen Abstammungsverhältnisse von einem gemeinsamen Stammvater der Osl, die wahrscheinlich petschenegischer Herkunft waren, sind nicht mehr zu ermitteln. Der erste bekannte Németi, Peter I., hat jedenfalls etwa zur Zeit wie die übrigen Begründer der Osl - Zweige (Osl I., Sur I., Moritz I.) gelebt. 1228 wird er erstmals urkundlich erwähnt. Sein Sohn Peter II. taucht erstmals 1237 in einer Urkunde auf, in der er der Schenkung von Besitzungen in Klein-Csorna und Marz an das Kloster in Csorna zustimmt. Peter II. hatte fünf Söhne (Dionys, Peter III., Dominik, Benedikt und Andreas I.). Dionys unterstützte zusammen mit seinem Vater König Ladislaus IV., unter anderem in der Schlacht von Dürnkrut. Er bekam dafür die Besitzungen des 1279 (1278) hingerichteten Agendorfers Peters I. (BUB II. 134 n.187). Dieser Peter III. von Némety ist uns auch als Besitzer von Krensdorf benannt. Nach diesem Ort (de Heren) benannten sich immer wieder Angehörige der Familie. Ferner hatten sie Besitzungen in Großhöflein, Oberpetersdorf und Sieggraben. Allerdings dürfte die wirtschaftliche Situation der bald weit verzweigten Familie nicht besonders rosig gewesen sein. Die Urkunden berichten von zahlreichen Verpfändungen und bald auch Verkäufen an die Mattersdorf-Forchtensteiner und an die mit den Osl verwandten Kanizsay. Die Söhne des Dyonis, Stefan I. de Heren und Desiderius verkauften etwa ihre Erbbesitzungen in Stöttera und Agyagos 1322 an Paul von Mattersdorf - Forchtenstein. Probleme bekam die Familie mit ihren Besitzungen in Alrams (ein Ort bei Neudörfl, der wahrscheinlich schon im Mittelalter wüst gefallen war; sein Gebiet liegt heute in Niederösterreich). Dort hatte sich die Stadt Wr. Neustadt eingekauft. Sie geriet in Konflikt mit den Németi, namentlich mit den Grafen Peter IV., Andreas II., Stefan I., Desiderius und Nikolaus "von Rosenfeld". Woher diese Bezeichnung stammt ist bis heute nicht geklärt. Zuvor hatten Dominik, Peter IV. und Stephan von Rosenfeld den Grafen Albero und Pilgrim von Puchheim zwei Felder ("preiten") und eine Wiese in Alrams überlassen - als Entschädigung für Schäden, die den Puchheimern im Zuge einer Fehde zugefügt wurden (BUB III 32 n. 60). Auch der Deutsche Orden hatte 1312 Besitzungen in Alrams, musste dafür aber an die Németi Abgaben zahlen.

Die Verpfändung von Gütern an Wr. Neustadt und an die Puchheim war schließlich der Vorwand für den neuen ungarischen König Karl Robert von Anjou, Alrams an die Mattersdorf-Forchtensteiner zu vergeben. Diese waren ja treue Anhänger des Anjou. Die Németi gehörten nicht zur Partei Karl Roberts, ja sie waren aktive Gegner, wohl aber die alten Agendorfer, die anscheinend auf diese Weise ihren Besitz zurück erhielten. Die Verpfändung an "Ausländer" wurde den Németi als Landesverrat ausgelegt. Der Widerstand gegen die Übertragung von Alrams ist in den Urkunden erkennber. Er zog sich viele Jahre hin. Weitere Verkaufabsichten  (Stöttera, Krensdorf, Marz, Zemendorf, Großhöflein, Agyagos und Németi betreffend) scheiterten erneut am Einspruch der Kanizsay, die sich als Verwandte übergangen fühlten. In der Folgezeit treffen wir Stephan I. bis 1334 noch als Grundherrn an. Sein Bruder Desiderius wird 1324 zum letzten Mal erwähnt. Stephan I. versuchte, seine Besitzungen an die Mattersdorf-Forchtensteiner zu verkaufen, scheiterte aber erneut am Einspruch anderer Osl - Linien. Mit Peter IV. dürften auch die übrigen Zweige der Németi ohne männliche Nachkommen ausgestorben sein.

Der neuerliche Aufstieg der Agendorfer
Im Jahre 1318 findet sich Peter II. wieder im Besitz von Agendorf. Er wurde zum Neubegründer der Kleinadelsfamilie, die den Ort dann bis zum Ende des Mittelalters halten konnte. Die Agendorfer erwarben auch ihre Besitzungen in Ödenburg zurück. Sie gehörten dem Stadtpatriziat an und waren wohl eine der reichsten und einflussreichsten Familien. Wir finden sie immer wieder in maßgebenden Funktionen, als Mitglieder des inneren Rates, als Richter oder Bürgermeister.

Peter II. dürfte zwischen 1218 und 1321 gestorben sein. Er hat also die Wiedereinsetzung seiner Familie nur wenige Jahre überlebt. Eine Urkunde aus dem Jahre 1321(Burgenländisches Urkundenbuch III., S. 245, Hazi I 34 n.76)   ermöglicht einen guten Einblick in die Verwandtschaftsverhältnisse und auch in die Vermögensverhältnisse der Agendorfer zu Beginn ihres neuerlichen Aufstieges als Angehörige des Ödenburger Stadtpatriziats. Petrus, der Präzeptor der Johanniterkommende in Ödenburg, beurkundet, dass er zur Zeit, als er noch weltlichen Standes war, an Philipp, den Sohn des Comes Petrus von Agendorf (Peter II.), den Gatten seiner verstorbenen Schwester Agnes, sein ererbtes Viertel eines Weingartens in Wolfs, gelegen zwischen dem Weingarten Herrn Konrads, genannt Wurzel, Sohn seines Oheims Stephan, und einem anderen, der den Ödenburger Johannitern vom Austeller der Urkunde geschenkt worden war, zusammen mit dem Zins von fünf Brot- und Fleischbänken in der Höhe von fünf pensae jährlich mit Zustimmung aller seiner Brüder um zwölf Pfund Pfennige verkauft habe. Da Philipp nach dem Tod seiner ersten Frau Agnes nun seiner zweiten Gattin Elisabeth, Tochter des verstorbenen Ritters Bartholomäus von Walbersdorf und seinen Kindern Elisabeth und Lorenz zu Erbrecht geschenkt hatte, verzichte der Aussteller gegen den Erhalt von weiteren sechs Pfund Pfennigen für sich und alle seine Verwandten auf alle Rechte an den genannten Besitzungen.

Peter II. hatte vier Kinder: Peter III., Philipp I., Andreas und Elisabeth. Peter III. ist 1327 als Bürger von Ödenburg und Mitglied des Inneren Rates nachweisbar.

Elisabeth war mit dem Ödenburger Bürger Lukas verheiratet, der Besitzer von Klingenbach war. Der Ort, der später so wie Agendorf zur Ödenburger Stadtherrschaft gehörte, gehörte ebenfalls den Klostermarienberger Zisterziensern. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatte die Ödenburger Bürgerfamilie Lukas große Teile Klingenbachs zu Lehen. Dies ist insofern von Belang, als es später den Agendorfern gelang, auch Klingenbach zu erwerben.

Die Agendorfer der Ödenburg - Klingenbacher Linie
Die Geschichte dieser Klingenbacher Linie der Agendorfer sei kurz erzählt. Sie ist eng mit der Persönlichkeit Martins I. von Agendorf verbunden, der auch Mitinhaber von Agendorf war, um 1350 aber seine dortigen Besitzanteile verkauft haben dürfte. Martin war eine bedeutende Persönlichkeit, ein hoch angesehener Patrizier Ödenburgs und 1349, 1352 sowie 1353 auch Bürgermeister. Christine, die Witwe des Lukas von Klingenbach (Sohn des Lukas und der Elisabeth) und deren Söhne Nikolaus und Kalman verkauften 1351 ihre Besitzanteile im Dorf Klingenbach vor dem Ödenburger Richter Johann, Sohn des Wolfger, vor den Geschworenen und der Bürgerschaft  um 197 Wiener Pfund Silbergroschen (breite Wiener Talente) das Dorf Klingenbach (mit Ausnahme eines Achtel) an ihren Verwandten, den "discreto viro" Martin Agendorfer (Hazi I/1, 97 n.159). Wahrscheinlich ging in den nächsten Jahren der gesamte Besitz der Familie Lukas in Klingenbach an Martin Agendorfer über, käuflich oder testamentarisch. Die Verkäufer verpflichteten sich, auch ihren aus dem italienischen Krieg heimkehrenden Bruder Lukas zum Verkauf zu bewegen.  Noch wurde allerdings mit Verwandten um die Hälfte des Dorfes gestritten. Der Prozess wurde 1353 zugunsten der Frau Christine entschieden, 1355 gab auch der Abt von Klostermarienberg seine Zustimmung (Hazy I/1, 106 n. 171). 1349 konnte Martin I. als Bürgermeister krankheitshalber nicht mehr an einer Hotterbegehung zwischen Ödenburg und Neckenmarkt teilnehmen. Offenbar unternahm er aber noch eine Wallfahrt nach Rom (Molay, S.122). Er starb 1360.

Klingenbach ging an Martins Sohn Hans (Johann I.)., der von 1360 bis 1393 belegt ist, über, von diesem an dessen Sohn Martin II. (belegt 1379 bis 1403), mit dem der männliche Zweig der von Peter III. abstammenden Agendorfer ausstarb. Über Johanns Tochter Anna, die mit dem Wiener Bürger Nikolaus Weyspacher verheiratet war, kam der Besitz an Hans Weyspacher, der angibt, er habe ihn von seinem "lieben enn" Hans dem Agendorfer geerbt. Er verkaufte das  Dorf "Chlingenbach" mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, Holden und Gütern der Stadt Ödenburg um 350 Pfund Wiener Pfennige (Hazi I/2 105 n.122). 1406 vermachte Mert Agendorfer (Martin II.), Bürger zu Ödenburg, seiner Frau einen Viertel - Weingarten zu Klingenbach und 4 Pfund, die dann der Kirche vermacht werden sollten (Hazi II/1, 14).

Die Geschichte der Klingenbacher, von Martin I. abstammenden Linie der Agendorfer hat zwar für Agendorf keine große Bedeutung, umso wichtiger war aber die Rolle, die sie in Ödenburg spielten. Ihre Geschichte sei daher in Anlehnung an Molay kurz erzählt.

Hans (Johann I.) Agendorfer folgte seinem Vater Martin I. als Mitglied des Inneren Rates. Die erste Konskription der Häuser Ödenburgs aus dem Jahre 1379 gibt uns Auskunft über den Besitz der Agendorfer in Ödenburg. Die Häuser wurden damals und später stets vom Stadtturm (Feuerturm) bzw. vom Vorderen Tor weg gezählt. Gemessen wurde in Seilmaßen, wobei ein Seilmaß der Straßenfront von 10 Häusern entsprach.  Das Haus des Hans Agendorfer war das dritte am Hauptplatz im Bereich des heutigen Rathauses. Es war ein anderthalb - Platz - Haus (27,8 mal 47,8 Meter). Vermutlich handelte es sich dabei um jenes mit einem Wohnturm versehene Haus, das seinerzeit Peter I. entzogen worden war und dessen Besitz später noch heftig umstritten war. Außerdem besaß Hans Agendorfer zwei Fleischbänke in der Schmidgasse (nach Molay im Bereich der heutigen Grabenrunde zwischen der Spittelbachbrücke und dem Kornmarkt), die an Nikolaus Pfersichkern und Otto Mugel verpachtet waren. Außerdem gehörte ihm eine der vier Ödenburger Badstuben (dy obren patstuben). 1383 wird "Johann der Aigendorfer" als Richter von Ödenburg erwähnt. In diesem Jahr verpfändet der Edle Nikolaus, Sohn des Nikolaus, Sohn des Hertul (Hertlin, Hertel) von Mörbisch fünf Lehen mit allen Zubehör in Mörbisch an den Bürgermeister Nikolaus Gaizul (Geisel), dem Richter Johann Aigendorfer und der ganzen Stadt Ödenburg um 200 Ungarische Pfund auf acht Jahre (Hazi I/1, 200 n.269). Dass Hans Agendorfer ein sehr wohlhabender Patrizier war zeigt auch sein Auftreten als Kreditgeber der Stadt. 1393 borgte er der Stadt die hohe Summe von 300 Goldforint zum Ankauf des Dorfes Wolfs von Heinrich und Georg von Pottendorf. Dafür und zur Abdeckung der etwa 10 % Zinsen bekam er die Maut am Wienertor. Diese Mautstelle war früher im Besitz der Johanniter, wurde aber schon nach deren Abzug 1346 von den Agendorfern gepachtet. Der Agendorfer erhielt zwei Drittel der Mauteinnahmen, ein Drittel fiel dem Komitat zu. Hans Agendorfer war viele Male Stadtrichter und 1374 auch Bürgermeister. Darüber hinaus war er auch im Dienste des Königreiches tätig, als Sonderbeauftragter und als Judenrichter. Seine bedeutende soziale Stellung kam in umfangreichen Stiftungen zum Ausdruck. 1393 starb Hans Agendorfer. 1393 Er verfügte testamentarisch die Verwendung der Erträge der beiden Fleischbänke für die Stiftung von Seelenmessen. Die Einkünfte des Badhauses sollten zum Unterhalt des Ewigen Lichtes am St. Nikolaus-Altar in der Michaelerkirche verwendet werden. Ein Drittel der Zinsen des der Stadt gewährten Kredites wurde für das Spital vorgesehen. Das zweite Drittel ging an den Sohn Martin II., das dritte Drittel an die Tochter Anna, die damals bereits mit dem Wiener Kaufmann Holzmann verheiratet war (Holczmanyn). In zweiter Ehe heiratete sie den bereits erwähnten Nikolaus Weißbacher. Sie war später mehrmals Anlass für Probleme. In eine Streitigkeit der Holzmannin mit der Stadt wurde sogar König bzw. Kaiser Sigismund eingeschaltet. 1415 wollte man das Vermögen der verwittweten Anna (Weißbacher) pfänden lassen - als Kompensation für Schäden, die Kaschauer Kaufleute in Österreich erlitten hatten. In dieser Angelegenheit schaltete sich die Königin Barbara, Sigismunds Gemahlin, ein und befahl dem Ödenburger Rat, er möge die Frau Anna in ihrem Ödenburger Besitz nicht hindern und ärgern. 1416 starb Anna, Hans Weißbacher trat 1418 - wie schon erwähnt - seinen Besitz in Klingenbach und wahrscheinlich auch in der Stadt an die Stadt Ödenburg ab.

Martin II. wurde 1393, nach dem Tod seines Vaters, Mitglied des Inneren Rates und 1399 Stadtrichter. Er war mit der Wiener Bürgerstochter Katharina Virdung verheiratet. Diese Heiraten zeigen, dass die Geschäftsbeziehungen des Ödenburger Patriziates zum Bürgertum der österreichischen Städte immer enger wurden. Katharina besaß aus dem Erbe ihres Vaters Weingärten in Grinzing und Gumpoldskirchen. Martin II. besaß ein anderthalbteiliges Haus in der Fleischhackergasse (später Kirchengasse) und ein Siebenviertel - Haus in der Schlippergasse, eine Fleischbank, die verpachtet war, Felder, einen Obstgarten und Weingärten im Dudles und in der Mörbischer Goldbergried. 1402 traten Martin II. und seine Frau in die Arlberg- Bruderschaft ein.

Am Beispiel von Martin I., Hans und Martin II. Agendorfer kann man recht gut die Position sehen, die die kleinadeligen Patrizierfamilien in der Stadt einnahmen. Sie waren relativ wohlhabend und angesehen, saßen im maßgebenden Inneren Rat  und dominierten die städtischen Ämter. Natürlich erwartete man von ihnen auch entsprechend großzügige Stiftungen für die Allgemeinheit. Ihre Stellung als Stadtbürger und andererseits als Grundherrn in den Dörfern der Umgebung machte sie für die Stadt aber auch gefährlich. Sie ragten aus der Reihe der übrigen Bürger, zumeist Ackerbürger, vereinzelt auch Kaufleute und bald immer mehr Handwerker, heraus. Nur allzu leicht konnten sie die Stadt dominieren. Man kann sich die Parteienkämpfe, die rund um den Einfluss in der Stadt tobten, ganz gut vorstellen. Auch in den Städten Italiens und in Deutschlands gab es damals ähnliche Kämpfe, in denen die Handwerker - Bürger erst das Recht auf stärkere Mitbestimmung erkämpfen mussten. Auch in Ödenburg war die Stadt mit dem Erstarken des Bürgertums, das heißt der Kaufleute und der Handwerker, bestrebt, die Kleinadeligen als Grundherrn in der Umgebung der Stadt auszuschalten und die Dörfer direkt der Stadtherrschaft zu unterstellen. So ist auch schließlich die Ausschaltung der Agendorfer als die Besitzer des Ortes gegen Ende des 14. Jahrhunderts zu verstehen.

Die Familie der Agendorfer in Agendorf
Die beiden anderen Linien der Agendorfer, die des Philipp und die des Andreas, blieben in Agendorf als Grundherrn verwurzelt. Philipp kennen wir bereits aus der Urkunde von 1321, in der er seinem Schwager Peter, später Praeceptor des Ödenburger Johanniterordens, fünf Fleisch- und eine Brotbank in Ödenburg sowie einen Weingarten in Wolfs kauft.

Philipp war, wie bereits erwähnt, in erster Ehe mit einer Agnes, Schwester des erwähnten Johanniters, in zweiter Ehe mit Elisabeth, der Tochter des Bartholomäus (Berthold) von Walbersdorf verheiratet. Der ersten Ehe entstammte der Sohn Siegfried, der zweiten Ehe die zwei Kinder Lorenz und Elisabeth. Über Siegfried wissen wir relativ wenig. Er verkaufte 1330 zwei Hofstellen in Agendorf an seinen Onkel Peter III. (von der Ödenburg - Klingenbacher Linie).

Vor dem Kapitel von Raab überließ 1349 der Edle Peter (IV.), Sohn des Siegfried von Agendorf, zwei Ansässigkeiten ("duos fundos sive laneos vulgariter lihhyn vocatos"), gelegen neben der Ansässigkeit des Martin, Sohn des Peter und des Kernphok, die sein Vater an Stephan Beuchul (Beuchel), Sohn des Stephan von Hollern, und an Peter von Agendorf verkauft hat, und die sein Onkel Lorenz, Sohn des Philipp von Agendorf, zurückkaufte, diesem seinen Onkel und dessen Erben und Nachfolgern samt allen Zugehörigkeiten aus verwandtschaftlicher Liebe zu dauerndem Besitz (Hazi I. 91 n.153). Peter IV.  machte also von seinem Rückkaufsrecht keinen Gebrauch. Lorenz hingegen sicherte die beiden Ansässigkeiten für den anderen Agendorfer Zweig der Philipp-Linie.

Zunächast ein kurzer Überblick über die weitere Entwicklung der Agendorfer:

Die Siegfried-Linie wurde also von dessen Nachkommen, Peter IV., dann dessen Sohn Nikolaus und dessen Sohn Kaspar fortgesetzt. Mit ihm starb die Siegfried-Linie aus.

Die Lorenz-Linie teilte sich erneut und bestand noch zwei Generationen. Von Lorenz II. (1356 bis 1379 belegt) stammte Johann II. ab, von Peter (V.) Stephan I. (1373 erwähnt).

Die Andreas - Linie war weniger verzweigt. Von Andreas (1327 erwähnte) stammen dessen Sohn Michael und die Enkel Stephan II. und Agnes ab. Agnes war mit einem Stephan aus Österreich verheiratet.

1358 wurden in einer  in Plintenburg (Visegrad) ausgestellten Urkunde die Vermögensverhältnisse der Agendorfer neu geregelt. Peter IV. erhielt eine Kurie und 15 Lehensbauern (also etwa die Hälfte des Dorfes), darunter auch 10 Joch Ackerfeld, die zwischen der Stadt und den Agendorfern strittig waren und die, wie unten gezeigt wird, der Familie große Probleme brachten. Ebenso erhielt er zweieinhalb Joch "Ruidfeld"  sowie eine Hofstatt mit eineinhalb Joch Acker. Die Erwähnung des "Ruidfeldes",also von Rodeäckern, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Dorf blühte und die vorhandenen Äcker für die anscheinend wachsende Bevölkerung nicht mehr ausreichten. Es wurde also Wald gerodet. Rodeäcker gehörten nicht zur normalen Ansässigkeit (Hofstelle und Felder, Wiesen usw.). Die schwere Rodearbeit wurde von den Bauern geleistet, die sie dafür zu günstigeren Bedingungen (geringere Abgaben) erhielten. Die Angehörigen der Lorenz - Linie erhielten im Vertrag zwei Kurien, die sie selbst bewohnten. Interessant ist, dass hinter ihren Hofstellen die Obstgärten erwähnt werden. Sie bekamen 9 Lehen und sieben Hofstätten, dazu zweieinhalb Joch Ruidfeld, eineinhalb Joch Feld neben der Hoftatt und vier Joch Feld hinter der Kurie des Pfarrers sowie 12 Joch südlich des Dorfes. Die Lehensinhaber der Lorenz - Linie werden namentlich angeführt: Rudolf (Radalfus), Thomas, Sebastian Wagner und Stefan Gregor. Zwei Lehen teilen sich Heinz, Wagner und Peter, halbe Lehen haben Ulwin (Uleng), Sebastian und Nikolaus. Es wird außerdem eine Nachbarkurie des Koos als Lehen des Georg und Nikolaus Kanef erwähnt.

Das Erbe Peters IV. trat sein Sohn Nikolaus an, der bis 1373 erwähnt wird. Im Einverständnis mit seinen Verwandten Lorenz II. und Peter V. kauften sie 1363 jenen Besitzanteil (ein Viertel des Philipp-Besitzes, ein Viertel war der Pflichtanteil, den die Töchter zu erhalten hatten), den seinerzeit Philipps Tochter Elisabeth (II.) erhalten hatte, sowie das Ausgedinge, das einst ihrer Großmutter Adelheid gehört hatte, von den Nachkommen der Elisabeth zurück.

Lorenz I. und Elisabeth (II.), die Kinder des Philipp aus dessen zweiter Ehe mit der Walbersdorferin, führten den Rechtstreit um  die seinerzeit den Agendorfern in Ödenburg entzogenen Besitzungen weiter. Das Wohnhaus mit Turm (am Hauptplatz), das einst Peter I. gehört hatte, befand sich nun im Besitz der Nachkommen eines Grafen Centi, aber auch die Stadt erhob Anspruch. 1339 wurde der Eisenburger Konvent von König Ludwig I. beauftragt, zusammen mit einem königlichen Abgesandten die Streitfrage zu klären. Die Abgesandten  mussten aber bald erkennen, dass der Prozess vom Stadtgericht offenbar verschleppt wurde. Im Oktober 1339 wurde vor dem König ein wahrer Sumpf an persönlicher Interessenspolitik aufgedeckt. Das Gericht war in der Sache offensichtlich befangen. Stadtrichter war Martin Agendorfer, die Geschworenen waren ihm und einander verwandtschaftlich verbunden : Johann Schmuckenpfennig, Nikolaus Kolb (Kolbenhof=Kolnhof), Gori Petermant, Berchtold Bozi (Boz=Holling) und ein gayssium, also ein Geisel aus der Familie der einflussreichen Bürgerfamilie. Der Streit wurde dahingehend entschieden, dass das Haus mit dem Turm der Stadt übertragen wurde. Die Ansprüche sowohl der Centi wie der Agendorfer wurden zurückgewiesen. Das Verfahren von 1339 zeigt deutlich, dass der Stadtadel, der weitgehend mit den Patrizierfamilien identisch war, seine Familieninteressen noch immer vor die der Stadt stellte. Der König musste persönlich eingreifen, um ihren Einfluss zurückzustutzen.

Lorenz I. kaufte, wie bereits erwähnt, die beiden Lehen, die sein Stiefbruder Siegfried verkauft hatte. Lorenz I. dürfte vor 1356 gestorben sein, denn an der Granzbegehung dieses Jahres (siehe unten) nahmen schon seine Söhne teil. Peter V. scheint nur als Agendorfer Grundherr auf, sein Bruder Lorenz II. wird auch als Bürger von Ödenburg bezeichnet, hatte also offenbar auch Stadtbesitz. Ihre Schwester Anna war mit dem Ödenburger Bürger Peter Fletel verheiratet. 1366 erhielt Anna als "Tochterviertel" aus der Erbschaft fünf ganze Lehen und eine Dreiviertel-Hofstatt am Dorfende. Die Geschwister besaßen in diesem Jahr zusammen, wie die Urkunde ausdrücklich erwähnt, 20 Lehen und 3 Hofstätten. Das stimmt nun nicht mit den 1358 genannten 9 Lehen überein. Rechnet man aber die zwei Herrenkurien, die sieben gekauften Lehen und ein weiteres Lehen, das offenbar aus vier Hofstätten gebildet wurde, ein, kommt man genau auf die 20 Lehen und drei Hofstätten. Der Vergleich ermöglicht uns auch die Berechnung der Größe eines Lehens. Da wir wissen, dass eine Hofstätte mit 3 Joch ausgestattet war, muss ein Lehen 6 Joch umfasst haben. Das erscheint aus heutiger Sicht relativ wenig. Man muss aber bedenken, es handelte sich dabei ausschließlich um das Ackerland. Dazu kamen Wiesen, Weide- und Waldnutzungsrechte, die Wein- und Obstgärten, kleinere Grundstücke wie Saatsteige, Krautäcker, Hanfäcker und unter Umständen auch noch Rodeäcker, die nicht zum normalen Hofbesitz gezählt wurden.

Aus der Urkunde von 1366 erfahren wir ein weiteres, interessantes Detail: Lorenz II. und Peter V. hatten auch Besitzanteile in Loipersbach, Erbgüter ihrer Mutter, also der Namentlich nicht bekannten Ehefrau des Lorenz I. Von diesen Besitzungen gaben die Brüder ebenfalls ein Viertel an ihre Schwester Anna ab.

Die Söhne des Lorenz, Lorenz II. und Peter V., kamen offenbar in finanzielle Schwierigkeiten. Peter V. verpfändete 1369 sieben Lehen in Agendorf. (andere Version: 1369 nahm Peter V. sieben Agendorfer Lehen in Pfand, für 90 Pfund Denare, von Nikolaus, dem Sohn Peters IV)

Auf diesen Lehen saßen zehn namentlich bekannte Bauern  (Johannes carnifex = Fleischhacker, Stephanus Chun, Herman Payor =Bayer, Johannes Gruabar=Gruber, Sedul=Sedel?, Leukul, Humsyn, Petrus Kopaz, Herman Frank, Sympul=Simpel, Saydul= Seidel). (Hazi I/1, Nr.224). Aus anderen Urkunden sind zwei weitere Namen bekannt: Aus 1349 Kornphok (Hazi I/1, Nr. 153) und aus 1356 Basnar=Wasner (Hazi I/1, Nr.174)
 
In einer Zeit, in der die Familiennamen erst entstanden, ist es natürlich schwierig, die tatsächliche, gesprochene Form zu eruieren. Die Urkundenschreiber haben dann noch das Ihre dazu beigetragen und die Namen oft in einer aus heutiger Sicht recht merkwürdigen Form festgehalten. Unsinnig ist es natürlich, aus den Namen die "nationale" Zugehörigkeit ableiten zu wollen. Selbstverständlich ist es möglich, dass etwa Chun oder Kopaz aus östlicher Richtung, also aus dem magyarischsprechenden Teil Ungarns zuwanderten. Die Dörfer um Ödenburg waren ja für Bauern attraktiv. Insgesamt ist aber das Dorf im 14. Jahrhundert bereits eindeutig deutschsprachig.

Unter Peter IV., Lorenz II. und dessen Bruder Peter V.  kam es zu jenen Ereignissen, die letzten Endes den Abstieg der Agendorfer besiegelten. Es ging vordergründig um den zwischen der Stadt und den Agendorfern strittigen Grundbesitz. Dahinter stand aber viel mehr. Es ging letzten Endes um einen Machtkampf und um Einfluss des Ödenburger Bürgertums gegen die Kleinadelsfamilien der Umgebung. Letztere hatten keine Chance. Die Zukunft gehörte dem aufstrebenden bürgerlichen Gemeinwesen.
 
1356 wurde eine Grenzbegehung durchgeführt, an der auch Beauftragte des Königs und des Raaber Domkapitels teilnahmen. Im Auftrag Peters IV., nahm der Dorfrichter Wasner teil. Die Kommission entschied weitgehend zugunsten der Stadt. Den Agendorfern wurde das Nutzungsrecht abgesprochen. Sie akzeptierten diese Entscheidung allerdings nicht.

 

agendorfer01Später scheint es zu einer Art Fehde mit der Stadt gekommen zu sein. Die Agendorfer brannten angeblich einen Teil des städtischen Waldes nieder, wodurch der Stadt ein beträchtlicher Schaden entstand. Pikanterweise stand auch in diesem Streit auf der anderen Seite, an der Spitze der Stadt, ebenfalls wieder ein Agendorfer, der Stadtrichter Hans (Johann I.) von Agendorf (aus der Klingenbach-Ödenburger Linie). Auf sein Ersuchen wurde 1372 das Eisenburger Kapitel beauftragt, zusammen mit königlichen Gesandten eine Untersuchung durchzuführen. Adelige, kirchliche und weltliche Würdenträger sowie die Gemeinden wurden als Zeugen befragt. Der Bericht an König Ludwig I., der bald darauf erging, bestätigte erneut den Rechtsstandpunkt der Stadt gegen die Agendorfer. Die durch Erbteilungen finanziell ohnedies geschwächten und verschuldeten Agendorfer konnten dem Druck der Stadt nicht mehr standhalten.
 
1373 kam das Ende der Agendorfer als Grundherrn. Am 30. Juni verkaufte Peter IV. in seinem und seines Sohnes Namen seine Agendorfer Besitzungen an die Stadt Ödenburg. Auch Nikolaus verkaufte, in seinem und seines Sohnes Kaspar Namen. Nun war auch Lorenz II. für sich und seinen Sohn Johann zum Verkauf bereit. Sie erhielten 713 Goldforint. Auch Anna, verheiratete Hertel, verkaufte für 475 Goldforint für sich und ihren Sohn Peter. Lorenz II. zog in die Stadt, wo er in der Schmiedgasse ein halbes Haus besaß. Als Ersatz für seine Agendorfer Besitzungen erwarb er Besitzanteile in Harkau. 1378 protestierte Peter der Harkauer dagegen. Lorenz II. und sein Sohn wurden später nicht mehr erwähnt.agendorfer02
 
 
Die Andreas - Linie der Agendorfer ist uns aus den Quellen am wenigsten bekannt. 1327 werden Andreas und dessen Sohn Michael in einem Familienstreit erwähnt. Michaels Kinder Stephan und Agnes schuldeten 1379 der Stadt Ödenburg 24 Pfund Wiener Denare und verpfändeten dafür zwei Lehen in Agendorf. Agnes war mit einem Stephan aus Österreich (Stephanus de Austria) verheiratet. Stephan verkaufte seinen Besitz ebenfalls an Ödenburg, 1396 veräußerte auch Agnes mit Zustimmung ihres Sohnes Nikolaus ihren Mädchenanteil an die Stadt.

1412 waren sämtliche Anteile an Agendorf im Besitz der Stadt, der letzte Kaufvertrag wurde 1416 rechtswirksam.

Hans der Agendorfer führte als erster nachweislich das Familienwappen. Es ist als Schlussstein im Kapitelsaal der Franziskanerkirche (Geißkirche) in
Ödenburg angebracht. Gedeutet wird das Wappen religiöses Symbol: drei Äste, die aus einem Stamm sprießen, stehen für die Hl. Dreifaltigkeit. Vermutlich waren die Agendorfer finanziell am gotischen Umbau des Kapitelsaals in den 1330er Jahren beteiligt. Allerdings gibt es dafür keine urkundlichen Belege. Am südlichen Altar der Kapelle des Kapitelsaals wurden die Seelenmessen für die verstorbenen Agendorfer gelesen. Das Motiv der drei Äste kann man noch deutlicher am Siegel Martins II. erkennen.