Wege können viele Eigenschaften haben: gerade, beschwerlich, steil, bequem, verschlungen! Wie sieht es aber aus, wenn ein Weg von Ungarn über Berlin wieder nach Ungarn führt? Ja, mit dem Auto, als Urlaubsreise, wahrscheinlich kein Problem. Aber als Studentin, als Student?
Das Ehepaar Eszter und Michael Heinrichs leben heute in Agendorf/Ungarn. In der Nähe von Sopron liegt diese kleine Ortschaft, in der seit Oktober 2008 die vierköpfige Familie zu Hause ist. Hier soll nun ein wenig aus ihrem bewegten Leben erzählt werden.
Eszter Molnár kam 1977 in Sarvar/Ungarn, zu Welt, Michael Heinrichs 1967 in Berlin. Eine große Entfernung, doch wenn sich zwei finden sollen, so schmelzen die Kilometer wie Butter in der Sonne.
Eszter und Michael heirateten im Juli 2001 und verlegten sodann ihren Wohnsitz nach Budapest. Hier schloß Eszter ihr Studium 2002 mit dem Erwerb des Theologie-Diploms ab und absolvierte ein Vikariatsjahr in Budapest. Michael war als Gefängnisseelsorger tätig. 2003 zogen beide wieder nach Berlin.
Michael war nun weiter im Schuldienst als Religionslehrer tätig, wurde 2004 in den Pfarrdienst ordiniert und arbeitete ehrenamtlich als Pastor.
Eszter war ab 2003 in Berlin als Pfarrerin in der ungarisch-protestantischen Gemeinde tätig. Sie wurde jedoch von der Berliner evangelischen Kirche nicht in den ordentlichen Pfarrdienst übernommen, da sie von außerhalb kam. Ein halbes Jahr durfte sie dann dennoch als ordentliche Pfarrerin in einer ev. Gemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg arbeiten, dann stellte sie die Gemeinde auf Teilzeit ein. Sie war auch in der Obdachlosen-Fürsorge tätig, ihr Traum war aber, als Pfarrerin in Ungarn eine richtige Pfarrstelle zu bekommen.
Bei einem Besuch in Agendorf/Ungarn hörten sie von der Suche nach einem Pfarrer für die Pfarre in Agendorf. Für sie trafen die Ausschreibungskriterien – zweisprachig deutsch und ungarisch – zu. Nun wurde ein Bewerbungsansuchen abgeschickt, im Dezember 2007 hielten Eszter und Michael je einen Gottesdienst in Agendorf. Sie freundeten sich mit dem Gedanken an, hier für einige Zeit leben und arbeiten zu können. Einer der wichtigen Gründe war die Nähe zu Eszters Heimatort Sárvár.
Seit Oktober 2008 sind sie nun hier, inzwischen kam ihr zweiter Sohn, Armin Bálint, zur Welt. David Kristóf ist 2006 geboren, beide sind wahre Goldjungen. So herrscht nun wieder Leben und Kinderlachen im Pfarrhaus am Lutherplatz in Agendorf. Ja, und die Agendorfer haben sich sehr rasch daran gewöhnt, diesmal eine Pfarrerin zu haben – und mit Michael einen zusätzlichen Pfarrer gratis. Beide teilen sich Haushalt und Kinderbetreuung, Michael hält die deutschen Gottesdienste und den Konfirmandenunterricht. Sie haben sich inzwischen schon etwas eingelebt, beide haben den sehnlichen Wunsch, hier noch viele Jahre tätig sein zu können.
Eszters Hobby ist lesen, vorwiegend ungarische Literatur, Michael kocht sehr gerne, spielt Gitarre und würde gerne wandern.
„Befiehl du deine Wege …“ wie wahr!
Euer rasender Reporter