abb04Das Territorium der Stadt Scarabantia reichte im Süden bis zur Rabnitz, wo es an das Gebiet von Savaria grenzte, im Westen bis zum Alpenrand und zum Leithagebirge, im Norden etwa bis zum Nordende des Neusiedler Sees bei Neusiedl und zum Sumpfgebiet des Waasens (Hanság). Im Osten sind die Grenzen nicht genau bekannt. Auf dem Gebiet der Stadt lagen zahlreiche Landgüter (villae), deren Besitzer man aus Inschriften auf Grabsteinen und Altären sehr oft bestimmen kann. Dazu einige Beispiele. In unmittelbarer Umgebung von Scarabantia etwa, am südlichen Stadtrand in den Löwern (Lövérek) hatte in sehr schöner Hanglage Titus Petronius Verecundus seinen Landsitz. Ein weiterer Gutshof stand in Harkau (Harka).

 In Steinabrückl (Sopronköhida) hatte Iulius Senilis seinen Landsitz, nicht weit davon entfernt lag das Gut des Publius Aelius Romanus, der der Göttin Diana einen Altar aufstellen ließ. An der Grenze zu Kroisbach (Fertörákos) hatte Lucius Avitus Maturus seinen Besitz. Er gehörte zu den Stiftern des Mithrasheiligtums von Kroisbach. Besonders interessant unter den vielen weiteren Villen ist jene in Wolfs (Balf). Sie lag in der Nähe der berühmten Heilquelle, die schon in römischer Zeit genutzt wurde. Die Quelle war mit Terracottaplatten gefasst und das Wasser wurde durch einen Kanal in das Bad in der Villa geleitet.

Schon bald nach den schweren Germaneneinfällen und den Kriegen gegen Markomannen und Quaden, etwa um das Jahr 175, wurden in der Nähe der Stadt Scarabantia, an der Straße in Richtung Wandorf (Sopronbanfalva, Kertvaros) Germanen, wahrscheinlich Quaden, angesiedelt. Ihr Dorf, das aus in den Boden eingetieften Fachwerkhäusern bestand, wurde in den frühen 1970er Jahren ausgegraben. Man kann vermuten, dass es sich dabei um eine Gruppe von Quaden handelte, die einen Vertrag mit den Römern hatte, mit den eigenen Stammesgenossen in Konflikt kam und um Aufnahme im Römischen Reich ersuchte. Derartige Germanenansiedlungen innerhalb der Reichsgrenzen waren schon damals nicht selten und sollten in der Folgezeit immer öfter durchgeführt werden. Später kamen vermutlich die christlichen Markomannen der Königin Fritigil hinzu. Im 6. Jahrhundert schließlich, in der Zeit, als die Langobarden Pannonien beherrschten, dürfte Scarabantia -Ödenburg das Zentrum des germanischen Stammes der Heruler gewesen sein.

 

Das Amphitheater von Scarabantia lag nördlich der Stadt, an der Hauptstraße in Richtung Vindobona (Wienerstraße). Es hatte eine Größe von 125 mal 85 m, die Arena war 60 m lang und 43 m breit. Das Theater war in den Hang hineingebaut, sodass an der Hangseite weit mehr Zuschauerreihen angebracht werden konnten. Insgesamt dürfte Platz für etwa 14.000 Zuschauer gewesen sein. Als Besonderheit wäre anzuführen, dass die Zuschauerränge vermutlich überdacht waren. Es wurden in den Ruinen des Theaters zahlreiche Dachziegel gefunden. In die Außenmauern waren Nischen eingebaut, in denen wahrscheinlich die für die Spiele notwendigen Tiere eingesperrt waren. Am Tor der Göttin des Todes (porta Libitinae) gab es eine Nische, in der vermutlich die getöteten Tiere deponiert wurden. Wie in den meisten Theatern befand sich neben dem stadtseitigen Eingang zum Theater, der überwölbt war, ein Tempel der Nemesis. Als Diana Nemesis war sie der Schutzgöttin der Tierkämpfe. Eine Reliefdarstellung dieser Göttin wurde im Tempel gefunden, neben Geschirrscherben, Tonlampen und Tierknochen - vielleicht die Überreste von Opfern.
Sogar der Name eines Spielleiters (magister ludorum) ist bekannt: Caius Cotonius Campanus war ein Veteran der XV. Legion.