Die ungarischen Aufstände gegen die Habsburger im 16. u. 17. Jhdt. finden ihre Fortsetzung auch im 18. Jhdt. Kaum war das Land nach schwerem Ringen von den Türken befreit, entfachte der ungarische Fürst Rákoczi Ferenc im Jahre 1703 einen neuen Aufstand, während Ödenburg noch den Frieden von Karlowitz (1699) bejubelte.

Auch diesmal waren es die Franzosen, die mit Geldhilfe den Aufstand ermöglichten. Durch die Gebundenheit der deutschen Truppen an der Türkenfront, war den Franzosen Westdeutschland preisgegeben. Sie besetzten das Elsass und Lothringen, drangen über den Rhein vor und verwüsteten die westdeutschen Städte bis Heidelberg. Es waren auch fürchterliche Jahre für Ungarn, die das arme Land gänzlich an den Bettelstab brachten. In Ödenburg ging der Aufstand unter dem Namen "Kurutzenrummel" in die Geschichte ein.

 
Anfang 1704 richtete Alexander Károly, einer der Führer der Aufständischen, an die Stadt Ödenburg die Aufforderung dem Oberhaupt der Aufständischen, Fürst Rákoczy zu huldigen. Der Bürgermeister Ferdinand Dobner erbat sich für diese wichtige Entscheidung Bedenkzeit aus, schickte einen Boten nach Wien wo er bei Hofe seine Ergebenheit beteuern ließ. Darauf kam unter dem Befehl Baron BIombergs eine kaiserliche Truppe von 400 Mann in Ödenburg an. Diese Truppe tat alles, die Stadt in eine Verteidigungsanlage zu verwandeln. Darauf wurde das .Ansinnen Karolyis zurückgewiesen. Dieser besetzte alle Dörfer um Ödenburg herum und schlug sein Hauptlager in Deutschkreutz auf , seine. Kurutzen überfielen wehrlose Menschen auf dem Felde und machten sie nieder. Der Chronikschreiber Tschany berichtet darüber: "Den 7. Marty kommen auch die Kroisbächer in die Stadt, die sagten, wie die Kurutzen bei ihnen hauseten; die Kirche haben sie einwendig völlig ausgebrannt, haben auch dem Marienbild, welches in mitter Kirche stunde, auf einer steinernen Säule, Kopf abgeschlagen, haben auch zehn Weiber geköpft."
 
Nach der Abwehr des ersten Angriffs, verlegten sich die Kurutzen auf Erpressungen. Die Mäher auf den Wiesen, die Schnitter auf den Feldern mußten mit Musketieren bewacht werden. Gefangene mußten durch Lösegeld befreit werden. Für einen gefangenen Bürger oder Bürgersohn verlangten die Kurutzen 100 bis 200 Gulden, für einen Hauer 20 Gulden. Ganze Viehherden wurden weggetrieben und durch Lösegeld wieder zu- zurückgekauft.
 
Károlyi wurde von dem energischeren Führer Vak Bottyán abgelöst. Seine Grausamkeit wurde bekannt seit er Güns niederbrannte. Darüber berichtet Tschany: "Alles in der Furie, was untergekommen, niedergehauen und sollen bis 300 Personen, jung und alt, klein und groß darinnen umkommen sein und haben nichts verschont, was ihnen unterkam auch der kleinen Kinder nicht." Das traurige Los von Güns entmutigte die Verteidiger von Ödenburg.; Allein der Widerstandswille der Bürger und ihres tapferen Bürgermeisters Dobner machte ihnen Mut bis zum Äußersten durchzuhalten.
 
Am 24. Dezember 1705 (Weihnachten) richtete der Feind gegen die umzingelte Stadt seine Geschütze vom Leonhardi-Berg (später Kurutzenberg) aus und schoß in der Christnacht 200 Bomben in die Stadt. Der Stadtkommandant, Obrist Weitersheim stemmte sich mit seinen Soldaten und den Bürgern (auch Frauen waren unter ihnen) verbissen gegen den anstürmenden Feind. Am Morgen des aufkommenden Tages mußte Vak Botyán die Erstürmung erfolglos abbrechen. Er zog in Richtung Harkau ab. Am Neujahrstag 1706 erschien er wieder und bestürmte erneut die Stadt. Am Heiligen Dreikönigstag nahm er die Erstürmung mit Geschrei und großem Trompetengeschmetter erneut auf. Doch auch diesmal vergeblich.
 
Mit großen Verlusten zog er sich schließlich zurück. Die Stadt hatte nur sechs Tote und mehrere Verwundete zu beklagen. Doch die Gefahr war noch nicht vorbei. Schon einen Tag nach dem großen Sturm meldete sich ein neuer Kurutzenführer zu Wort. Es war Graf Bercsényi der die Stadt zur Aufgabe aufforderte. Auch dieses Ansinnen wurde zurückgewiesen. Endlich brachen die Kurutzen ihr Lager am 10.Januar 1706 ab, setzten sich aber in den umliegenden Gemeinden fest. Über diese Vorgänge hat der Chronist Hans Georg Ritter mehrere Spottgedichte der Nachwelt erhalten, die gegen die Kurutzen gerichtet waren. Der Kommandant Obrist Weitersheim schrieb:
 
Vak Bottyan, du Teufelsbrut,
Dein Tun ist Gott zuwider.
Er hat die Stadt in seiner Hut
und stürzet Dich darnieder.
Drum packe Dich und troll davon,
so hast Du Dein verdienten Lohn
Dein Nam' wird ewig stinken.
 
Und Bürgermeister Dobner schrieb:
Es lebe Österreich in Ewigkeit beglücket!
Und wie der Lorbeer bleibt von Blitz und Donner frei,
so unsers Kaiser Haupt kein Ungemach berücket.
Die Güte Gottes ist ihm alle Morgen neu!
Drum Ödenburg, behalt Gewissen, Ehr und Namen
Bleib ewiglich treu dem Erzhaus Österreich.
Wie Du bist her gewesen, wie die Verfluchten kamen,
die ihrer Bosheit nach sind Türk und Tartern (Tataren) gleich.
 
Die Beunruhigung durch die Kurutzen dauerte an. Graf Cákay, ein weiterer Führer der Kurutzen drohte, die Weinstöcke auszuhauen, wenn kein Lösegeld;. gezahlt wird. Als die Ödenburger erfuhren, dass bei Wolfs Bauern mit Äxten bewaffnet auf den Einsatzbefehl warteten, brachte die Stadt das Lösegeld auf. Zu solchen Erpressungen kamen unglücklicherweise noch schlechte Weinernten und Misswuchs in den Weingärten. Dies alles führte zur Vernichtung des Wohlstandes. Neben den materiellen Verlusten hatte die Stadt auch noch Menschenleben in den Stadtdörfern zu beklagen. Die Stadt musste sich hoch verschulden. Ihre Gesamtschuld betrug 210.000,- Fl. (Gulden). Die Bürger atmeten deshalb auf, als Graf Károlyi im Jahre 1711 die Waffen streckte und der Szathmarer Friedensschluß wieder Ruhe brachte.
 
Der Anführer des Aufstandes, Franz Rákoczi flüchtete in die Türkei, wo ihn sein Stiefvater Thököly bereits erwartete. Die Folgen des Kurutzenkrieges lasteten noch lange auf Ödenburg und es dauerte, trotz allen Fleißes, noch Jahrzehnte bis Not und Elend überwunden waren.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)