Der deutsche Ortsname ist nach Mollay in den Jahren 1270 - 1300 entstanden. Die Deutschen hätten also ihre Stadt, die im genannten Zeitabschnitt bereits eine der größten Ungarns war, die „Öde Stadt“ genannt. Natürlich fällt die Absurdität dieser Behauptung auch Mollay auf. Und so muss er zu seinen sprachlichen Konstruktionen auch noch solche siedlungsgeschichtlicher Art erfinden. Er nennt seine Konstruktion die römisch - awarisch - ungarische Kontinuität. Dagegen wäre nichts einzuwenden, er rennt offene Türen ein, wenn er das Fortleben des römischen Erbes und wohl auch keltisch-romanischer Bevölkerungsreste am Beispiel von Raab und Steinamanger belegt, einschließlich der Namenskontinuität (Arabona, Savaria). Nur diejenigen Bindeglieder, die nicht ins Konzept passen, nämlich das baierisch - fränkische und das slawische, versucht er zu eliminieren. Da zu seiner Zeit noch keine awarischen Funde in Ödenburg direkt vorlagen, erfindet er eine awarische „Burg“ auf der Flur „Erdburg“ (im 15. Jahrhundert erstmals erwähnt). Eine andere Erfindung eines österreichischen Historikers, der eben dort eine fränkische Warte ansiedelt, lässt er natürlich nicht gelten. Auf diese „awarische Burg“ hatte sich dann im 14. Jahrhundert die Bezeichnung „Öde Burg“ bezogen.
Natürlich ließen die Awaren einen so wichtigen Ort an der Pforte nicht herrschafts- und siedlungsfrei. Die Archäologie hat auch längst den Beweis für die Anwesenheit von awarischen Gruppen (Friedhof bei Steinambrückl) erbracht - aber natürlich keine „Burg“, so wenig wie die Franken nach der Eroberung des Ostlandes hier eine „Burg“ benötigten. Auch die Anwesenheit von fränkischen Kriegergruppen, wahrscheinlich auch Bauern, ist längst archäologisch belegt, unter anderem auch an der „Steinernen Brücke“, also am militärisch bestens geeigneten Überwachungspunkt. Mit dem Kundpaldkelch auch der Versuch der Missionierung der „Awaren“ belegt. Mollay hätte sich also die Mühe sparen können. Er überträgt nicht nur einen für das Frühmittelalter völlig anachronistischen Burgenbegriff, er geht noch weit darüber hinaus und biegt auch die spätawarisch-frühkarolingische Epoche zurecht. Er meint, die Awaren hätten im Jahre 805 das Gebiet der Awaria „besetzt“. Tatsächlich wurden aber die Reste der „Awaren“, die die Niederlage gegen die Heere Karls des Großen überlebt hatten, zwischen Carnuntum und Savaria angesiedelt und gingen, sobald sie ihre Identität als herrschende Gruppe verloren hatten, rasch in der slawischen Bevölkerung auf bzw. sie wechselten, da sie ja durchaus auch „Awaren“ romanischer, germanischer oder slawischer Herkunft sein konnten, zu den Siegern. Das Beispiel der „Mattersburger Geschwister“ Wirut, Gisilmar und Ventilmar ist hier - in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ödenburg - sehr aufschlussreich. Es waren offenbar awarisierte Germanen, die sich nach der Niederlage von 805 rasch auf die neuen Herrn und auf die christliche Mission einstellten (wenn sie nicht schon längst Christen waren, was durchaus wahrscheinlich ist). Schon 808 schenken sie ihren riesigen Besitz am Wolfsbach (Wulka) dem Kloster St. Emmeram in Regensburg. Die neuen Herren des Landes sind eben die Franken, unter ihnen die in der Odinburch - Urkunde erwähnten Amalger und Waltilo. Auch die fränkische Besatzung sitzt natürlich nicht in der „Burg“, also in den Resten Scarbantias, sondern dort, wo man das Land und die Verkehrswege am besten kontrollieren kann, also an der „Steinernen Brücke“. Und genau dort wurden auch deren Hinterlassenschaften, Waffen und eine Pflugschar, gefunden. Natürlich wird man nicht von einer dichten baierisch - fränkischen Neubesiedlung ausgehen, zumal ja das Gebiet der Pforte und die Umgebung der Stadt - wie die Archäologie mit der Freilegung gleich mehrerer Siedlungen gezeigt hat - vermutlich ohnedies relativ dicht besiedelt war.
Mollay spricht für das 10. und auch noch das 11. und 12. Jahrhundert der Wiener Vorstadt an der Straßengabelung der beiden Hauptstraßen nach Wien und Carnuntum ab, der älteste Teil der hochmittelalterlichen Stadt zu sein. Er meint zwar, dass hier „frühzeitig“ ein Teil der mittelalterlichen Siedlung entstand und erwähnt die Michaelerkirche, die in ihrer „heutigen Form“ aber nicht älter als sei als aus dem 14. Jahrhundert. Den romanischen Vorgängerbau und die vermutlich noch ältere Jakobskapelle erwähnt er in diesem Zusammenhand nicht. Die deutschen Straßennamen verlegt er möglichst in das 13. und 14. Jahrhundert. Immerhin hält er es nicht für wahrscheinlich, dass diese zuvor ungarische Namen gehabt hätten, mit der Begründung, dass dies ja nicht der älteste Teil der Stadt sei.
Den ältesten Teil der mittelalterlichen Stadt sucht Mollay auf der Flur „Erdburg“ nördlich der Stadt (1424: „auf der Erdpurg“) westlich des „Königsberges“ (Krönungshügel, heute Koronázó- demb) , der allerdings erst 1625 von der Flur Erdburg abgetrennt wurde. Auf diesem Hügel führte während der Krönung zum ungarischen König Kaiser Ferdinand II. die traditionellen vier Schwertstreiche in alle vier Himmelsrichtungen aus. Hier, auf der Erdburg, sucht Mollay den ältesten Teil von „Suprun“, das „castrum Suprun“ - wie zuvor schon 1934 hier Veszelka die „karolingische Burg“ lokalisierte, was Mollay natürlich heftig bestreitet, da es ja seiner Meinung nach eine karolingische Burg und Siedlung nie gegeben hat - so wie es nach dem großzügigen Schluss Mollays - eine karolingische Siedlung in ganz Nordwestungarn nicht gegeben hätte. Dort also, auf der Erdburg, hätte die „Burg der Awaren“ gestanden. Und die Awaren als Volk wären gar nicht „verschwunden“. was ja die Gräberfelder von Zillingtal, Prodersdorf und Edelstal belegen würden, wo die magyarischen Bestattungen direkt an die awarischen anschließen. Damit hat er den Anschluss gefunden, die landnehmenden Ungarn direkt als Nachfolger der Awaren eingeordnet. Das war die gewünschte Kontinuität unter Ausschluss der „Deutschen“ und natürlich auch der als Vorbevölkerung ebenso unerwünschten Slawen. Nur in einem einzigen Satz meint er, man wird die „Slawen nicht ganz außer Acht lassen dürfen“, obwohl damals sowohl von der Gewässer- und Ortsnamensforschung wie auch von der Archäologie her die slawische Besiedlung längst klar war. Besonders „interessant“ ist, wie nun die Erdpurg zu ihrem deutschen Namen kam: mündlich wäre das Wissen um die Erdpurg von den Magyaren an die Deutschen weitergegeben worden. Und daraus hätte sich später der Ortsname „Ödenburg“ entwickelt ... 400 Jahre nach seiner tatsächlichen ersten Erwähnung!
Mollay hat bei all seinen Konstruktionen und Fantasien ein Hauptproblem. Er interpretiert den Begriff „burgus“, der - wie noch zu zeigen sein wird - im 14. Jahrhundert in den Urkunden auftaucht, als „Burg“ im heutigen Sinn. Er deutet zwar kurz an, dass ihm auch die andere, richtige Deutung bekannt ist, doch lässt er diese außer Betracht, da sie nicht in sein Konzept passt. Seit dem 9. und 10. Jahrhundert ist „Burgus“ nicht mehr, wie in der Spätantike, ein befestigter, turmartiger Wehrbau, sondern ein an die Kernstadt (civitas) anschließendes Stadtviertel, ein Viertel außerhalb der Mauern des „Castrums“. Auch in den deutschen Ländern setzt sich dieser neue Begriffsinhalt spätestens seit dem 12. Jahrhundert durch und wird dann häufig gebraucht. Der Begriff ist den älteren Bezeichnungen für Kaufmannssiedlungen wie vicus oder suburbium verwandt. Ein „burgus“ ist also im Hochmittelalter nahezu ausschließlich eine Siedlung städtischen Charakters „extra muros“, also außerhalb der Mauern. Erst später wurden diese Vorstädte in das Befestigungssystem einbezogen. Rechtlich gesehen besaßen die Bewohner des Burgus, die „burgensis“, eine Sonderstellung gegenüber der dörflichen Bevölkerung der Umgebung. Topographisch gesehen entstand ein Burgus - oft planmäßig angelegt - im Anschluss an die Kernsiedlung, etwa vor einem Tor, an einer Brücke, entlang einer Ausfallsstraße oder um eine Kirche oder ein Kloster. Alle diese typischen Merkmale treffen auf die Ödenburger Vorstadt zu: Vorderes Tor, Ikva - Brücke, Michaelerkirche, Straßen in Richtung Preßburg und Wien ... (vgl. Artikel „Burgus“ von G. Fournier im Lexikon des Mittelalters, Band 2, Spalte 1099 f. ). Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass es in oder bei Ödenburg eine „Burg“ gegeben hat, wie Mollay annimmt. Wenn in den Quellen vom „Castrum“ gesprochen wird ist damit die befestigte Innenstadt gemeint, wenn vom Burgum gesprochen wird ist damit schlicht und einfach die Vorstadt gemeint.
Mollay zieht seine sehr weit reichenden Schlussfolgerungen aus den drei bekannten Urkunden König Karl Roberts von Anjou aus den Jahren 1328 und 1330, in denen dieser die Übersiedlung der Bewohner aus der Vorstadt in die Innenstadt befiehlt, mit zunehmender Schärfe, da diese Anordnung offenbar nicht befolgt wurde. In den drei Urkunden wird von „extra muram civitatis“ oder von den Bewohnern „in burgo“ und einmal sogar - völlig eindeutig - „extra civitatem in Burgo“ gesprochen. Nach Mollay hätte es außerhalb der Stadt eine „Burg“ gegeben und das wäre eben die „Erdburg“ gewesen, von der die „Deutschen“ Ödenburg abgeleitet hätten.
Nach Mollay hat sich die Stadtentwicklung also folgendermaßen abgespielt: Es gab eine awarische, aber keine fränkische Burg, und mit der magyarischen Landnahme entsteht die magyarische Burg „Suprun“, aus der sich die ungarische Stadt durch Übersiedlung „ungarischer Volkselemente“ wird. Erst im 14. Jahrhundert wird die Stadt durch die massenhafte Zuwanderung von Deutschen germanisiert.
König Bela IV. (->Wikipedia) schenkt 1269 den „Soproner Bürgern“ das „Udvarnok“ (Wdwornuk), also das Gut der königlichen Hofknechte (die Besitzungen der Burgbeatzung also). Dafür maßgebend waren die Verdienste der Bürger und der Stadt bei der Abwehr der „Deutschen“ (gemeint ist vor allem Premysl Ottokar II. von Böhmen (->Wikipedia)). Natürlich ist dieser Vorgang charakteristisch: Die neu entstehenden Bürgerstädte erweisen sich militärisch als weit wirkungsvoller als die früheren, bereits antiquierten Komitatsburgen unter einem Gespan und einer Besatzung aus Berufskriegern. Deren Besitzungen werden daher konsequenterweise auch an die Stadt übertragen. Mollay sieht darin allerdings auch den Beweis, dass „die Stadt in der Zeit eine überwiegend ungarische Mehrheit hatte“. Nicht nur die Burgbesatzung, auch die Bogenschützen werden überflüssig, Bela IV. schenkt der Stadt daher auch die Hälfte von Löver, des Dorfes der Bogenschützen (1265: terra luer). Die Schenkung wird von König Stefan V. (->Wikipedia) bestätigt und Ladislaus IV. (->Wikipedia) fügt 1277 auch die zweite Hälfte von Löver hinzu. Das „Dorf“ Löwér (Willa Lwer iuxta Sopronium) besteht noch, 1283 wird es bereits zur Vorstadt gezählt. Mollay meint, dass der Name der Schützensiedlung als Flurname im Deutschen fortlebt (1390: „untter den lebärn“ ; Házi I/1, S 230). Die Ableitung der Lebern aus dem Deutschen (von Hleo, ahd. Hügel, Grenzhügel, Grabhügel; vgl. Leberäcker, Lebarn, Langenlebarn ...) lehnt Mollay natürlich ab und bezeichnet sie als „Volksetymologie“. Zur Stärkung der Stadt wären also „ausschließlich ungarische Volkselemente“ herangezogen worden. „Dass daneben im castrum auch Deutsche lebten, ist nicht unmöglich, kann aber nicht erwiesen werden. Immerhin bestand die Mehrheit noch aus ungarischen Volkselementen“ (S.98). In einer kleinen Anmerkung muss freilich auch Mollay zugeben: „1276 und 1277 wird z. B. der Stadtrichter Pero erwähnt, der einen altdeutschen Personennamen Bero trägt“ (Házi I/1, S.5-6)- Der Zustrom der Deutschen setzt nach Mollay erst nach 1277, nach der Erteilung der Siedlungsfreiheit und der Erhebung zur königlichen Freistadt ein. Natürlich wird ein beträchtlicher Teil der Burgbesatzung in der Bürgerschaft aufgegangen sein. Wir wissen aber, dass schon lange vorher in den Reihen der Udvornici wie auch der Schützen deutsche Namen auftauchen. Auch ein Teil des hochmittelalterlichen Stadtadels war, wie ein großer Teil der westungarischen Adelsfamilien, deutscher Herkunft. Dazu gehörten etwa die „Agendorfer“ (Peter und H(e)rbert, oder die „Harkauer“, die ja in der Stadtentwicklung eine wichtige Rolle spielten.
Auch wenn sich Mollay und in seinem Gefolge mancher ungarischer Historiker noch so sehr wehrt: Die Bürgerstadt, vor allem die Vorstadt ist im 12. und im 13. Jahrhundert bereits überwiegend westlicher, also deutscher Herkunft, im 14. Jahrhundert findet man kaum mehr magyarische Namen. Wobei aber ausdrücklich betont werden soll, dass auch jetzt der Name noch wenig über die Herkunft aussagt. Man muss bedenken, dass die Familiennamen ja erst in dieser Zeit entstehen und es noch ein Jahrhundert bis zu ihrer schriftlichen Fixierung dauert. Der Familienname, den eine Person schließlich bekommt, sagt nichts über seine ethnische Herkunft aus. Wohl aber sagen die Familiennamen in ihrer Summe - sie sind im 14. Jahrhundert nahezu ausschließlich deutsch - etwas über die dominierende Sprache aus.
Charakteristisch ist jedenfalls für diese frühe Zeit, dass im 10. Jahrhundert wohl mit einer magyarischen Besatzung - ob innerhalb und außerhalb der Stadt - in der Form mobiler Kriegergruppen - zu rechnen ist, dass im 11. Jahrhundert die Innenstadt als magyarische Wallburg ausgebaut wurde und eine magyarische Besatzung hatte - mit entsprechenden ergänzenden Einrichtungen in der Umgebung (Schützen, Schmiede, Besitzungen der Burgbesatzung...); dass ein Gespan in der Stadt residierte, vermutlich in einem Gebäude im Bereich des Rathauses). Erste Anfänge eines Marktes sind wohl schon in dieser Zeit vor dem Burgtor und an der Ikvabrücke vorhanden. Für diese Annahme gibt es zahlreiche Parallelen in anderen ungarischen Städten, wo sich ebenfalls am Fuße der Gespans- bzw. Komitatsburg solche Märkte entwickelten. (vgl. dazu Fügedi, Erik: Die Städte im mittelalterlichen Ungarn. Versuch einer Forschungsbilanz. In: Städte im Donauraum. Preßburg 1993. S.38 - 54).
Diese Organisation der Grenzverteidigung verliert im 12. und 13. Jahrhundert rasch an Bedeutung. Sie wird ersetzt durch die sich herausbildende „Bürgerstadt“, die zunächst an der Ikvabrücke als Händler- Handwerker - Ackerbürgervorstadt entsteht, mit wahrscheinlich noch gemischter Wohnbevölkerung aus altansässigen Menschen romanisch-germanisch-slawischer Herkunft und magyarischen Funktionsträgern. Dazu kommt ab dem 12. Jahrhundert die deutsche Zuwanderung. Deutsche Bürger und Bauern sind es, die dann das weitere Schicksal des mittelalterlichen Ödenburg prägen. Sie wohnen in burgo, in der Vorstadt, und müssen erst in das frühere Castrum, die Innenstadt, gezwungen werden, um die neue Funktion einer „Stadtfestung“ ausüben zu können.
Interessant ist, wie Mollay den Streit um die Übersiedlung in die Innenstadt, in das Castrum, interpretiert: „In einigen Jahren wuchs das Deutschtum derart an, dass es für das Ungartum allmählich ein immer stärkeres Gegengewicht zu bedeuten begann. Die Auseinandersetzungen blieben auch nicht aus, worauf ein Teil der Deutschen die Stadt, die in den Quellen der Natur des Sprachgebrauchs gemäß noch etwa 30 Jahre ein castrum genannt wird, verließ und außerhalb derselben seinen Sitz nahm.“ Der „Auszug“ in eine von Mollay erfundene „Burg“ hat nicht stattgefunden, es ging vielmehr um den erzwungenen Einzug in die befestigte Innenstadt. Es gab schwere Konflikte zwischen „Castrum“ und „Vorstadt“, doch kann man diese wohl kaum ethnisch interpretieren. Es ging vielmehr um einen Konflikt zwischen einzelnen Gruppen der Bevölkerung. Im Castrum hatten wohl die Stadtadeligen wie etwa die Agendorfer und frühpatrizische Familien, eventuell Kaufleute, das Sagen. Die Weinbauern-Bürger und Handwerker der Vorstadt waren anscheinend nicht bereit, sich ihrer Herrschaft zu fügen und die hohen Lasten, die der Umzug in dias Castrum, also in die Innenstadt, mit sich brachte, zu tragen. Die königliche Urkunde vom 28. Oktober 1317 (Házi I/1, S.29 f.) zeigt deutlich die Konfliktlinien auf. Es ging um die Wahl des Stadtrichters und der Geschworenen. Eine Minderheit weigerte sich, die gewählten Personen anzuerkennen und wollte sich weiterhin den „öffentlichen Lasten“ entziehen. Dieser Konflikt zwischen dem Stadtadel und Patriziat einerseits und der großen Zahl der Bürger der Vorstädte andererseits ist in den Urkunden auf Schritt und Tritt greifbar. Er zieht sich von der Zeit der Grenzkämpfe, der Auslieferung der Stadt an Premysl Ottokar durch den Burggrafen Peter über die Öffnung der Tore für den Ungarnkönig durch den Stadtrichter Stefan über die Stadterhebung bis weit in das 14. Jahrhundert hin und hat auch immer wieder königliche Interventionen zur Folge. Erst mit der Schaffung des äußeren Rates und vermehrten Einflussmöglichkeiten der Vorstädter trat eine Beruhigung ein. Wirklich ausgeräumt wurde der Konflikt zwischen Patriziat und Weinbauern- Handwerkerbürgern der Vorstadt aber auch später nicht. Er ist immer latent vorhanden, wenn auch mit anderen Schwerpunkten. Man könnte diese Linie bis in das 18. Jahrhundert ziehen, als sich der katholische Adel und die Jesuiten der Innenstadt bemächtigen, ja sogar bis 19. Jahrhundert, als die Innenstadt funktional zum Herrschafts- und Wirtschaftszentrum und Bildungszentrum wird, in dem die Magyarisierung des neuen, in diesen Funktionen tätigen Personen rasch voranschreitet, während die herrschaftsfernen Wirtschaftsbürger deutsch bleiben, aber gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden.
Autor: Michael Floiger