Wo heute Tannenwipfel wehen, der Waldarbeiter Bäume sägt,
und Birken, Kiefern Sträucher stehen, der Jäger Hirsch und Rehe hegt.
Da gab es noch vor dreißig Jahren, ein Bergwerk, wo man Kohle fand,
Dort sind die Bergleut eingefahren, zum tiefsten Schacht im ganzen Land.
Da drehte sich vorn frühen Morgen, das Rad vorn Förderturm und rief,
den Bergmann, der nicht ohne Sorgen, hinabfuhr soviel Meter tief.
Die kleine Lampe wies den Weg, zum Kohlenflöz im tiefen Schacht,
und manchmal kroch er gar zum Streb, im Stollen, dunkel wie die Nacht
Die ganze Schicht lang muß er hauen, was vorher einer freigesprengt,
nur selten kann ein Steiger schauen, ein Brocken drohend niederhängt.
Die Kohlen, die er losgeschlagen, die transportierten Läufer fort,
da gab es manches wohl zu klagen, die Hitze plagt am meisten dort.
Oft steht er nackt in seinem Schweisse, und ringt dem Berg die Kohlen ab,
Er flucht und denkt: Verdammte Scheiße! die Grube wird mir noch zum Grab.
Am Schichtschluß wird er hochgezogen, nach harter Plage müd und matt,
mit Russ ist's im Gesicht geschrieben, wie schwer er heut geschuftet hat.
Das Bergmannsleben hat für alle, viel Mühe und Gefahr bereit,
oft wird der tiefe Schacht zur Falle, zum Abschied bleibt dann keine Zeit.
Dort sind sie alle Kameraden, der eine hilft dem andern gern,
und oft kommt einer selbst zu Schaden, wenn ihn der Kumpel ruft von fern.
Zweihundert kummervolle Jahre, warn Bergleut unter Tage dort,
und von der Wiege bis zur Bahre, von Brennberg wollte keiner fort.
Sie hauten viele gute Kohlen, doch war's am Ende viel zu schwer,
man mußte sie zu tiefraufholen, die Hitze wurde immer mehr.
Heut gibt's noch manche alten Leute, die wissen viel aus frührer Zeit,
als wäre es geschehen heute, erzählens bei Gelegenheit.
Was sich hier alles zugetragen, an Freude und an grossem Leid,
in guten und in schlechten Tagen, als Armut grösser war als heut.
Doch gab es auch recht schöne Feste, wo man den Kummer leicht vergaß,
zum Kirtag kamen viele Gäste, und alles froh beisammen saß.
Da floßen Wein und Bier in Strömen, zu essen gab es auch recht viel,
di Musi jauchzt in kecken Tönen, für Kinder gabs das Ringelspiel.
Dann kamen Zeiten voller Klagen, mit Lachen wars vorbei und aus,
ein Unglück hatte zugeschlagen, und Trauer herrscht in jedem Haus.
Wir, die wir die Erinnerung haben, an Brennbergs grosse Schaffenszeit,
wir wollens den Jungen weitersagen, gedenkt der toten Bergleut heut!


Franz Zeltner, geboren am 18. Juni 1911 in Brennberg. Dieses Gedicht wurde 1953 geschrieben, als das Bergwerk schon stillgelegt war. Seitdem ist ein halbes Jahrhundert vergangen, und in vielen Menschen lebt noch die traurige Erinnerung des Stillegens des Bergwerkes.


Glück auf