Die Schwestersiedlung von Brennberg ist die Helenen-Schacht Siedlung. Terrainmäßig gehört sie zu Österreich, zur Ritzinger Gemeinde. Die Bergbau-Vergangenheit des Helenen-Schachtes ist fast so alt, wie die von Brennberg, nur vom Helenen-Schacht gibt es sehr wenig Aufzeichnungen.
Die Helenen-Siedlung liegt südlich von Brennberg, und nur der Dieber und Hochriegel trennt sie von Ungarn. Ihre Landschaft ist mit der Brennberger vergleichbar: mit Wald bedeckte Berge. Auf ihrem Höhenzug entlang zieht sich die ungarisch-österreichische Staatsgrenze.
Der Helenen-Schacht kann seine Entstehung einem gewissen Ingenieur Gröger verdanken. Gröger stand früher im Dienste von Drasche, dem Pächter von Brennberg. Als man ihm beim Brennberger Bergwerk gekündigt hatte, begann er im Ritzinger Gebiet eine Grube abzuteufen.

Andreas Zipser erwähnte im seinen Handbuch, das er im Jahre 1818 herausgab, dass Graf Esterhazy in den Ritzinger Bergen Braunkohle gefördert hat und Holzkohle erzeugen ließ. Diese Produkte lieferte er in die holzarme Umgebung des Neusiedler Sees.

Im Jahre 1857 erschien die Kohlenanalyse von Hauer, wo bekannt wurde, dass die Ritzinger Kohle 4260-Kalorien Wärmegrad hat. Dadurch ist diese Kohle mit der aus Brennberg identisch, denn laut Hauer hat die Brennberger Kohle 4271 Kalorien Wärmegrad.

Im Jahre 1858 schreibt Sapetza, dass Graf Strachwitz in der Umgebung Ritzing ein Kohlenbergwerk eröffnet hat, und der Bergbau in einem 1,8 Meter starken Kohlenlager im Gange sei.

Ein gewisser Obersteiger Bayer hatte im Jahre 1860 einen Forschungsschacht in der Nähe von Ritzing abteufen lassen. Als Wächter wurde ein gewisser Wurm Schuhmacher ernannt, nach ihm wurde der Schacht, Wurmschacht (Wurschuster) benannt.

Im Jahre 1886 begann man den Helenen-Schacht in 380 Meter Tiefe abzuteufen, 1895 wurde der Ignaz-Schacht abgeteuft, welchen sie als Luft- und Förderschacht benutzen wollten. Dieses Unternehmen wurde von Flandorfer und Rusz, reichen Ödenburger Kaufleuten finanziert.

Um den Helenen-Schacht in Betrieb zu halten, wurden vom Brennberger Bergwerk Bergleute übersetzt. Wegen des schlechten Verbindungsweges und der harten Winterzeit konnte man den Helenen-Schacht nicht mit Pendlern aus Brennberg betreuen, daher wurde eine eigene Siedlung errichtet.

Beim Beginn der Abteufung des Schachtes wurde sogleich ein Ziegelofen in der Mitte der geplanten Siedlung aufgebaut um das notwendige Baumaterial der Siedlung zu erzeugen. Bis 1890 wurde nach und nach die Siedlung errichtet; sie  bestand aus 14 Einfamilienhäusern und 4 Blockhäusern . Die Blockhäuser hatten die Nummern: 19,21,22 und 23.

Der größte Teil der Familien in der Helenen-Siedlung stammte aus Brennberg, Wandorf und Agendorf, doch es gab auch Familien, welche aus Ritzing dorthin siedelten. Auf dem Grenzgebiet der Helenen-Siedlung entlang auf ungarischer Seite wurde im Jahre 1890 ein Wohnhaus errichtet, in welchem von 1927 bis 1949 Emil Sparschuh mit seiner Familie wohnte. Von dort weiter auf österreichischer Seite, nah an der Staatsgrenze neben dem Eisernen Vorhang war der Beginn der Helenen-Siedlung mit acht Wohnhäusern, der größere Teil der Siedlung war in das Tal gebaut.

Zwischenzeitlich gingen die beiden Ödenburger Kaufleute Bankrott und Gröger hatte im Kerker Selbstmord begangen. Dadurch übernahm im Jahre 1897 die Grünbacher "Union" das Bergwerk. Der Helenen-Schacht wurde mit Ziegeln ausgebaut und mit dem Ignaz-Schacht verbunden.

Das Trinkwasser der Siedlung wurde von sieben Brunnen gesichert, welche auf mehreren Plätzen errichtet wurden. Heutzutage wird die Trinkwasserversorgung mit Wasserleitung aus der Gemeinde Ritzing gesichert.

In der Zeit der Grünbacher "Union" war die Lieferung der Kohle auf der Ödenburger Straße verboten. Dafür bauten sie eine Luftseilbahn über Brennberg nach Agendorf. Bei der Eisenbahnstation wurde aus Holz eine Sortierungsanlage errichtet, welche später einen Brand zum Opfer fiel.

Die Seilbahn verlief vom Helenen-Schacht hinunter nach Brennberg, dann hinüber zum Almesriegel, von dort nach Bogenriegel, wo heute die Daniel Feher Wasserquelle ist und dann über den Bogenriegel nach Agendorf. Auch die Grünbacher "Union" war wirtschaftlich nicht sehr erfolgreich, darum übernahm die Brennberger Firma im Jahre 1903 die Pacht vom Helenen-Schacht  und es begann das Kohlenschürfen, das bis zum Jahre 1930 andauerte. Danach wurden aus dem Helenen-Schacht nur so viel Kohle geschürft, wie notwendig war, um diesen am Betrieb zu halten.

Die Brennberger Firma hatte die Kohle vom Helenen-Schacht in die Kohlensortierungsanlage nach Brennberg geliefert. Für diesen Zweck baute man eine 800-Meter lange Lieferseilbahn, die mit einem Motor betrieben wurde.

Die mit Kohlen beladenen Hunde rollten den Berghang hinunter. Der Motor und die Gravitationskraft halfen mit und zogen die leeren Hunde den Berg hinauf zum Helenen-Schacht. Die Hunde mussten dazu in den Zugstahldraht eingehängt werden. Die Geschwindigkeit der Seilbahn betrug 2,5 Kilometer pro Stunde, in der Minute für einen Hund 41,7 Meter. Für die 800 Meter lange Seilbahnstrecke betrug die Fahrzeit eines Hundes 20 Minuten. Vom Schacht bis zum Höhenzug hinauf waren es 150 Meter bei 9 Metern Steigung. Dort den Berghang hinunter bis zu der Kohlensortierung waren es 650 Meter, der Höhenunterschied betrug hier 90 Meter.

Als die Helenen-Siedlung errichtet wurde, gab es noch keine Schule und Kirche in der Siedlung. Der Unterricht und Gottesdienst wurden aufgeteilt. Ein Teil der Kinder ging nach Ritzing, der andere Teil nach Brennberg in die Schule. Den Gottesdienst besuchten die Kinder zusammen mit den Eltern, wenn sie Freizeit hatten genauso im Ritzing oder in Brennberg.

Den Schulgang hatten die Eltern nach kurzer Zeit abgebrochen, weil für die Kinder der Schulweg zu gefährlich war, besonders im Winter.

Während des ersten Weltkrieges wurde daher beschlossen,  im jungen Fichtenwald neben der Siedlung den Unterricht für die Kinder abzuhalten; selbstgezimmerte Tische und Bänke wurden aufgestellt und die Kinder wurden vom Frühjahr bis in den Herbst hinein in der sogenannten Waldschule (Freiluftschule) unterrichtet. Durch das Abtragen eines Wirtschaftsgebäudes vom Bergwerk wurde neben der Ziegelofenanlage im Jahre 1921 ein Platz für eine Schule mit einem Klassenzimmer geschaffen.

Zu jener Zeit waren Karl Schuster und seine Gattin Andrea die Schulleiter. Die Gattin war Apothekerin, sie lehrte in der Schule Handarbeit, Gesang und Musik. Bis in die 30er Jahre gingen dort jährlich 80-100 Kinder zur Schule, danach bis in die 40-er Jahre sank die Schülerzahl auf 70, und von da an bis zum Stilllegen des Bergwerkes waren kaum mehr Schüler. vorhanden Am 3. Juni 1959 wurde die Schule schließlich geschlossen.

Die Schullehrer der Helenen-Siedlung bekamen ihr Gehalt vom österreichischen Staat, weil die Helenen-Schule die Volksschule vom Land Burgenland war.

 

In der Helenen-Schule
Religionsunterricht gab Von 1930 bis 1938 der Brennberger Pfarrer Eduard Holczer. Bei gutem Wetter gingen die Bergbaufamilien und besonders der Schullehrer Schuster mit den Schülern jeden Sonntag nach Brennberg in die Kirche. Paulus Horvath, der Ritzinger Pfarrer lehrte von 1938 bis 1959 Religion in der Helenen-Siedlung.

Josef Sonnleitner, Maurer von Beruf, wohnhaft in der Helenen-Siedlung, wurde 1933 beauftragt, den Ziegelofen und seinen Schornstein zu sanieren. Der Genannte hatte in Brennberg gearbeitet, und war noch beim Abteufen der letzten Brennberger Grube (Hl. Stefan-Grube) dabei. Danach schied er aus, übersiedelte nach Ritzing, wo er in seinem Fach arbeitete.

Von den Ziegeln des Schornsteines wurde gleich nebenan ein Doppelhaus gebaut, in welchem die Familien Sonnleitner und Hammer wohnten.

1959 war es mit dem Schulunterricht in der Helenen-Siedlung zu Ende. Die wenig Kinder, die es noch gab in der Siedlung, mußten nach Ritzing in die Schule gehen. Ab 1930 wurde im Helenen-Schacht keine Kohle geschürft. Die Bergleute wurden in die Neu-Hermes Grube und von 1943 an in die Hl. Stefan-Grube versetzt. Zu jener Zeit hatte die Helenen-Siedlung noch 400 Einwohner.

Die Helenen-Siedlung gehörte zur Verwaltung nach Brennberg (Ödenburg). Im Jahre 1920 nach dem "Friedensvertrag" von Trianon wurde es der burgenländischen Gemeinde Lackenbach angeschlossen. Von 1993 an gehört die Helenen-Siedlung zur Gemeinde Ritzing. Die Einwohner der Helenen-Siedlung waren Österreicher, Ungarn und viele auch aus Böhmen. Ihre Verstorbenen wurden in der Ritzinger Gemeinde beerdigt, es gab aber Ausnahmen, wenn jemand im Ödenburger Spital starb, so wurde diese Person auf Wunsch der Familienangehörigen auf dem Brennberger Friedhof beerdigt.

Auf ungarischer Seite gab es nur von der Neu-Hermes Siedlung  eine ausgebaute Landstraße zur  Helenen-Siedlung. Es gab mehrere nicht ausgebaute Waldwege, die aber ebenfalls zur Siedlung führten.

Der dienstliche Kleingrenzübergang war an der Stelle, wo die ungarische Landstraße die Helenen-Siedlung erreichte. Dort gab es eine österreichische und eine ungarische Zollwache, die ständig besetzt waren.

Die Einwohner der Helenen- und Brennberger Siedlung hatten einen Grenzpassier-Paß. Mit diesem konnten die Einwohner der beiden Siedlungen die Grenze überschreiten. Die Zöllner von beiden Seiten verlangten den Pass selten, weil sie die Grenzgänger schon persönlich kannten.

Für die Einwohner der beiden Siedlungen war diese Grenze nur eine symbolische Grenze. Mädchen von Helenen heirateten nach Brennberg, und Brennberger Mädchen nach Helenen. Mit diesem kleinen Grenzverkehr wurden die beiden Siedlungen immer enger miteinander verbunden.

Zum 1. Mai und am Barbarafest feierten die beiden Siedlungen gemeinsam. Genauso hatten sie ihre Kulturprogramme gemeinsam aufgeführt.

Auf Befehl der ungarischen Rákocsi-Regierung wurde auch auf dieser westlichen Staatsgrenze im Jahre 1948/49 eine technische Sperre errichtet. Der sogenannte "Eiserne Vorhang", dieser machte alles zunichte, er trennte die Brennberger von der Helenen-Siedlung.; Verwande und Freunde wurden auf Jahre voneinander getrennt.

Bei dem österreichischen Zöllnerhaus wurde in die technische Sperre ein Tor mit Durchgang errichtet, dort kamen die österreichischen Bergleute täglich noch bis 1950 herüber nach Brennberg zum arbeiten und einkaufen.

 

Selbstverständlich unter strengster Kontrolle, was damit verbunden war, dass die Ungarische Staatspolizei CAVO täglich österreichische und mit ihnen in Verbindung gestandene ungarische Bergleute verhört hatte.

In der Helenen-Siedlung unter den Bergleuten gab es einen Spitzel, der von 1947 bis 1950 von der Siedlung, ihrem Leben und Treiben, sowie über ihre Einwohner täglich die AVO in Brennberg informierte.

Es gab in der Helenen-Siedlung Bergleute, welche durch Angst wegen der häufigen Verhöre und aus politischen Gründen das Bergwerk in Brennberg gleich aufgaben. Nur die alten Kumpel sind bis 1950 zum arbeiten herübergekommen.

1950 wurde von der ungarischen Regierung aus für die  Bergleute des Helenen-Schachtes das Arbeiten in Brennberg eingestellt. Die kritische politische Lage zwischen Ost und West  warf damit auch ihre Schatten in diesen hintersten Winkel Ungarns.

Die Arbeitslosigkeit veranlaßte die Jugend sowie die Jung-Familien, ihren Heimatort die Siedlung zu verlassen, und sie wanderten fort, was das Ende der Siedlung einläutete.

Ein Teil wanderte in das niederösterreichische Grünbacher Kohlenbergwerk, der andere Teil nach Oberösterreich in das Trimmelkan Kohlenbergwerk, viele ließen sich dort nieder, wo sie Arbeit bekamen.

Zurückblieben nur die alten und kranken Menschen, für welche nur der Tod die Erlösung brachte. 1960 gab es in der Siedlung noch zwölf Frauen und sechs Männer, alle Rentner. So endete diese schöne Bergbausiedlung, und lebt nur noch in der Erinnerung weiter.

D
helenenturmas Bürgermeisteramt von Ritzing hat die alten Betriebswohnungen mit ihren Gärten verkauft. Aus der ehemaligen Bergbausiedlung entstand ein neues Erholungssgebiet. Die alte Schule wurde renoviert und dient gegenwärtig als Herberge für Pfadfinder und Naturwanderer. Ein Stausee wurde angelegt und ein Badezentrum errichtet.

Auf diesen Wiesen, wo soviel Vergangenheit ruht, wurden neue Wochenendhäuser gebaut. Dadurch ist die alte Bergbausiedlung in Vergessenheit geraten. Der alte Lieferturm der Helenen-Grube mit seiner Tafel "Glück auf", erinnert noch an die Vergangenheit.

Die Helenen-Siedlung wurde von Ungarn bis 1950 mit elektrischem Strom versorgt. In der Brennberger Barbara-Siedlung Nr. 13 bei Familie Franz Frey im Garten stand der Leitungsmast, aan dem der Stromzähler für die Helenen-Siedlung montiert war.

Die alten, zurückgebliebenen Kumpel der Siedlung trafen sich öfters beim alten Lieferturm und grüßten einander zu "Glück auf".

Sie standen sehr oft am Stacheldraht und schauten mit traurigen Herzen hinüber nach Ungarn, zu ihrem Brennberg, und sprachen von längst vergangenen, schönen Tagen. Einer der Rentner der Helenen-Siedlung war Herr Martin Prosenec. Er wohnte seit 1928 mit seiner Familie in einem kleinen Häuschen ganz nahe zum Eisernen Vorhang.