Das Motiv für die Stilllegung des Brennberger Bergwerkes ist nicht bekannt. Doch gibt es viele Meinungen darüber. Konkrete Hinweise aber nicht, nur Äußerungen alter Kumpeln. Die zum Nachdenken anregen ...

Franz Wiborny

Geboren am 21. November 1927 in Brennberg.
Schulbildung 6 Jahre Volksschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer, Holzarbeiter.


1940 begann ich in der Brennberger Kohlensortierung zu arbeiten. 1947 wurde ich Lehrhauer. Am 24. Oktober 1950 machte ich die Hauerprüfung. Die Prüfer waren von der Brennberger Bergbauführung und drei Herren von der Budapester Berghauptmannschafl. Im Brennberger Kasino war sowohl der Unterricht, als auch die Prüfung. Es war der letzte Hauerkurs in Brennberg.

Die letzten Lehrhauer hatten gerade ihre Prüfung als unerwartet der damalige Minister für Schwerindustrie Michael Czotner bei der Prüfung erschien und als Zuhörer teilnahm. Er gratulierte den jungen Hauern und hielt eine kleine Festrede, in dem er den Hauerberuf würdigte.

Weiterhin gab er einen Perspektivenzukunftsplan vom Bergwerk bekannt. Er teilte mit, dass die Bergbaudirektion in kurzer Zeit eine neue Grube abteufen werde, zu welcher es drei Pläne gibt. Der günstigste Plan für Brennberg wird ausgeführt.

Plan 1: Die neue Grube wird Richtung Herrentisch abgeteuft. Gegenüber der Hl. Stefan-Grube Richtung Schiefersturz gibt es einen grossen Buchenwald, dort planen sie einen Kahlschlag, dort wird zugleich eine neue Wohnkolonie aufgebaut für die Bergleute.

Plan 2: Von der Hl. Stefan-Grube Richtung Weisse-Straße zum Gebiet Jägerhaus wird die neue Grube abgeteuft, zur gleichen Zeit wird auch eine neue Eisenbahnstrecke gebaut. Von Agendorf kommend bis zum Roth Denkmal wird sie ausgebaut.

Plan 3: Von dem Tepper Einödhof süd-westlich, wo das Gebäude der ehemaligen Weiße-Straße Kaserne steht. An diesem Hügelhang wird eine Grube abgeteuft. Und die Kohle von dieser Grube wird in Agendorf neben dem Bahnhof im Tagebau gefördert und von dort gleich in die nebenan gebaute Sortierungsanlage transportiert.

Diese schönen Perspektivepläne haben große Anerkennung bei den neugeprüften Hauern hervorgerufen. Leider dazu kam es nicht mehr dazu, denn am 10. Jänner 1951 kam der Befehl zum Stilllegen des Brennberger Bergwerkes. Was ich bis heute nicht verstehen kann.

Das Ganze ging so rasch, dass Dienstag am 27. Februar um 9.20 die ersten Kumpel Brennberg  Richtung Oroszlany und Värpalota
verlassen mussten.

Diese Arbeiter, welche mit dem ersten Transport fort mussten, bekamen eine Woche vor der Abfahrt folgenden Aufruf.

Vorn Original abgeschrieben:
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Franz Wibomy (III) nach Oroszlány. Wir verständigen Sie, dass der nach Oroszlány und Várpalota (Bergwerke) fahrender Personenzug am 27. Dienstag 1951 vormittag genau um 9.20 vor dem Bergbaudirektions-Gebäude abfährt. Ihr Eigentum darstellende Werkzeuge Beil, Säge und Karbidlampe bringen Sie mit. Die nach Oroszlány fahrenden Arbeiter brauchen die Karbidlampe nicht mitzunehmen.

Glück auf!

 

Karl Schenk ,  Betrieb Aussschuß Sekretär
Johann Varga, Betriebsleiter
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Das war der Beginn der Stilllegung des Kohlenbergwerkes, Ende Dezember 1952 war es aus mit dem Kohlenbergwerk. Dabei hätten diese schönen Perspektivenpläne für die Brennberger Bergbaufamilien eine sichere Zukunft gebracht.

 

Josef Cservik (I)

Geboren am 6. Dezember 1905 in Brennberg.
Schulbildung: 6 Jahre Volksschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer.


1917 begann ich zu arbeiten, Obertags beim Bergwerk. 1920 wurde ich Lehrhauer, 1923 Hauer. Ich habe in mehreren Gruben gearbeitet, mein letzter Arbeitsplatz war die Hl. Stefan Grube im 1. Feld Österreich.

Anfang 1950 zeigten sich die ersten Schwierigkeiten beim Kohleschürfen. Dazu wurden noch in der Bergbauverwaltung Fehler gemacht, was nicht hätte sein dürfen, es kann auch möglich sein, dass diese Fehler mit Absicht gemacht wurden.

In der Parteiführung konnten sich die Genossen in den führenden Positionen nicht einigen, dadurch verschärfte sich idie ganze Situation noch mehr, die Ergebnisse wurden von Monat zu Monat schlechter.

Dabei geschahen auch in der Kohleförderung unverständliche Dinge, wie zum Beispiel folgendes:

Wir schürften in Österreich 1. Feld Richtung Waldbereiterkreuz (Roteskreuz), die Stärke der Kohle war 12,6 Meter und hatte 5.800 Heizkalorien.

Wir arbeiteten in der Nachmittagschicht, das war am 25. Oktober 1950, da kam Johann Friedl, der Schichtmeister zu uns an den Arbeitsplatz und gab den Befehl, sofort hier mit dem Kohlenschürfen aufzuhören. Als ich fragte, ob das nicht ein Irrtum sei, gab er an, dass der Befehl von oben kam.

Damit war es aus, auf so einem guten Platz Kohlen zu schürfen. Die Strecke wurde mit einer Ziegelmauer abgemauert. Nach meinem Wissen gab es einen österreich-ungarischen Vertrag, welcher bis 1968 erlaubte auf österreichischem Boden Kohlen zu schürfen.

Die größte Überraschung für mich war die Nachricht von der  Stilllegung des Bergwerkes. Obwohl es noch für 200 Jahre Kohleschürfen Kohle gab. Als wir fortwanderten in das Landesinnere, ging ich bis zu meiner Pensionierung nach Oroszlány in die Grube.

Am 28. Februar 1951 schrieb die Ödenburger (Soproner) Tageszeitung: "Das Bergwerk wurde stillgelegt, weil es mit der Kohle zu Ende ist". Mit diesem Artikel hatten sie nicht nur die Brennberger Bergleute, sondern das ganze ungarische Volk irregeführt.

 

Josef Kardosi

Geboren am 17. März 1907 in Brennberg.
Schulbildung: 6 Jahre Volksschule, 1 Jhar Hauerschule, 1 Jahr Steigerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer, Steiger.

1922 begann ich im Brennberger Bergbau als Lehrhauer zu arbeiten, ab 1925 war ich Hauer. Durch Fleiß konnte ich 1939-1940 den Steigerkurs absolvieren. Ich schätzte das Bergmannsleben sehr, die Stilllegung der Grube war für mich ein grosser Schlag und Enttäuschung.


Mit den Kameraden bin ich zur Zeit des ungarischen Volksaufstandes am 13. November 1956 wieder nach Brennberg  zurück, in der Hoffnung wieder ein Bergwerk eröffnen zu können. Nach 3 Tagen hatten wir Kohle gefördert. Doch alles war umsonst, denn am 31. Dezember 1959 wurde das Brennberger Kohlenbergwerk zum zweiten Mal, aber nun für immer durch Befehl der Obrigkeit und aus rein politischen Gründen stillgelegt.

In den ersten Wochen im Jahre 1959 hatten wir in der Ödenburger Parteikomitee-Zentrale eine Arbeitsbesprechung wegen dem Brennberger Kohlenbergbaus, denn an den damaligen Arbeitsplätzen ging die Kohle zu Ende, die Werkzeuge waren alle verbraucht und das Geld war zu Ende. Wir brauchten dringend eine Finanzhilfe zum Überleben.

Der Bergwerksvorstand hatte die Bitte an Karl Zarai, den Vorstand des Ödenburger Zentralparteikomitee gerichtet, er möge zu dieser Besprechung Michael Czotner, den  Minister für Schwerindustrie einladen, was auch geschehen ist. Dort ersuchten sie ihn, er möge eine Entscheidung fällen, die eine Zukunft für das Brennberger Bergwerk bringt.

Czotner antwortete:
"Ich habe schon einmal meine Unterschrift für Brennberg gegeben, als es stillgelegt wurde. Das zweite Mal gebe ich keine Unterschrift. Solange ich Minister für Schwerindustrie bin oder sein werde, wird das Brennberger Bergwerk nicht mehr eröffnet."

Diese Besprechung dauerte 20 Minuten, dann verabschiedete sich Czotner. Damit wurde die Zukunft von Brennberg von neuem besiegelt. Seitdem schläft der Brennberger Kohlenbergbau seinen Dornröschenschlaf.

Es kommt die Zeit, dass die Menschen in Büchern über die Vergangenheit von Brennberg lesen werden, und so die Wahrheit erfahren, dass unser Bergwerk bewußt und aus politischen Gründen stillgelegt wurde.

 

Jasef Reznicsek (I)

Geboren am 21. August 1906 in Agendorf.

Schulbildung: 6 Jahre Voksschule, 1 Jahr Hauer und 1 Jahr Steigerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer, Steiger.

1920 begann ich im Brennberger Kohlenbergwerk
zu arbeiten, 1921 als Lehrhauer, 1924 als Hauer. Ich hatte in mehreren Gruben gearbeitet. Durch meinen Fleiß und meine Fachkenntnisse wurde ich 1946 zum Steiger befördert.

Ich will nur vom Jahre 1945 und 1946 die Kohlenstaubexplosionen in Erinnerung bringen, die 24 Kumpel das Leben kosteten. Es wurde viel darüber gesprochen, nur die Wahrheit nicht gesagt.

Diese Explosionen waren in der Guten Hoffnung Strecke I., sie wurde auch Reményi Strecke benannt. Die Explosion wurde aus folgendem Grundv hervorgerufen. In der Hl. Stefan Grube bei der Reményi Strecke waren zur Hauptstrecke einige Meter Höhenunterschied, was mit einer 11 Meter hohen und 2,2-Meter breiten Rull ausgeglichen wurde.

Von den Reményi I. und II. Feldern wurden die Kohlen zu dieser Rull gefördert und dort hineingeschüttelt. An der unteren Öffnung der Rull hatten 2-2 Förderburschen die Hunde wieder gefüllt und in die Hauptstrecke zur Seilbahn befördert, von dort wurden sie dann zum Lieferschacht gefördert.

Die frische Luft für die Hl. Stefan-Grube wurde durch einen Luftzug von der Neu-Hermes Grube gesichert. Diesen Luftzug spürte am besten das Österreich I. und das Reményi Feld. Die Rull mußte immer voll sein, wegen des Luftzuges. Der starke Luftzug war eine große Gefahr, es konnte dadurch Feuer entstehen und Kohlenstaubexplosion konnten entstehen. Dafür hatte die Bergbaudirektion aus Sicherheitsgründen den Befehl erlassen, dass die Rull bei Reményi Feld nicht leer stehn, darf sondern immer gefüllt sein muß, damit weniger Luft in das Reményi Feld strömt.

Es wurde immer mehr Leistung gefordert, daher war man nicht immer vorsichtig genug und es kam zure Kohlenstaubexplosion. Damit immer mehr Kohle für die Mannschaftsleistung geschrieben werden konnte, haben die Förderer mit Wissen ihrer Vorgesetzten doch ohne Erlaubnis die Rull auch ausgeleert. Dadurch wurde der Kohlenstaub mit der Luft stark vermischt und angereichert, das steigerte die Explosionsgefahr. Vernachlässigt wurde  auch die Wasserprause  vor Ort, dies machte den Arbeitsplatz noch gefährlicher, denn wenn der Kohlenstaub sich auf 18-20°C aufwärmt, steigert sich noch schneller die Explosionsgefahr.

Als der Schußmeister die Kohle sprengte,  explodierte der mit Luft angereicherte Kohlenstaub, der auf der ganzen Strecke verteilt war, ebenfalls. An dieser verantwortungslosen Arbeit ist teilweise die Mannschaft und aber auch die Aufsicht schuld gewesen. Durch diese leichtsinnige Arbeit mußten bei der ersten Explosion am 13. September 1945 18 Kumpel ihre Leben lassen und bei der zweiten Explosion am 23. Jänner 1946 noch einmal 6 Kumpel. Das war die größte Tragödie in Brennberg während des 200 jährigen Kohlenbergbaues.

Der Brennberger Kohlebergbau hatte nach dem zweitem Weltkrieg schöne Erfolge erzielt. Im Juli 1947 bekam der Bergbaubetrieb wegen seiner grossen Leistung eine Anerkennung. 12 Bergleute wurden durch hervorragende Produktionsleistung, welche über dem Landesdurchschnitt war, in Brennberg ausgezeichnet.

Das Ministerium für Schwerindustrie in Budapest hatte 5 Kumpeln von Brennberg das Spitzenleistung-Anerkennungsmedallion in Bronze übergeben, ich war auch dabei. Nach der Ehrung hatte Matthias Rákosi die 5 Kumpel empfangen, was zu jener Zeit eine grosse Ehre für uns war. Er sagte unter anderem folgendes zu uns:

"Die ungarische Regierung wird nicht vergessen, was die Brennberger Bergleute für das Vaterland geleistet haben," auf dies waren wir sehr stolz. Trotzdem wurde 2 Jahre danach das Bergwerk stillgelegt, was ich nicht verstehen konnte.

 

Johann Hoffmann

Geboren am 18. Oktober 1919 in Brennberg.

Schulbildung: 6+2 Jahre Volksschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer.

Am 28. Juli 1934 begann mein Arbeitsleben. 1943 wurde ich Lehrhauer, 1944 dann Hauer in der Hl. Stefan-Grube.
Am 16. August 1927 wurde die Neu¬Hermes Grube 380 Meter abgeteuft. Im Herbst 1949 gab es in dieser Grube Probleme. In 60-70 Meter tiefe war eine Eichenzimmerung vermorscht, durch den grossen Druck gebrochen und in die Tiefe gefallen., dabei wurden noch weitere 30 Zimmerungen in die Tiefe gerissen. Die hinabfallenden Zimmerungstrümmer sind in 320 Meter Tiefe hängengeblieben und haben einen Verhau gebildet. Der nachfallende Schutt hatte den Verhau zugedeckt,  so dass es keinen Luftzug mehr gab. Es war ein Sonntag spätnachmittag, als die Zimmerungen in die Tiefe stürzten. Eine Woche konnte der Korb (Fahrstuhl) nicht in Betrieb genommen werden. Metko Guld und seine drei Schachthauer Kumpel Josef Dorvekinger (I), Josef Ziegler (I) und Karl Hofer hatten den Schaden behoben. Die Barrikade wurde beseitigt, so konnte der Korb wieder in Betrieb genommen werden, der Luftzug war auch wieder in Ordnung. Während der Arbeiten wurde mit einem Kompressor Luft in die Grube gepumpt, so wurde der Luftzug ersetzt, auch für die Hl. Stefan Grube. Als diese Arbeit verrichtet war, hatte die Bergbaudirektion bei der privaten Tatabánya Tiefbauunternehmung Heinrich-Fröhlich-Gipfel eine dringende Arbeit in Auftrag gegeben. Im Neu-Hermes Schacht sollten mit Formsteiner und Ziegel die Grube um 40 Meter vertieft und ausgemauert werden.
Grün und Fritz, Tiefbau-Ingenieure hatten die Arbeit geleitet, zwei Brennberger Hauer kamen  als Vorabeiter hinzu: Johann Hoffmann und Karl Kromp. Am 17. Jänner 1950 begann man mit der Arbeit und am 1. Juni 1951 war die Arbeit getan.

Durch die 40-Meter Vertiefung der Grube erreichten wir einen neuen Kohlenflötz, welcher sich zum Teper-Einödhof sowie Richtung Helenen-Siedlung erstreckt. Dieser Kohlenflötz hätte für viele Jahre das Kohlefördern gesichert.
Die Grube wurde folgender Weise ausgemauert: Vom Schachtgrund bis zur 120-Meter Höhe mit Betonsteinen, von dort bis 380 Meter Höhe mit Ziegeln und die letzten 40 Meter wieder mit Betonsteinen. Mir ist nur unverständlich gewesen, dass man schon mit dem stufenweisen Stillegen des Bergwerkes am 27. Februar 1951 begann, indem die ersten Bergleute nach Varpalota, Oroszlány und Tatabanya versetzt wurden. Warum wurde damals noch von der Tiefbau-Firma bis zum 1. Juni weitergearbeitet und die Arbeit beendet.

Für diese Erneuerungsarbeiten hatte das Ministerium für Schwerindustrie unnötig viele Millionen Forint ausgegeben.



Franz Wikipil

Geboren am 4. Juli 1929 in Brennberg.

Schulbildung: 8 Jahre Voksschule, 3 Jahre Lehrlingsschule.
Beruf: Drehenneister.

1943 begann ich als Dreherlehrling in der Brennberger Hauptwerkstatt zu arbeiten, nach der Fachprüfung arbeitete ich beim Bergwerk weiter. Nach der Stillegung des Bergwerkes begann ich in Ödenburg zu arbeiten.

Während des Volksaufstandes 1956, als die Brennberger Bergleute nach Brennherg zurückkamen um wieder Kohle zu schürfen, hatte ich meinen Arbeitsplatz in Ödenhurg aufgegeben und den Bergleuten als Bergbauschlosser und Maschinist
angeschlossen.

Die Ödenburger Soproni Bánya és Épít
őipari Egyesület hatte das neue Bergbauunternehmen in Betrieb gehalten, Lajos Salamon, Ingenieur, war der Betriebsleiter.

Als das Bergbauunternehmen 1959 zum zweiten Mal, nun für immer stillgelegt wurde, ging ich wieder nach Ödenburg zur Ödenburger Vas és Járm
ű KTSZ (Metalon) zu arbeiten, wo ich bis zu meiner Persionierung arbeitete.

Im Jahre 1956 begannen wir auf drei solchen Plätzen Kohle zu fördern, wo vor 150 Jahren schon gefördert wurde. Nur mit der damaligen Technik konnte man diese Kohle nicht ausschürfen. Darum ging es dort rasch zu Ende mit den Kohlen und wir brauchten dringend eine neue Grube. Aber für dieses Abteufen fehlte uns das Geld und die Maschinen. Als der Volksaufstand niedergeschlagen war, wurde das Geld auch immer weniger. Zudem kamen öfter Kontrollen vom Bergbaubetriebsschutz., mit anschliessenden Mahnungen an die Bergbauführung und der Androhung der Schliessung, wenn die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten werden.

Artur Vajk ehemaliger-Direktor imn Brennberger Kohlenbergbau war 2%iger Teilhaber an der Urikany-Zsilvölgyi AG. Nach seiner Ablöse beim Brennberger Kohlenbergbau wurde er von 1950 an Ratgeber des Ministerium für Schwerindustrie.

Beim Volksaufstand im Jahre 1956 sah er es an der Zeit, mit seinem Kollegen Jen
ő Faller,  auch einem ehemaligen Bergbaudirektor zusammen in Brennberg von neuem eine Kohlengrube zu öffnen.

Im Jahre 1956 wurde sofort wieder mit dem Bergbau in Brennberg begonnen. Diese Arbeiten waren der Anfang für eine neue modeme Grube. Damals wurde in 2-3 kleinen Gruben geschürft. Ich glaube nicht, dass die Brennberger Grube mit Defizit gearbeitet hat.

Als im Jahre 1956 die Soproni Bánya és Épít
őipari Egyesület die Brennberger Grube in Betrieb nahm, wurde mit sehr grossem Gewinn gearbeitet, dabei wurden täglich nur 3 Waggon Kohle gefördert.

Meiner Meinung nach wurde Artur Vajk Bergbaudirektor rechtlos von den damaligen Kommunistischen Partei-Mitgliedern abgelöst und von Brennberg fortgeschickt. Dies hat dazu beigetragen, dass das Brennberger Bergwerk stillgelegt wurde.

Meine Erinnerungen schließe ich mit einer Erzählung von den Erlebnissen meines Großvaters Leopold Lappinger einem Schachthauer, als die Soproner Grube in der Tiefe versank.

Der Kalender zeigte den 5. Juni 1920. Mein Großvater und seine zwei Schachthauerkumpel hatten gerade wieder die Sicherheitsvorrichtungen im Schacht kontrolliert, genau an  dem Tag als der Förderturm zu versinken anfing.

Die drei Schachthauer standen auf dem oberen Teil des Korbes, und gaben Zeichen zur langsamen Hinabfahrt. Der Korb hebte ab und fuhr langsam den Schacht hinunter. Während der Abfahrt schlugen die Schachthauer öfters auf die Eichenzimmerungen. Und nebenbei beobachteten sie auch den Leitbalken. Bei dieser Abfahrt hatten sie nichts außergewöhnliches beobachtet. Aber als sie bei der Schachtsohle unten ankamen, bemerkten sie, dass ein Leitbalken einen Sprung hatte.

Der Leitbalken hat die Aufgabe, das Pendeln des Korbes zu verhindern. Diese Leitbalken sind bei der Eichenzimmerung rechts und links befestigt und von mehreren langen Stöcken zusammengeschlossen, von der Schachtöffnung bis zur Schachtsohle und genau so ein Leitbalken war zersprungen.

Die Schachthauer hatten den fehlerhaften Leitbalken abgemessen, sind ausgefahren und hatten einen neuen Leitbalken nach Maß abgeschnitten und durchgebohrt, genau so vorbereitet, dass sie ihn austauschen konnten. Sie fuhren wieder hinab in die Grube, aber sie konnten den Leitbalken nicht austauschen, denn der neu angefertigte Leitbalken war um 35 cm länger als der gebrochene.

In dem Glauben, dass sie sich vermessen hatten, nahmen sie nochmals genau Maß und sind abermals ausgefahren, hatten nach dem neuen Maß wieder einen Leitbalken angefertigt. Als sie ihn austauschen wollten, war dieser wieder um 15 cm länger.

Mein Großvater bemerkte sofort, dass bei der Schachtzimmerung ein Fehler ist, und dass sie zu versinken beginnt.

Die Schachthauer fuhren gleich aus von der Grube und meldeten dies. Es wurde gleich Alarm geschlagen, niemand durfte mehr hinunter- oder herausfahren aus der Sopron-Grube. Die dortigen Grubenarbeiter wurden  zum Ausfahren zum Neu-Hermes Schacht umgeleitet.

Eine halbe Stunde später, um 13 Uhr versank der Förderturm in der Tiefe samt den Eichenzimmerungen. Diese Katastrophe hat kein Menschenleben gefordert. Nur wirtschaftlich brachte es den Brennberger Kohlenbergbau in eine schwere Situation.

In dem heutigen Martha-Zeile Haus Nr. 5 wohnten von 1905 an zwei Bergbaufamilien: mein Großvater Leopold Lappinger mit Familie und sein Schwager Ignac Fabian mit seiner Familie. Seitdem nennt man auch jetzt noch dieses Gebäude das Lappinger-Haus.

Zu jener Zeit gab es sehr wenige Trinkwasser-Brunnen in der Siedlung. Die Mütter mußten neben ihrer täglichen Arbeit noch das nötige Wasser für die Küche und die Familie von weit herbeischaffen.

Bei dieser Arbeit half jedes Familienmitglied. 2-3mal täglich wurde vom Brunnen Wasser geholt. Spängler machten zum Wassertragen aus verzinktem Plech eine 15-20 Liter grosse Kanne mit zwei Griffen. Wenn der Vater oder die Buben zum Wasser gingen, hatten sie diese Blechkanne auf eine Schubkarre gestellt und so das Wasser geliefert, ging die Mutter oder die Mädchen, so wurde diese Kanne in den Buckelkorb gestellt und so getragen, was sehr schwer und mühselig war. Darum hatten sich die beiden Schwager entschlossen, einen Brunnen abzuteufen. Im Jahre 1922 hatten sie auch damit begonnen, als sie 6 Meter Tiefe erreichten, stiessen sie statt auf Wasser auf Kohle. Diesen Kohlenfund meldeten sie sofort der Bergbaudirektion und es wurde sogleich begonnen einen Stollen in den Berghang zu treiben. Nach diesem kann man die Stärke und auch die Richtung der Kohle feststellen. Als sie sahen, dass sich die Kohle in Tiefe zieht, begannen sie eine Grube abzuteufen.

Im Jahre 1920 als die Sopron-Grube versank und damit auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten begannen, war dieser Kohlenfund eine grosse Hilfe. Noch in demselben Jahr begann man, neben der Wiedner Wohnung die 75 Meter tiefe Grube abzuteufen.

In dieser Grube begann noch 1923 die Kohleförderung und in ein paar Jahren wurde von dort der 10.000 Waggon Kohle gefördert. Die Grube bekam ihren Namen von der Frau eines Bergbaubeamten, so wurde sie Martha-Grube benannt.

 


Johann Zeltner

Geboren am 13. Oktober 1924 in Brennberg.
Schulbildung: 2 Jahre Volksschule, 2 Jahre Wiederholungsschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer.

Ich bin der Sohn einer Bergmannsfamilie, mein Vater war Schachthauer. Am 8. Juli 1935 verunglückte er im Neu-Hermes Schacht tödlich. Die Bergbaufamilien waren alle arm, doch nach dem Tode meines Vaters wurden wir eines schweren Schicksals Teil. Wie jedes Bergmannskind in diesem Alter begann icb 1938  in der Sortierungsanlage zu arbeiten. 1941 begann ich dann am Barbara Schacht als Förderer.


bild06Ich vergesse es nie, als ich das erste Mal in die Grube am Barbara Schacht hinuntergefahren bin. 6 Personen hatten im Lieferkorb Platz, die Älteren haben mich in die Mitte genommen, weil ich so klein und schwach war. Im Jahre 1946 wurde ich in der Gute-Hoffnung Grube als Lehrhauer eingesetzt, mein Vorarbeiter war der Hauer Gottffried Wilcsek. Nach dreijähriger Lehrhauerarbeit hatte ich 1949 meine Hauerprüfung.

Ein schlimmes Erlebnis vergesse ich nie, es geschah in der Hl. Stefan Grube, es hätte mir benahe das Leben gekostet. In einer Strecke brach Feuer aus, die Kohlenmonoxydgase breiteten sich rasch bis zu unserem Arbeitsplatz aus,  der wegen eines Schuhtes 30 Meter tiefer lag. Mein Vorarbeiter Franz Pölz rief mir hinunter: "komm rauf, genug für heute!". Ich wollte noch den 11. Hund füllen, dazu kam es nicht mehr. Mir wurde übel, ich war schon zu schwach zum Hinaufgehen. Johann Frey (auch Pipas genannt) verließ auch seinen Arbeitsplatz. Er bemerkte den kleinen Schein von meiner Karbidlampe. Er erkannte die Gefahr. Rettungsmänner brachten mich ans Tageslicht, ich war schon bewußtlos. Dr. Gal Bergwerksarzt war gleich zur Stelle, und es ging noch gut aus, Johann Frey hatte mir das Leben gerettet.

Ich möchte auch ein für mich schönes Erlebnis erzählen: 1949 hatte die Brennberger Bergbaudirektion 12 Bergleute mit dem Spitzenarbeiter Titel ausgezeichnet, darunter auch mich. Ich war stolz darauf, ich war der Jüngste unter ihnen. Wir bekamen 2 Wochen Erholungsurlaub, den ich mit meiner Frau am Plattensee verbracht habe. Das rasche Stillegen des Bergwerkes hatte mich unerwartet getroffen. Es wurde viel darüber gesprochen, doch das wirkliche Motiv zum Stillegen wurde den Brennberger Kumpeln nicht bekanntgegeben.

Die kommunistische Parteiführung von Brennberg hatte den Bergbaudirektor Vajk im Jahre 1947 unberechtigt abgelöst und fortgeschickt, es durfte aber nicht darüber gesprochen werden. Als Vajk Brennberg verließ, machte er folgende Bemerkung: "Ich gehe mit schwerem Herzen fort von Brennberg, aber wenn ihr gehen werdet, werdet ihr weinen". Und das ist auch eingetroffen, als 1952 das Bergwerk stillgelegt wurde.

Ich möchte noch ein bitteres Schicksal in unserer Familie erwähnen. Meine Frau stammt aus einer kinderreichen Bergbaufamilie. Ihr Vater war Schachthauer, fuhr mit drei Kameraden in die Neu-Hermes Grube ein. Er bemerkte eine Gefahr, seine letzten Worte waren: "Kameraden, es ist aus". (Nach der Aussage der drei Kameraden.) Franz Ramberger, ein erfahrener Schachthauer unten angekommen stieg noch aus, die Sturmglocke zu läuten. Der Grubenmaschinist zog den Förderkorb herauf, die drei Männer waren bewußtlos, nur er fehlte. Die Rettungsmänner fanden ihn beim Sturmglockenseil zusammengesunken tot, an Kohlenmonoxydgas gestorben. Er war das letzte Opfer am 25. September 1951 in Brennberg.



Karl Paraschin

Geboren am 23. März 1923 Brennberg.
Schulbildung: 6 Jahre Volksschule, 3 Jahre Elektriker-Lehrlingsschule, Elektroinstallateurmeister-Prüfung.
Beruf: Installateurmeister, Pensionist.

Ich stamme aus einer Bergbaufamilie, ab 1938 begann ich zu arbeiten in der Brennberger Kohlensortierungsanlage. Ein halbes Jahr lang, nach meiner Arbeitszeit ging ich in die Bergbauzentralwerkstatt in die Elektroabteilung, täglich 5 Stunden um praktisch zu arbeiten. Dadurch kam ich 1939 als Elektrolehrling dorthin. 1941 wurde ich Elektrogeselle und 1975 machte ich meine Elektroinstallateurmeister-Prüfung. Als das Bergwerk stillgelegt wurde, ging ich mit dem ersten Transport am 27. Februar 1951 nach Oroszhiny um dort zu arbeiten. 2 Jahre später kam ich wieder nach Hause und arbeitete in Sopron bei der Vás és Jarmüipari KTSZ (METALON), dort blieb ich bis zur Rente.


1941 wurde der ganze Brennberger Betrieb unter Militärkontrolle gestellt, unter das Kommando von Hauptmann Csizmadia., wie auch die Ödenburger Seidenfabrik. Die Brennberger Einwohner verehrten ihn, weil er ein guter Mensch war. Er hatte vielen Bergleuten geholfen, sogar mehr junge Bergleute hatte er von der Front zurück in das Bergwerk gebracht. Und trotzdem hat in das Volksgericht 1945 in Ödenburg zu einer langjährigen Kerkerstrafe verurteilt.

Während der Kriegszeit wurde unsere Familie verfolgt, weil wir nicht in Volksbund waren. 1946 wurde ich Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, daher wurde ich nach 1948 wieder verfolgt.

Aus der Pfeilkreuzlerzeit kann ich mich noch an folgendes erinnern. Im November 1944 kam Szálasi nach Brennberg. Er hatte einen roten Pkw: einen amerikanischen Crysler, dessen Zylinderkopf in Brennberg kaputtgefroren ist. In der Brennberger Montagewerkstatt mußte die Reparatur gemacht werden. Johann Beuk Automonteur und ich haben zwei ganze Tage daran gearbeitet, bis er wieder betriebsfähig war.

Im Juni 1945 war Franz Wiborny der Vorstand der örtlichen Kommunistischen Partei, er hatte mit den in Brennberg stationierten sowjetischen Soldaten, eine Zivilpolizei aufgestellt. Sie waren mit Handband versehen und hatten auch einen Berechtigungsausweis in ungarischer und sowjetischer Sprache und Waffen bekamen sie auch. Ihre Aufgabe war, in der  Siedlung die Ordnung aufrechtzuerhalten, die Bergbaufamilien gegen Plünderer und gegen die sowjetischen Besatzungssoldaten zu schützen. Von dem Brennberger Internierungslager mußten sie die Gefangenen zu ihrem Arbeitsplatz begleiten. Einen Teil der Arbeiter zum Bergwerk, den anderen Teil zum Forstamt. Die Burschenzimmer des Bergwerkes wurden zum Internierungslager umgebaut und mit Stacheldraht umzäunt. Es gab auch dort eine ständige Militärwache; dieses Lager war für politische und Militärgefangene (Internierte). Die Gefangenen wohnten dort und wurden auch dort verpflegt. Jakal (früher Kasino-Wirt) war der Küchenchef.

 

Johann Schramek (I)

Geboren am 5. August 1906 in Brennberg.

Schulbildung: 6 Jahre Volksschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer, Schußmeister, Steiger.

Als Kind armer Leute mußte ich schon mit 12 Jahren arbeiten gehen, ich war Kutscher. 1922 begann ich als Förderer am Barbara-Schacht. 1927 wurde ich Lehrhauer, 1930 Hauer in der Neu-Hermes Grube. Seit 1942 arbeitete ich in der HIl Stefan-Grube bis zu seiner Stilllegung.

Wegen der Tiefe der Gruben und des starken Druckes auf das Gestein entstanden immer mehr und grössere Grubenfeuer. Daher organisierte die Bergbaudirektion für das Bergwerk einen Schnellrettungsdienst. Für kleine und schwere Atmungsapparate, bei dem ich auch aktiv mitwirkte. Als ich die Prüfung abgelegt hatte, wurde ich von 1928 bis 1942
Mitglied der Rettungstruppe. Wir waren oft im Einsatz und hatten so manchen Kumpeln das Leben gerettet.

1942 kam von der deutschen Regierung aus Deutschland der Aufruf nach Ungarn, dass alle Familien deutscher Nationalität nach Deutschland auswandern sollten, diesem Aufruf sind mehrere Brennberger Familien gefolgt. Unter diesen Familien war auch ich mit meiner Familie. Am 10. April 1942 wurden wir nach Deutschland ins Ruhr-Gebiet gesandt. Nach den vielen Bombadierungen und Entbehrungen am Kriegsende wurden wir wieder nach Hause in unsere kleine Bergbausiedlung geschickt. Amn 15. Juli 1946 kamen wir wieder in Brennberg an und am 1. August begannen wir wieder im Brennberger Bergwerk zu arbeiten. Unser Aufenthalt in Deutschland, in Dortmund, dauerte 4 Jahre und 3 Monate.

1949 wurde ich bis 1952 Schußmeister, anschließend ging ich mit meinen Kumpeln nach Oroszlány in das dortige Bergwerk. 1956 beim Volksaufstand kamen wir wieder zurück nach Brennberg.

In 1956 und den kommenden Jahren wurde dort nach Kohle geschürft, wo vor 150 Jahren durch mangelhafte technische  Ausrüstung kein erfolgreicher Abbau mehr möglich war. Von 1957 an war die materielle Hilfe sehr schwach, was  dem Sturz des Volksaufstandes zugeschrieben wurde. Weil ich in Brennberg meinen Arbeitsplatz und Zukunft nicht gesichert sah, ging ich 1958 zurück nach Oroszlány in das Bergwerk, dort wurde ich gleich zum Steiger befördert. Am 5. August 1961 ging ich in die Rente, seitdem lebe ich wieder in Brennberg.

Josef Tschürtz

Geboren am 4. Oktober 1924 Brennberg.

Schulbildung: 6 Jahre Volksschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann-Hauer.

Ich stamme aus einer Bergbaufamilie. Mein Vater war Hauer und danach Schachthauer. Die Armut der Bergbaufamilien betraf auch meine Eltern, darum mußte ich nach Abschluß der Schule 1936 gleich zur Kohlensortierung arbeiten gehen.

1939 begann ich bei der Barbara-Grube im Kuba-Schacht zu arbeiten. 1940 wurde ich Lehrhauer und 1941 machte ich die Hauerprüfung. Noch in demselben Jahr ereignete sich in unserem Abschnitt ein Grubenunglück, bei welchem Andreas Gager und Johann Kromp verunglückten. Dies führte bei mir zu grosser Angst und einer Abneigung gegen das Bergwerk. Im Februar 1942 ohne Wissen und Erlaubnis meiner Eltern meldet ich mich als österreichischer Staatsbürger freiwillig in die deutsche Armee, kurz darauf wurde ich eingezogen.
Als Rekrut kam ich nach Wien, wo meine Ausbildung begann. Von dort wurde ich nach Prag in die Prinz Eugen Straße-Kaserne versetzt. Nach einem Monat wurde unser Bataillon in die Ost-Front kommandiert, den Kubani Brückenkopf zu verteidigen. Dort begann für mich das Leiden meiner Militärzeit. Auf unser Bataillon paßte das alte Sprichwort: einmal oben, einmal unten. Nach dreijährigen Entbehrungen und Hungern wurden wir durch Rumänien nach Ungarn, von dort nach Österreich übersiedelt, was damals noch die Ost-Mark war. Am 8. Mai 1945 gingen wir in die amerikanische Gefangenschaft.

Nach einer Woche Gefangenschaft wurden wir am 16. Mai entlassen, ich ging sofort nach Brennberg zu meinen Eltern. Nach zwei Tage Aufenthalt mußte ich nach Österreich zurückfliehen, weil gegen mich ein Haftbefehl vorlag, denn ich war deutscher Soldat. In Lackenbach bei einer Bauernfamilie bekam ich Arbeit und Unterkunft. 1946 hatte mich das Heimweh und die Fürcht vor den sowjetischen Besatzungssoldaten in meinen Heimatsort nach Brennberg zurückgebracht. Beim Bergwerk bekam ich keine Arbeit, weil ich deutscher Soldat war. Dafür mußte ich beim örtlichen Forstbetrieb arbeiten.

Da ich freiwillig deutscher Soldat gewesen war, wurde ich im Jahre 1946 interniert, und in Ödenburg eingesperrt. Nach einem Jahr Gefangnis und täglichen Verhören wurde ich am 27. Juni 1947 entlassen, und für zehn Jahre meiner bürgerlichen Rechte enthoben, außerdem mußte ich mich ein Jahr hindurch jeden Sonntag um 12 Uhr in der örtlichen Polizeigarnison melden.

Am 5. August 1947 konnte ich wieder beim Bergwerk in den Dienst treten. In der Hl. Stefan Grube begann ich bis zur Stilllegung zu arbeiten. Am 27. Februar 1951 wurde ich mit dem ersten Transport mit vielen meiner Kumpeln in das Bergwerk nach Oroszlány versetzt.

Meiner Meinung nach wurde das Bergwerk nicht wegen Kohlenmangels gesperrt wie es die Ödenburger Zeitung schrieb, sondern aus politischen Gründen und wegen der Wirtschaftsinteressen der Aktionäre. Nach Erzählungen älterer Kumpeln gibt es in Brennberg und seiner Umgebung noch soviel Kohle, dass es noch für 200 Jahre Bergbau gereicht hätte.

Von 1956 bis 1984 arbeitete ich in Ober-Österreich in Trimmelkan im Bergwerk als Hauer. Als ich Rentner wurde, kam ich das erste Mal wieder zurück nach Ungarn. Das Heimweh hat mich zurückgebracht in mein Heimatdorf, Brennberg, wo ich seitdem von Jahr zu Jahr unter alten Freunden und Bekannten viele schöne Tage verbringe.

 

Johann Glaser

Geboren am 24. September 1921 in Brennberg.

Schulbildung: 6+2 Jahre Volksschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer.

Nach Beendung meiner Schulzeit begann ich
am 13. Juli 1937 in der Brennberger Kohlensortierung zu arbeiten und wurde kurz darauf Hilfseinschieber beim Barbara-Schacht. Danach wurde ich Lehrhauer, nach einem weiteren Jahr arbeitete ich in der Neu-Hermes Grube.

Ich war bis 1952 österreichischer Staatsbürger und bekam am 1. November 1941 die Einberufung zum deutschen Militär. Im Februar 1945 kam ich in Norwegen in englische Gefangenschaft und noch im selben Jahr am 5. November nach Hause. Ich wurde mehrmals von der ungarischen Geheimpolizei (CAVO) verhört. Dann bekam ich wieder Arbeit im Bergwerk in der HI. Stefan-Grube.

Bei Stilllegung des Bergwerkes wurde ich am 27. Februar 1951 mit meinen Kumpeln zusammen in das Oroszlányer Bergwerk versetzt. Wir blieben in Brennberg wohnen, ich kam jede 2.-3. Woche zur Familie nach Hause. In Oroszlány wohnte ich im Arbeiterheim. Seit meiner Pensionierung lebe ich wieder in der Brennberger Siedlung. Wegen ihrer deutschen Nationalität und Forderungsstreikes waren unsere Ahnen und Väter in dem Horthy-Regime nicht beliebte Bergleute. Ihre persönliche Anerkennung verschlechterte sich noch am 15. Dezember 1921 bei der Volksabstimmung von Ödenburg. Bleiben bei Ungarn oder einen Anschluß an Österreich war die Frage. Die Mehrheit der Brennberger gab seine Stimme für Österreich.

Im Jahre 1938 entstand der Volksbund in Ungarn, in welchem die Brennberger Bürger größtenteils Mitglieder waren. Dann kam der II. Weltkrieg, in welchem die Brennberger Männer deutscher Nationalität eingezogen wurden. Was in den Nachkriegsjahren als ungarnfeindlich galt.

Am Ende des II. Weltkrieges begann die Vergeltung und zur Verantwortungziehung. Die Rache gegen die volksdeutsche Nation. Schuldig oder nicht, in diese Racheaktion wurden die Brennberger deutschen Familien auch hineingezogen.

Mein Jahrgang und die späteren Kinder konnten nichts dafür, dass unsere Väter solche Entscheidungen trafen. Die Deportierung der deutschen Brennberger wurde aufgehoben, weil die ungarische Regierung dringend die Kohle brauchte.

Die Entscheidung der Stilllegung war eine voreilige Maßnahme, denn das Bergwerk wurde nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus politischen Gründen stillgelegt. Meine Meinung ist, dass es von der damaligen Regierung eine schlechte Entscheidung war und ein Racheakt gegen die Brennberger Bergbaufamilien.

Ich erinnere mich noch daran, dass die alten Brennberger Kumpel sagten: "in Brennberg wird noch was Großes geschehen, was in die Geschichte eingeht". Nur niemand wußte, was und wann etwas geschehen wird. 1952 war dieses grosse Geschehen, als das Bergwerk stillgelegt wurde.

 

Johann Schwenocha

Geboren am 9. November 1922 in Brennberg.

Schulbildung 6 Jahre Volksschule, 2 Jahre Wiederholungsschule, 1 Jahr Hauerschule.
Beruf: Bergmann, Hauer.

Ich bin österreichischer Staatsbürger, wohnte bis 1951 in der Helenen-Siedlung (Burgenland). Von 1936 bis 1938 arbeitete  ich beim Bergwerk in Brennberg, dann als Maurer in Leoben (Österreich).

1940 ging ich freiwillig in die deutsche Armee. 1941 wurde ich nach Prag kommandiert, von dort nach Lemberg und von dort an die Ost-Front. Im Juni 1945 kam ich zurück zum Helenenschacht.

Im Juni 1947 begann ich von neuem im Brennberger Bergwerk in der Hl. Stefan-Grube zu arbeiten. Es durften allerdings nur noch die Grubenarbeiter nach Ungarn herein, die Grenzeschließung war schon angekündigt. Meine Verlobte Maria Reznicsek war aus Brennberg und die Schwierigkeiten begannen. Wir heirateten in der Brennberger Kirche am 30. Dezember 1950. Ich allein durfte nach Ungarn zu meiner Trauung. Eltern, Geschwister, Verwandte standen an der Grenze und waren nur in Gedanken bei mir.

Weil ich österreichischer Staatsbürger war, mußte ich meinen Arbeitskollegen Friedrich Ciklar bitten, mir die Obliegenheiten zur Hochzeit zu erledigen. Einen Tag vor unserer Hochzeit mußte ich mich in Ödenburg bei der AVO-Kommandantur melden. Dort wurde mir gesagt, dass meine Frau 1-2 Jahre warten muß, bis sie die Auswanderungserlaubnis bekommt und das Ungarnland verlassen kann.

Zu meiner Hochzeit bekam ich nur alleine die Erlaubnis, von der Helenen-Siedlung (Österreich) nach Brennberg (Ungarn) zu kommen, sonst niemand von unserer Familie. Ich bekam eine 24-Stunden-Aufenthaltsbewilligung in Brennberg vom 30. Dezember von 16 Uhr bis zum 31. Dezember 16 Uhr. Dann haben mich die AVO-Soldaten bis zum eisernen Vorhang auf die Helenen-Siedlung zurückbegleitet.

Weil mich die AVO so erniedrigt und gedemütigt hat, habe ich mich aus Rache entschlossen, ich meiner Frau helfen werde über die technische Sperre von Brennberg nach Österreich zur Helenen-Siedlung zu fliehen.

Meinen Entschluß habe ich in die Tat umgesetzt, am 27. März 1951 um 2 Uhr früh bin ich von Österreich über die technische Sperre (Stacheldraht, Maschendrahtzaun und das Minenfeld) nach Brennberg, gegangen und auf demselben Weg wieder zurück nach Ungarn geflüchtet, diesmal aber mit meiner Frau.

Bei dieser gefährlichen Flucht hat mir mein Bruder und mein bester Freund geholfen. So habe ich mich von Brennberg verabschiedet.