Wo unsere Harkauer Landsleute 1946 angesiedelt wurden! (Quelle: Schindler: Harkau - mein Heimatdorf)

Pfarrer Danielisz und Lehrer Schwahofer stellten gleich, kurz nach der Verteilung der Harkauer auf die einzelnen Gemeinden in Hessen, eine Liste auf, in der sämtliche im Kr. Marburg/Lahn untergebrachten vertriebenen Harkauer namentlich aufgeführt sind. Kollege Schwahofer stellte mir dankenswerter Weise diese Liste zur Verfügung. Unser Landsmann, Oskar Trackl, machte sich die Mühe und ergänzte die Liste mit den Namen der Harkauer, die erst später aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrten. Auch gab er die "Binnenwanderung" deren an, die wegen besserer Arbeitsbedingungen, besserer Verkehrsverhältnisse, Erwerb eines Bauplatzes oder anderer Gründe in andere Dörfer, Städte "weitergezogen" sind. Herzlichen Dank dafür! 
 
Bei der Durchsicht der Namenslisten wird uns auffallen, daß die vertriebenen Harkauer 1946 in 22 Gemeinden des Kreises Marburg angesiedelt, aber keine der Stadt Wetter zugeteilt wurden. Später jedoch übersiedelten viele Harkauer nach Wetter, so daß heute mehr Harkauer in Wetter wohnen, als in jeder anderen Gemeinde. Daß sich in Wetter so viele Harkauer neue Heimat aufgebaut haben, hat neben der zweifelsohne günstigeren Verkehrslage der Stadt Wetter auch andere Gründe, nämlich die freundliche und wohlwollende Aufnahme der Harkauer von Seiten der Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung. Das freundliche Verhältnis mag begonnen haben, als kaum zwei Monate nach der Vertreibung unser Landsmann Hans Kogler sich mit seiner Braut Luise, geb. Untenecker, vom Pfarrer in Wetter kirchlich trauen ließ, da der Pfarrer in seiner neuen Heimatgemeinde dazu nicht bereit war. Das gute Verhältnis wurde fortgeführt durch die alljährlichen Kirchweih-Gottesdienste der Harkauer in der altehrwürdigen gotischen Kirche Wetters, durch die vielen zugezogenen Harkauer, die sich in Wetter ein neues Zuhause schufen, und es reicht bis zur Spende der Gemeinde für die Renovierung unserer Heimatkirche und zur Wahl unserer Nachbargemeinde Deutschkreutz zur Patenschaftsgemeinde im Burgenland.
 
Ebenso wird uns auffallen, daß viele Landsleute nach Kirchhain weitergezogen sind, wo 1946 auch keine Harkauer angesiedelt worden waren. Wahrscheinlich haben manche der bei Wetter angeführten Gründe auch für Kirchhain ihre Gültigkeit. Besondere Schwierigkeiten bereiteten uns das Auffinden der Orte in Bayern, in denen einige Harkauer Familien angesiedelt worden waren. Auch gelang es uns nicht immer, bei einigen dieser Harkauer, das Sterbedatum festzustellen.
 
Seit der Vertreibung sind in den über 40 Jahren schon viele unserer Landsleute verstorben. Ich habe in dieser Liste hinter den Namen der verstorbenen Landsleute das Sterbedatum und das Alter des Verstorbenen, sowie den Sterbeort angegeben, sofern dieser nicht identisch ist mit dem Ort, in dem sie 1946 angesiedelt wurden. Daß ich diese, m. E. so wichtigen Daten über unsere Verstorbenen eintragen kann, verdanke ich unserem Landsmann, Oskar Trackl, seiner Frau Theresia, geb. Eckel und seiner Schwester Irma Kappel, geb. Trackl. Sie hatten seit der Vertreibung alle Todesfälle von ehemaligen Harkauern notiert und mir jetzt diese Liste zur Verfügung gestellt. Wahrhaftig eine sorgfältige, gewissenhafte und pünktliche Arbeit! Nach ihrer Zusammenstellung sind seit der Vertreibung (bis 31. Dez. 1986) insgesamt über 490 Harkauer Landsleute in "fremder Erde" beerdigt worden. Ich darf meinen drei Helfern für diese ihre treuen Dienste meinen herzlichen Dank aussprechen; denn es ist wahrhaftig keine Kleinigkeit, solch eine Arbeit Vierjahrzehnte hindurch pünktlich zu notieren. Dazu gehört Liebe und Verbundenheit zur unvergessenen Heimat und Ihren Bewohnern.
 

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Die nachfolgende Liste von Herrn Andreas Schindler stammt aus dem Jahr 1987.

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