Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft I
Boronkai, Szábolcs: Bedeutungsverlust und Identitätskrise. Ödenburgs deutschsprachige Literatur und Kultur im 19. Jahrhundert. Wechselwirkungen 2. Bern 2000
Schon ab 1750 wurde am Stadtgraben, den man zuschüttete, eine neue Häuserzeile errichtet. Damit erhielt die der Innenstadt zugewandte imposante, barockisierte Häuserfront der Vorstädte ein Gegenüber. Dazwischen lag die Ringstraße, die „Grabenrunde“, die im 19. Jahrhundert immer mehr zum wirtschaftlichen Zentrum wurde. Die Innenstadt mit ihren Palais und alten Bürgerhäusern war für die Repräsentationsbauten, die nun entstanden, zu beengt, verlor an Bedeutung und blieb so Gott sei Dank weitgehend erhalten. Die äußere Stadtmauer wurde – bis auf wenige Überreste – abgerissen.
Die gesamte moderne Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konzentrierte sich also auf den Westen der Stadt, wobei die beiden Bahnhöfe, der Südbahnhof und der Raaber Bahnhof, die Kristallisationskerne waren. In Richtung Bahnhöfe wurden neue Straßenzüge und Stadtviertel angelegt, etwa an Stelle des alten evangelischen Friedhofes, der verlegt werden musste. Aufmerksamkeit verdient vor allem die Kossuth - Straße, die zum heute stillgelegten Südbahnhof führte. Hier stehen schöne Villen inmitten von prächtigen Gärten. Man sagt, dies wäre die erste Gartenstadtgasse im ganzen damaligen Ungarn gewesen.